Kontext
Im Internet spekulieren User immer wieder über die Gesundheit des US-Präsidenten. Dabei werden auch Fälschungen und Falschbehauptungen verbreitet – wie über Trumps angeblichen Tod.
„Wie haben Sie herausgefunden, dass Sie tot sind?“, fragt ein Journalist kürzlich bei einer Pressekonferenz den US-amerikanischen Präsidenten. „Haben Sie das mitbekommen?“ Trump verneint erst, sagt dann jedoch, dass er davon gehört habe und es „verrückt“ sei.
Er listet daraufhin auf, welche Termine er zuletzt absolviert habe. Kaum würde er zwei Tage keine Pressekonferenz abhalten, heiße es, dass mit ihm etwas nicht stimme. Die Frage des Reporters wirkt skurril. Das Thema prägt aber insbesondere die sozialen Medien seit mehreren Tagen.
Hashtags zu Trumps Tod in den Trends
Auf der Plattform X trendet der Hashtag #trumpdead (Trump tot). Suchabfragen wie „Ist Trump tot?“ gehörten in den vergangenen Tagen zu den meistgesuchten Begriffen bei der Suchmaschine Google. Zahlreiche Gerüchte wurden gestreut, vermeintliche Aufnahmen sollten Beweise für das Ableben Trumps liefern.
So werden beispielsweise auf TikTok Videos geteilt, die Trumps Beerdigung oder Trauerreaktionen anderer Prominenter zeigen sollen. Ein Video zeigt den ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden, wie er einen mit der US-amerikanischen Flagge geschmückten Sarg streichelt. Diese Bilder stammen jedoch nicht von der Beerdigung Trumps, sondern vom Begräbnis für den ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter Anfang Januar 2025.
Gefälschte Videos und Bilder sollen die Beerdigung von Donald Trump zeigen. Dieses Bild stammt jedoch vom Begräbnis des ehemaligen US-Präsidenten Jimmy Carter.
Auch wenn diese Beispiele absurd wirken mögen: Die Debatte um Trumps Gesundheitszustand dominiert seit Tagen nicht nur die sozialen Medien in den USA. Auch Fernseh- und Radiosender, Newsportale und Zeitungen beschäftigen sich mit der Frage, wie es um Trumps Gesundheit steht – befeuert durch die Tatsache, dass der US-Präsident mehrere Tage am Stück keine öffentlichen Termine wahrnahm, wie die New York Times berichtet.
Trump selbst sah sich angesichts der Gerüchte genötigt, auch auf Social Media zu versichern, dass er am Leben ist. „NEVER FELT BETTER IN MY LIFE“ (Habe mich nie besser gefühlt), schrieb er auf der Plattform Truth Social vor einigen Tagen. Die Zweifel an seinem Gesundheitszustand kann er damit aber bei vielen offenbar nicht zerstreuen.
Verschwörungsnarrative kursieren
Es bleibt nicht nur bei Gerüchten darum, Trump sei verstorben. Manche User gehen so weit und vermuten, dass Trumps Ableben vertuscht werden soll. Der Influencer Harry Sisson etwa, dem bei TikTok knapp zwei Millionen User folgen, behauptet: Es werden ältere Fotos von Donald Trump geteilt, die den Eindruck erwecken sollen, sie seien aktuell. Andere sind sich sicher, dass die jetzigen Auftritte nicht den echten Trump zeigen.
„Die Behauptung, Donald Trump sei gestorben und es wird im Moment verheimlicht über einen großen Zeitraum, obwohl viele Leute daran beteiligt sein müssten, ist ein Verschwörungsnarrativ“, so Josef Holnburger, Politikwissenschaftler und Geschäftsführer des Center für Analyse, Monitoring und Strategie (CeMAS). Das bedeute, es gebe angeblich eine geheime Gruppe oder eine Einzelperson, die sich dem massiven Machtapparat bedienen könne, um die vermeintliche Verschwörung zu vertuschen.
Menschen mit einem verschwörungsideologischen Weltbild würden sich entsprechend auch von Trumps eigenen Aussagen, dass er sehr wohl am Leben und guter Gesundheit sei, nicht beeindrucken lassen. „Ein verschwörungsideologisches Weltbild zeichnet sich dadurch aus, dass man für die eigene Vorstellung eigentlich eine immunisierte Behauptung aufstellen kann, die sich gegen sämtliche Überprüfbarkeit wehrt“, sagt Holnburger.
Tod eines Präsidenten wäre kaum zu verheimlichen
Der Tod eines US-Präsidenten könne laut Holnburger nicht lange verheimlicht werden. „Jeder, der denkt, dass das über einen großen Zeitraum geheim gehalten werden könnte, hat wahrscheinlich eher ein verschwörungsideologisches Weltbild, was sich mit der Wahrheit nicht verträgt“, so der Politikwissenschaftler.
Es gilt als nahezu ausgeschlossen, dass eine US-Regierung die Amtsunfähigkeit oder gar den Tod eines Präsidenten über mehrere Tage verheimlichen könnte. In der Verfassung ist klar geregelt, welche Abläufe zur Amtsübernahme durch den Vizepräsidenten und der Vielzahl an beteiligten Stellen greifen würden, sollte der US-Präsident versterben.
Im November 2021 übertrug Joe Biden im Zuge einer Darmspiegelung für etwa eine Stunde die Amtsgeschäfte an die damalige Vizepräsidentin Kamala Harris. Donald Trump hingegen behielt während seiner schweren Covid-19-Erkrankung im Jahr 2020, als er mehrere Tage in einem Militärkrankenhaus behandelt werden musste, die Amtsgewalt durchgehend. Die vom Weißen Haus veröffentlichten Angaben zu seinem Gesundheitszustand wurden damals vielfach als unklar oder beschönigend bewertet.
Trump habe kein Interesse daran, Schwäche zu zeigen. Wenn er in einer Pressemitteilung oder einem Post behaupte, dass es ihm gut gehe, entspreche das deswegen nicht zwangsläufig der Wahrheit, so Holnburger. Es sei nicht unüblich, in mächtigen Positionen den eigenen Gesundheitszustand zu beschönigen.
Authentische Bilder werfen tatsächlich Fragen auf
So häufen sich Hinweise sowie Spekulationen rund um Trumps Gesundheitszustand immer wieder. Zuletzt wurde die Debatte um Trumps Gesundheitszustand befeuert durch Fotos, auf denen auf Trumps Handrücken eine deutliche Verfärbung zu erkennen war. Auf manchen Bildern war die Stelle mit Make-Up überschminkt worden, so offenbar auch jüngst bei einem Auftritt im Weißen Haus.
Fotos, die einen Bluterguss auf Trumps Handrücken zeigen sowie Fotos, auf denen dieser überschminkt wurde, haben die Debatte um Trumps Gesundheitszustand stark angefacht.
Auch Trumps Knöchel erschienen in der Vergangenheit geschwollen, wie zum Beispiel die Nachrichtenagentur AP bereits im Juli berichtete. Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, hatte auf die Gerüchte reagiert und behauptet, die Verfärbung am Handrücken stamme daher, dass Trump so viele Hände im Weißen Haus schüttele – und Aspirin einnehme, um das Risiko vor einen Schlaganfall oder einen Herzanfall zu reduzieren.
Trumps Arzt, Sean Barbabella, erklärte, Tests hätten eine chronisch-venöse Insuffizienz bestätigt. Dabei handele es sich um eine häufige, aber gutartige Erkrankung, insbesondere bei Menschen über 70 Jahren.
Auch KI-generierte Bilder verbreiten sich
Doch auch falsche Fotos mischen sich in die Debatte. Auf einem Foto, das millionenfach auf der Plattform X angezeigt wurde, ist Trumps Gesicht in einer Nahaufnahme zu sehen. Über den Augen zeichnet sich eine prägnante Delle ab, Trumps Blick wirkt leicht benommen. Kommentiert wurde das Bild mit Aussagen wie: „Was sagen Ärzte dazu?“ oder „Was stimmt nicht mit Trumps Stirn?“
Bei dem Foto handelt es sich allerdings um ein mit Künstlicher Intelligenz verändertes Bild, es wird mittlerweile mit entsprechenden Hinweisen seitens X versehen. Dessen ungeachtet wird das Bild jedoch immer weiter geteilt und kommentiert. In mehreren Posts, sogenannten Threads, wird dezidiert analysiert, was für Anzeichen es gebe, dass Trump diese oder jene Erkrankung habe.
Das Bild soll Zweifel am Gesundheitszustand Trumps wecken, ist aber KI-generiert.
„Detektivspiel“ für viele attraktiv
„Soziale Medien und insbesondere Plattformen wie X sind davon getrieben, Neuigkeiten sehr schnell zur Verfügung zu stellen“, sagt Politikwissenschaftler Holnburger. Das mache etwas mit einem. Manche hätten das Gefühl, besonders aktuell am Tagesgeschehen mitwirken zu können oder live dabei zu sein, wenn weltweit etwas passiere.
„Das Detektivspiel, dieses Suchen nach Anzeichen für die Bestätigung der eigenen Erwartung, können hierbei eine große Rolle spielen.“ Es könne geradezu ansteckend sein, zu versuchen, das „geheime Wissen“ noch greifbarer zu machen und selbst die heroische Figur zu sein, die am Ende die Wahrheit aufgedeckt habe.
Bidens Gesundheit von Trump immer wieder thematisiert
Trump selbst hatte die Debatte um die Gesundheit von US-Präsidenten zur Zeit seines Amtsvorgängers Biden maßgeblich mitbefeuert. Dessen hohes Alter und seine angebliche fragile Gesundheit waren ein wichtiger Pfeiler von Trumps Wahlkampfstrategie.
Joe Biden war zum Zeitpunkt seiner Präsidentschaft der älteste amtierende US-Präsident und fiel in der Öffentlichkeit immer wieder mit Sprachaussetzern, Gedächtnislücken und körperlichen Beschwerden auf. Biden gab 2025 bekannt, an Prostatakrebs erkrankt zu sein.
Im Mai 2025 hatte ein Buch der US-amerikanischen Journalisten Jake Tapper und Alex Thompson für Aufsehen gesorgt, in dem sie Biden und seinem Team vorwerfen, die Öffentlichkeit über Bidens Gesundheitszustand während des US-Präsidentschaftswahlkampfes getäuscht zu haben. Biden war im Wahlkampf 2024 schließlich von seiner Kandidatur zurückgetreten und wurde von Kamala Harris ersetzt, die die Wahl gegen Donald Trump verlor.
Wie es scheint, feuert die Debatte nun auf Trump zurück und wird auch von Teilen seiner Unterstützer aufgenommen. So rief der US-amerikanische Verschwörungsideologe Alex Jones Trump öffentlich dazu auf, seine Arbeitszeit zu reduzieren, um seine Gesundheit nicht weiter zu gefährden.
Debatte über Spitzenpolitiker weltweit
Dass öffentlich über die Gesundheit von Spitzenpolitikern diskutiert und diese Debatte von Gerüchten befeuert wird, ist keine Seltenheit. Auch über die Gesundheit des russischen Präsidenten Wladimir Putin wurde immer wieder spekuliert – bis hin zu Behauptungen, Putin sei durch einen Doppelgänger ersetzt worden.
Auch in Deutschland gab es in der Vergangenheit öffentlich geführte Debatten über die Gesundheit von Spitzenpolitikern. So hatten 2019 beispielsweise Zitteranfälle der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel für Diskussionen gesorgt. In ihren Memoiren erklärte Merkel diese später mit Dehydrierung und einem Erschöpfungszustand, den sie auf den Tod ihrer Mutter zurückführte.