AboDer Mann hinter der Kamera –

Kostas Maros: Zwischen BaZ-Aufträgen und Kunst

Publiziert: 05.09.2025, 11:52Porträt eines Mannes mit dunklem Pullover und Schnurrbart vor dunklem Hintergrund.

Kostas Maros, der Mann mit dem Blick für das Besondere

Foto: PD

Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.BotTalkIn Kürze:

  • Der ehemalige Jurist Kostas Maros wechselte 2011 erfolgreich zur Pressefotografie.
  • Seine Projekte reichen von Porträts hochrangiger Persönlichkeiten bis zur Kunst.
  • Mit einer speziellen Fachkamera dokumentiert er aktuell Rheinbadende.
  • Als freischaffender Fotograf verbindet er Auftragsarbeiten mit künstlerischen Projekten.

«Am Morgen habe ich Daniel Vasella, damals CEO der Novartis, porträtiert, am Nachmittag eine Prostituierte im Kleinbasel», sagt Kostas Maros, wenn man ihn auf die Vielfalt der Pressefotografie anspricht. «Wenn ich für die BaZ im Einsatz bin, weiss ich nie genau, was der Tag bringt. Das finde ich spannend.»

Womit nicht gesagt sein soll, dass er gern Tramhäuschen oder Baustellen ablichtet. Das sind die wenig reizvollen Pflichtaufträge, die bei der Arbeit für eine Tageszeitung unerlässlich sind. Aber wenn er Künstlerinnen oder Künstler oder generell spannende Leute aus dem Kulturbereich in Szene setzt, ist er in seinem Element. Dann inszeniert er sorgfältig, wenn es die Zeit zulässt. Überlegt sich genau den Standort, die Beleuchtung – knipst nicht einfach, wie man das, was sehr herablassend wäre, vielleicht denken könnte. Jüngstes Beispiel: die Aufnahmen von Fidel Strub, dem Noma-Überlebenden aus dem Baselbiet.

Nicht umsonst hat Kostas Maros, er hat griechische Wurzeln, seinen angestammten Beruf verlassen und einen ganz anderen Weg eingeschlagen. Die Juristerei – er war nach abgeschlossenem Studium an der Universität Basel bei einer Versicherung tätig – liess er 2011 sein und meldete sich stattdessen auf einen Aufruf der BaZ, die gerade neue Fotografen suchte.

Der Einstieg bei der BaZ

«Das war wenige Monate vor einer einjährigen Weltreise, die meine Partnerin und ich geplant hatten», sagt Kostas Maros. «Ich stieg also schon ein bisschen früher aus dem Beruf aus und machte ein Praktikum bei der BaZ, bevor wir unsere Zelte hier abbrachen.» Für die Zeit nach der Weltreise hatte er, sehr provisorisch, ein Stage bei einem Werbefotografen abgemacht. «Doch dann ergab es sich, dass ich nach der Rückkehr mit einem Teilzeitpensum bei der BaZ einsteigen konnte.» Er kombinierte zu der Zeit beides: Presse- und Werbefotografie. Und lernte bei beidem stetig dazu.

Heute kombiniert Kostas Maros Auftragsarbeiten und seine freie künstlerische Arbeit. Als Fotograf arbeitet er für die BaZ und weitere Auftraggeber, als mehrfach ausgezeichneter Künstler widmet er sich seinen Projekten. Die aktuelle Arbeit heisst «BildFluss» und wurde vom BelleVue, Ort der Fotografie, initiiert. Neben Kostas Maros – er hat 2025 den Swiss Press Award gewonnen – nehmen auch Serge Hasenböhler und Christian Schnur an der Ausstellung, die entlang des Kleinbasler Rheinufers zu sehen ist, teil.

Das Konzept – oder die Idee – von Maros: Menschen im städtischen Raum zeigen, die sich bereits in ihre Badekleider gestürzt haben, aber noch nicht am Rhein sind. Der Fluss, der magische Anziehungsort, dem die BaZ eine Sommerserie gewidmet hat, ist abwesend, aber man macht sich ein Bild davon, wie es sein wird.

Mit dem Rhein im Kopf

Bei diesem Projekt kostete die Vorbereitung ein wenig Zeit. Die Menschen, die bereit waren, auf Quartier- und Nebenstrassen in Badehose oder Bikini zu posieren, mussten erst gefunden werden. Auf den Aufruf in den sozialen Medien – und bei BelleVue – meldeten sich zwar viele, aber nicht alle waren für die Projektumsetzung geeignet. Und dann galt es, Termine zu finden, den richtigen Ort auszuwählen, die passende Bildsprache zu definieren und konsequent durchzuziehen.

Zwei Fotos: Links steht eine Familie in Badekleidung vor einer Bar mit roter Markise. Rechts posiert eine Frau im Badeanzug vor einem Gebäude.

Bilder aus der Serie «Rhein Portraits» in der Ausstellung im BelleVue.

Foto: Kostas Maros

Speziell an der Umsetzung: Kostas Maros hat mit einer Fachkamera fotografiert. Das sind jene auf einem Stativ fixierten Grossbildkameras, die ein wenig an die Ausrüstung der ersten Fotografen (zum Beispiel im Wilden Westen) erinnern. Der Mann hinter der Kamera wirft ein Tuch über sich, um zu prüfen, ob die Einstellung passt. Die Abgebildeten müssen einen Moment verharren, damit die Schärfe eingestellt werden kann.

«Es ist das erste Mal, dass ich mit der Fachkamera Menschen porträtiere», sagt Maros. Zuvor nutzte er die spezielle Kamera, die eine grosse Auflösung auch von Details garantiert, für Stillleben und Landschaften. Zum Beispiel für das Projekt «Cicatrice», als er den Abbau des Carrara-Marmors am nördlichen Rand der Toskana in den Apuanischen Alpen thematisierte. Oder für Werkserien entlang des Highways Nr. 1 in den USA.

Er hat weitere Ideen umgesetzt. In einer Galerie in Tokio (Japan) hat er kürzlich seine Arbeit «Cabaret Bizarre» gezeigt. Angelehnt an die Cabarets der 1930er-Jahre, zwischen Freakshow, Kuriositätenkabinett und Karneval der Lüste.

Und als Kontrast dazu: Tramhäuschen und Baustellen. Eine ziemliche Spannweite.

Kostas Maros und die Kunst

«Das stimmt», sagt Kostas Maros, er schätzt aber das stabile Einkommen aus der Auftragsfotografie, weil es dem volatilen Einkommen aus der Kunst einen sicheren Halt gibt. Denn in der künstlerischen Fotografie ist Geduld gefragt. Die Einkünfte sind unregelmässig, und finanziell lohnt es sich jedenfalls nicht immer auf Anhieb. «Die Produktion eines qualitativ hochwertigen Fotobuchs kostet rund 50’000 Franken. Und wenn ich in einer Galerie ausstelle, bleibt natürlich ein Teil der Einkünfte dort.»

Trotzdem sagt der Basler Fotograf: «Ich habe nicht der Juristerei den Rücken zugekehrt, um einer Arbeit nachzugehen, die keinen Spass macht.» Mit anderen Worten: Solange die BaZ und andere Auftraggeber ihm Aufträge erteilen, die über Tramhäuschen und Baustellen hinausgehen, setzt er diese gern um. Denn nicht zuletzt ist die Pressefotografie ein Türöffner. Aus einem Auftrag der BaZ ergeben sich hin und wieder weitere Aufträge und Kollaborationen.

Wer als Freischaffender breit aufgestellt ist, läuft weniger Gefahr, plötzlich vor dem Nichts zu stehen. «Nur verzetteln sollte man sich nicht. Ich mache keine Hochzeits- oder Babyfotografie, Sport- und Eventfotografie.» Ein Berufskollege habe ihm am Anfang seiner Karriere einmal gesagt, ein Fussballer spiele ja nicht auch noch Basketball, sagt er ganz trocken und nimmt sich das seither zu Herzen.

Eine gewisse Absicherung kann jedenfalls nicht schaden. Das weiss Kostas Maros ganz genau. Immerhin hat er sein Berufsleben in der Versicherungsbranche begonnen und sich davon ein Bild gemacht, was in dieser Welt alles passieren kann.

«BildFluss», Freitag, 5. September, bis Samstag, 27. September, am Unteren Rheinweg zwischen Mittlerer und Johanniterbrücke.

Kostas Maros Fotografie

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EinloggenMarkus Wüest ist Mitglied der Chefredaktion der BaZ. Er hat in Basel Geschichte studiert und arbeitet seit 1990 als Journalist und Redaktor.

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