Inhalt / Kritik

Lange genug hat Edward Osborne (Jeremy Sisto) um seine tote Frau getrauert. Es wird Zeit, dass er wieder rausgeht und das Leben genießt. Zu diesem Zweck befördert er seine Tochter Nancy (Jessica Belkin), die bislang als Kellnerin in seinem Diner gearbeitet hat, zur Managerin. Damit ist sie jedoch überfordert. Nicht nur, dass da draußen ein paar Jugendliche herumlungern. Sie hat auch Stress mit den Angestellten und feuert nach einem Streit im Affekt den langjährigen Koch Jake Collins (Taylor Kowalski). Dessen jüngerer Bruder Petey (Christopher M. Lopes) und der Kellner Bobby (Joji Otani-Hansen) halten zwar zu ihm. Nancy lässt sich davon aber nicht beeindrucken, ist sie doch fest entschlossen, Autorität zu beweisen. Zumal sie bald ganz andere Probleme hat, denn die Teenager sind zurück und beginnen, das Diner zu belagern …

Der Diner als Ort des Schreckens

Eigentlich sind Diner ja Orte, an denen die Menschen sich stärken können, einen Happen essen, vielleicht auch ausruhen. Und doch gibt es eine Reihe von Horrorfilmen und Thrillern, die eben einen solchen Ort aussuchen, um schreckliche Dinge passieren zu lassen. Das funktioniert vor allem dann gut, wenn dieses Diner ein bisschen abgelegen ist, die Menschen also quasi darin gefangen sind. In The Last Stop in Yuma County kommt es so beispielsweise zu einem Blutbad, wenn Gäste und Angestellte um das große Geld kämpfen. In Legion wird ein Wüstendiner zum Schauplatz eigenartiger Vorkommnisse. Auch bei The Fearway spielt ein Wüstendiner eine große Rolle, wenn ein Paar vergeblich versucht davonzufahren und immer wieder dort landet. Mit The Devil’s Diner – Survive the Night kommt nun ein weiterer Film bei uns heraus, der fast ausschließlich in einem solchen Diner bzw. dem daran anschließenden Parkplatz spielt.

Anders als die beiden letztgenannten Filme und trotz des irreführenden Titels gibt es hier aber keine übernatürliche Komponente. Wenn am Ende zahlreiche Menschen tot sind, dann ist das nicht der Einfluss des Teufels oder irgendwelcher Dämonen. Das kriegen die Menschen auch ohne satanische Hilfe hin. Tatsächlich versucht The Devil’s Diner – Survive the Night sogar, einiges über die Gesellschaft zu sagen. Wir lernen hier mehrere Leute kennen, denen das Mitgefühl fehlt, die sich nicht in andere hineinversetzen wollen und stattdessen einfach ihr Ding durchziehen. Selbst Nancy, die eigentlich als Identifikationsfigur fungiert, kommt nicht wirklich gut weg. Von Anfang an ist sie unsympathisch und konfrontativ, wobei nicht ganz klar ist, wie viel davon letztendlich damit zusammenhängt, dass sie völlig mit der Situation überfordert ist.

Tragische Eskalation

Der Originaltitel Last Straw trifft das Geschehen dann auch besser. Mit dem „letzten Strohhalm“ ist gemeint, dass etwas das Fass zum Überlaufen bringt. Und das ist hier der Fall, wenn wir auf eine Reihe von Leuten treffen, die sowieso schon angespannt sind und sich dann gegenseitig in den Abgrund ziehen. Das erfährt das Publikum aber erst mit der Zeit. The Devil’s Diner – Survive the Night erzählt die Geschichte quasi mehrfach, wechselt dabei zwischendurch aber die Perspektive. Was im einen Moment ganz klar erscheint, sieht später wieder ganz anders aus. Solche Perspektivsprünge gibt es in Filmen immer mal wieder, aktuell etwa in Weapons – Die Stunde des Verschwindens, welches das Geheimnis um verschwundene Kinder in sechs Kapiteln lüftet. Hier dient die Erzählstruktur aber weniger dem Zusammensetzen eines Puzzles, sondern soll zeigen, wie unterschiedlich Menschen eine Situation wahrnehmen können.

Zu viel Tiefgang sollte man sich hiervon dann aber doch nicht erhoffen. Der Film, der 2023 auf dem Sitges Film Festival Weltpremiere feierte, will in erster Linie für Spannung sorgen. Das funktioniert auch, The Devil’s Diner – Survive the Night ist über weite Strecken ein Home-Invasion-Thriller, bei dem die Atmosphäre immer bedrohlicher wird, bis der Kampf ums Überleben anfängt. Aber er ist zugleich eben auch ein Film darüber, wie schnell und wie unnötig Situationen eskalieren können. Das Ergebnis ist zwar absurd, nicht wirklich aus dem Leben gegriffen. Und doch zieht das hier seine Kraft daraus, dass es mehrere Punkte gibt, bei denen man tatsächlich mitfühlen kann, wie es den Menschen geht – selbst wenn sie völlig falsche Schlüsse daraus ziehen.

Credits

OT: „Last Straw“
Land: USA
Jahr: 2023
Regie: Alan Scott Neal
Drehbuch: Taylor Sardoni
Musik: Alan Palomo
Kamera: Andrey Nikolaev
Besetzung: Jessica Belkin, Taylor Kowalski, Jeremy Sisto, Joji Otani-Hansen, Christopher M. Lopes

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