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An der neu gestalteten Trafostation in Colnrade: Leon Nixdorf, Yves Nagel, Marvin Hartje, Lukas Kröger und Nils Neumayer von „MeraDookie“, Herrmann Karnebogen sowie Dennis Denker (v.l.).An der neu gestalteten Trafostation in Colnrade: Leon Nixdorf, Yves Nagel, Marvin Hartje, Lukas Kröger und Nils Neumeyer von „MeraDookie“, Herrmann Karnebogen sowie Dennis Denker (v.l.). © FRA

Da muss man schon zweimal hinsehen: Dass es sich bei dem „Schuhkarton“ am Kieselhorster Weg am Ortsrand von Colnrade um eine Trafostation des Stromanbieters Avacon handelt, fällt auf den ersten Blick kaum auf. Das ist das Werk der beiden Graffiti-Künstler Lukas Kröger und Nils Neumeyer. Knapp 60 Stunden haben sie in die Auftragsarbeit investiert und damit nicht nur dafür gesorgt, dass der sonst völlig schlichte Technik-Quader wesentlich weniger aus der Umgebung hervorsticht. Hinsehen lohnt sich aber: Denn auf einer der Wände gibt es nämlich etwas zu sehen, was nicht mehr allen Einwohnern bekannt ist.

Colnrade – Gewidmet sind die Darstellungen – die Künstler betonen, dass sie klassische Sprühdosen und nicht etwa Airbrush-Pistolen benutzen – nach Absprache mit dem Gemeinderat der örtlichen Feuerwehr. „Das hat was mit Akzeptanz zu tun“, sagt Hermann Karnebogen, Kommunalreferent des Energiekonzerns. Solche Trafos seien im Rahmen des Ausbaus der erneuerbaren Energiequellen, weiterer Einspeisemöglichkeiten für Fotovoltaikanlagen und des insgesamt notwendigen Netzes unerlässlich.

„Akzeptanz ist das richtige Wort“, meint Samtgemeindebürgermeister Yves Nagel. Das klappe auch ganz gut. Die Avacon sei in der Samtgemeinde „omnipräsent“, etwa in Prinzhöfte, dem Flecken Harpstedt und jetzt auch hier in Colnrade. „Sie fügt sich gut in den Ort ein, so wie am Ortseingang Beckeln“, befindet denn auch Leon Nixdorf, der dem Gemeinderat angehört.

Diese Vorlage erstellten die Künstler anhand eines historischen Fotos von der Feuerwehr.Diese Vorlage erstellten die Künstler anhand eines historischen Fotos von der Feuerwehr. © FRA

Für die Gestaltung war letztlich die Ortsfeuerwehr zuständig, die die Sprayer (die sich zusammen „MeraDookie“ nennen) mit Vorschlägen und Vorlagen versorgt hatte. Was die beiden daraus gemacht haben, sei „echt grandios – das ist Kunst“, freut sich Ortsbrandmeister Marvin Hartje.

„Bis auf ein sehr altes Schwarzweiß-Foto“ sei das auch kein Problem gewesen, meint Kröger. „Hier gab es viele Motive, die eins zu eins getroffen werden mussten.“ Der alte „Opel Blitz“-Löschwagen auf einem weiteren Foto habe sich als besonders kniffelig erwiesen: Dieser hatte nicht weniger als zehn Lampen, und mit den diversen Anbauteilen habe es viele Details zu beachten und umzusetzen gegeben. „Das dauert dann länger als ein Bushäuschen“, scherzt der Künstler, der gebürtig aus Twistringen stammt und jetzt in Oldenburg lebt.

Graffiti-Künstler Nils Neumeyer bei den letzten Arbeiten an der Trafostation.Graffiti-Künstler Nils Neumeyer bei den letzten Arbeiten an der Trafostation. © fra

Drei Tage lang haben er und sein Mitstreiter gebraucht, um alle vier Seiten des Trafos zu verzieren – bei Regen unter einem Pavillon. Neben einem modernen Einsatzfahrzeug ist auf der der Straße zugewandten Seite das alte, erste Colnrader Feuerwehrhaus nebst Schlauchturm zu sehen. Auch hier diente ein Foto als Vorlage. „Das kennen viele gar nicht mehr“, so Hartje. „Nur einige ältere Einwohner haben es noch erkannt“, berichtet Neumeyer von Gesprächen mit Passanten. Das Mädchen von der Jugendfeuerwehr in ihrer Einsatzkleidung, das auf einer der Stirnseiten zu sehen ist, sei jedoch ohne Vorbild entstanden, merkt der Ortsbrandmeister an. Mit der Abbildung sei man auf einen Vorschlag der Künstler eingegangen. Damit soll dem Image entgegenwirkt werdem, dass es sich bei der Feuerwehr immer noch um eine reine Männerveranstaltung handele. Zu den insgesamt 55 Einsatzkräften der Colnrader Feuerwehr zählten zwölf Frauen. Mit dieser Quote gehörten die Colnrader denn auch zu den „Top drei“ im Landkreis Oldenburg, weiß Hartje.

Ach ja: Die „Hütchen“ an den Ecken des Trafos seien übrigens Funkantennen, merkt Avacon-Projektleiter Dennis Denker an: Der Trafo könne drahtlos überwacht und geregelt werden.