Chemnitz. Die Organisatoren der Street-Art-Schau Ibug in Chemnitz sehen die Antisemitismusvorwürfe gegen mehrere ausgestellte Arbeiten entkräftet. Mehrere wissenschaftliche und juristische Gutachten wiesen deutlich darauf hin, dass die Vorwürfe grundlegend anzuzweifeln seien, hieß es.

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Deswegen werde die vorübergehend in Teilen abgedeckte Arbeit des in Leipzig lebenden Briten Luke Carter wieder in vollem Umfang gezeigt, teilte der Vorstand mit. Alle beanstandeten Kunstwerke seien durch die Freiheit der Kunst gedeckt. Sie werden allerdings weiter mit einer Erläuterung und Einordnung versehen.

Kunst als antisemitische Propaganda?

In einem Brief hatten rund 90 Unterzeichner kritisiert, dass Kunstwerke in der aktuellen Schau eindeutig antisemitische Inhalte hätten. Kunst dürfe nicht zur Projektionsfläche antisemitischer Propaganda werden, kritisieren die Unterzeichner. Sie forderten, die beanstandeten Werke aus der Ausstellung zu entfernen. Dabei handelt es sich um Arbeiten von Luke Carter und Plan B, die aus Sicht der Kritiker den jüdischen Staat „dämonisierende und delegitimierende Botschaften“ enthielten.

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Zunächst hatten die Organisatoren daraufhin zumindest Teile der Arbeit Carters (mit dem Schriftzug „DEUTSCHLAND MORDET MIT“) verdeckt. Laut dem Historiker Peter Jelavich von der Johns Hopkins Universität seien Teile des Werkes problematisch, hieß es zu Wochenbeginn zur Begründung.

Unter anderem Professor Marc Siegel von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz habe die Vorwürfe nun entschieden zurückgewiesen. Die Arbeiten seien vielmehr „kritische künstlerische Reflexionen über die Handlungen Israels gegenüber dem palästinensischen Volk und die politische Verstrickung Deutschlands“. Siegel ist in Mainz Professor für Filmwissenschaft und forscht nach eigenen Angaben zu Fragen der Queer Studies und des Experimentalfilms.

Besucherrekord schon vor dem Abschlusswochenende

Die 20. Ibug lässt in Zeiten zunehmender Polarisierung aber auch Raum für die reine Freude am künstlerischen Ausdruck ohne Botschaft. Kunst, wie sie an allen Ecken und Enden in der Auseinandersetzung mit dem Gebäude entsteht.

Dieses Jahr wurde dafür ein ehemaliges Krankenhaus in Chemnitz auserkoren. Gezeigt werden Arbeiten von 70 Künstlern und Kollektiven aus dem In- und Ausland. Die Schau ist Teil des Programms von Chemnitz als Kulturhauptstadt Europas 2025.

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Bisher haben nach Veranstalterangaben schon rund 22.000 Menschen die aktuelle Schau gesehen. Das sei ein Rekord. An diesem Wochenende (5. bis 7. September) öffnet sie das letzte Mal ihre Tore für Besucher.

Info: Am 5. September von 15 bis 20 Uhr und am 6. und 7. September von 10 bis 20 Uhr geöffnet, Scheffelstraße 110, Chemnitz; mehr Infos und Tickets auf ibug-art.de

LVZ