Prozessauftakt eines spektakulären Kriminalfalls in der bayerischen Landeshauptstadt: Vor dem Landgericht München I hat am Freitagvormittag die Gerichtsverhandlung gegen einen 44-jährigen Mann begonnen, der Dopingmittel hergestellt und dann illegal verkauft haben soll – und zwar im ganz großen Stil.

Verstoß gegen Dopingmittelmengenverordnung im großen Stil

In seiner Wohnung fanden Ermittler im August vergangenen Jahres eine Menge, die die erlaubte Grenze nach der Dopingmittelmengenverordnung um gut das 25.000-Fache überschritten haben soll. Demnach sollen dort kiloweise Rohstoffe für die Produktion bestimmter, für Sportler verbotene Mittel gelagert worden sein. Laut Staatsanwaltschaft wollte der Angeklagte die Präparate unter einem eigens entworfenen Label an Athleten in ganz Deutschland verkaufen.

Kurz nach Beginn des Prozesses zogen Gericht, Staatsanwaltschaft und Verteidigung sich zu einem Rechtsgespräch zurück, wie ein Gerichtssprecher sagte. Ziel eines solchen Gesprächs kann ein sogenannter Deal sein, bei dem das Gericht einen Strafrahmen vorschlägt. Voraussetzung hierfür ist ein Geständnis des Angeklagten. Über seinen Verteidiger räumte der 44-jährige Münchner den Anklagevorwurf jedoch bereits umfassend ein, wie ein Gerichtssprecher mitteilte. Kommende Woche soll es eine ergänzende Einlassung des Mannes geben. Das Urteil wird für den 21. Oktober erwartet.

Zollermittler sprechen von einem „außergewöhnlichen“ Verfahren

Nach Angaben des Zollfahndungsamtes München ist es ein Fall, wie die Ermittler ihn seit Jahren nicht erlebt haben – und der in den Zahlen noch nicht erfasst ist. „Es ist uns gelungen, in München ein Untergrundlabor zur illegalen Herstellung von und zum Handel mit Dopingmitteln aufzuspüren“, sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. Das gelinge bundes- und auch bayernweit zwar immer wieder. Aber: „Dieses hier ist in Größe sowie Umfang der sichergestellten Präparate und Grundstoffe auf die vergangenen fünf Jahre bezogen außergewöhnlich.“

Szenen wie aus „Breaking Bad“

Der Fall hat dabei absoluten Drehbuch-Charakter, erinnert er doch auch ein wenig an die US-Serie „Breaking Bad“, in der ein Familienvater mit seinem heimischen Drogenlabor viel Geld macht – wobei es bei dem Münchner Fall um andere Substanzen geht. 

Auch wenn die Dimension ungewöhnlich ist, ein Einzelfall ist es nicht. Das Zollfahndungsamt München hat allein im vergangenen Jahr 142 Ermittlungsverfahren zu Kriminalfällen mit Arznei- und Dopingmitteln geführt. 240.189 Dopingmittel in Tablettenform wurden sichergestellt und 32 Liter fertige Dopingmittel in Ampullen unterschiedlicher Größen.