An der Wallstraße in der Duisburger Innenstadt kann man momentan besichtigen, wie es um die (Sub-)Kultur in Duisburg bestellt ist: eher mau. Im Rahmen des Platzhirsch-Festivals haben es sich einige Ehrenamtliche zur Aufgabe gemacht, alte Schätze und Erinnerungen zusammenzutragen. „Von Orten und Standpunkten – Subkultur in Duisburg“ heißt das Projekt, das auch in den nächsten Wochen noch zu besichtigen sein wird. Außerdem soll eine interaktive Karte entstehen, auf der beispielsweise Adresse von alten Clubs und Treffpunkten eingetragen werden können.

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Platzhirsch-Festival auf dem Dellplatz

Angesichts der vielen Plakate von alten Konzerten, Partys, Kneipen und Discotheken – man nehme nur das Old Daddy, das Esch-Haus, die Fabrik, das Djäzz, das Meta Luna oder den High Five Club – ist vom pulsierenden Nachtleben nicht mehr viel übriggeblieben. „Eigentlich wollten wir den nostalgischen Touch gar nicht, der hat sich so ergeben“, erklärt Michael Schiplage. Er hat in den vergangenen zwei Monaten in dem Platzhirsch-Pop-Up-Laden Dienst geschoben und alte Devotionalien gesammelt. Einen Teil steuerte auch das „Archiv für alternative Schriften“ bei. Dort lagern etwa alte Aufzeichnungen aus dem Eschhaus oder Fanzines wie „Rockpott. Stadtblatt für Duisburg“ aus den 1980er Jahren.  

Michael Schiplage und Bernd Barenberg (v.li.) haben das Material für die Ausstellung gesichtet und zusammengetragen.

Michael Schiplage und Bernd Barenberg (v.li.) haben das Material für die Ausstellung gesichtet und zusammengetragen.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Vergessene Orte aus dem Duisburger Nachtleben

Schilder, Plakate, Fanzines: Für die Ausstellung ist einiges zusammen gekommen.

Schilder, Plakate, Fanzines: Für die Ausstellung ist einiges zusammen gekommen.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Old Daddy: Da geht’s ab! Discothek. Fun! Konzerte. Drinks“ ist auf einem Flyer zu lesen. Aus welchem Jahr dieser stammt, ist leider nicht überliefert. Aber am 5. Dezember traten „The Defoliants“ auf und am 12. Dezember „Caspar Brötzmann’s Massaker.“ „Wir haben uns natürlich gefragt, wo wir die Grenze ziehen und ob wir zum Beispiel den Soundgarden mit aufnehmen. Aber wir wollten nicht nur Discotheken, sondern Orte der Subkultur zeigen. Das Daddy war auch immer ein Anlaufpunkt für Gothics und Punks“, beschreibt Michael Schiplage.

Ursprünglich sollten die Shirts nur dazu dienen, Fotos anders zu präsentieren. Weil einige die Nachtleben-Mode aber unbedingt ihr Eigen nennen wollen, kann man sie wohl bald gegen Spende erwerben.

Ursprünglich sollten die Shirts nur dazu dienen, Fotos anders zu präsentieren. Weil einige die Nachtleben-Mode aber unbedingt ihr Eigen nennen wollen, kann man sie wohl bald gegen Spende erwerben.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Einen Coup haben die Kuratoren übrigens gelandet, indem sie alte Locations wie das Djäzz oder das Hundertmeister als schwarz-weiß-Bilder auf T-Shirts gedruckt haben. Ursprünglich nur als alternative Präsentationsform gedacht, sind die Macher inzwischen gefragt worden, ob man die Shirts auch kaufen kann. Auf Vorbestellung und gegen Spende für das Festival soll das bald möglich sein.

Kommunalpolitiker machen sich vor Ort ein Bild

Michael Ulle hat durch das Festival den Dellplatz überhaupt erst richtig wahrgenommen.

Michael Ulle hat durch das Festival den Dellplatz überhaupt erst richtig wahrgenommen.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Ein paar Meter von der Wallstraße entfernt, nämlich auf dem Dellplatz, feiern am Freitagabend etliche Duisburger im Hier und Jetzt. Die Besucher des „Platzhirsch“ sind erfreut, dass das kleine, feine Festival wieder stattfindet – wenn auch mit einiger Anspannung und erneuter Crowdfunding-Kampagne im Vorfeld. Zuschauer Michael Ulle erklärt: „Bevor es das Platzhirsch gab, war ich so gut wie nie auf dem Dellplatz.“ Außerdem sei es eine der wenigen Gelegenheiten, dass etwas in der Stadt los ist, außerhalb von Stadtfesten in der Fußgängerzone. Als er dann in den ersten Jahren mitbekam, dass hier auch Jazz gespielt wird, „gingen die Mundwinkel steil nach oben.“

Clemens Hoeft ist seit drei Jahren als Ehrenamtlicher dabei und diesmal mit für die Künstlerbetreuung zuständig.

Clemens Hoeft ist seit drei Jahren als Ehrenamtlicher dabei und diesmal mit für die Künstlerbetreuung zuständig.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Clemens Hoeft gehört zu den vielen Ehrenamtlichen, die hinter den Kulissen mitwirken, um die beiden Tage zu stemmen. „Ich bin seit drei Jahren dabei.“ Diesmal hilft er Backstage bei der Künstlerbetreuung. Kennengelernt hat er das Team und Festival über eine Freundin, die schon länger dabei ist. Trotz Arbeit macht ihm der Einsatz Spaß.

Gaby, Julia, Stella und Hilke helfen beim Platzhirsch.

Gaby, Julia, Stella und Hilke helfen beim Platzhirsch.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Damit es auch in Zukunft weiter geht, drehen einige Teams ihre Runden und sammeln Spenden. Vielleicht ist es ein gutes Zeichen, dass zum Auftakt einige Kommunalpolitiker im Wahlkampf vorbeischauen und sich ein eigenes Bild vom Engagement der Helfer und von den Konzerten machen.

Festival wird am Samstag fortgesetzt

Ab Samstagnachmittag geht es auf dem Platzhirsch weiter.

Ab Samstagnachmittag geht es auf dem Platzhirsch weiter.
© FUNKE Foto Services | Michael Dahlke

Am Samstag, 14 Uhr, wird es zudem auf dem Platz eine Diskussionsrunde geben. Titel: „Kultur. Szene. Zukunft.“ Auf dem Podium sitzen etwa Deniz Czempik, DJ und Vorstand vom Stapeltor, Lena Wiese vom ZK Hochfeld und Mitorganisatorin vom Fest der Vielen. Jan Krause, Musiklehrer, Musiker und Projektleiter vom Bollwerk Moers, die Künstlerin Elisabeth Höller, Samira Pister, zuständig für das Programm im Stapeltor sowie Theresa von Halle, Opernregisseurin und Leiterin des Ufo der Deutschen Oper am Rhein.

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Für die kleinen Besucher zeigt das Theater Tom Teuer das Stück „wie die Buchstaben entstanden“. Annette Erkelenz stellt im SG 1 (Schmale Gasse) aus, zu besuchen zwischen 15 und 18 Uhr. Auf dem Platz fährt um 15 Uhr das „Bib-Bike“ vor. Roskothen packt ab 16.30 Uhr die Spielekiste aus. Ab 17 Uhr spielt „The Jackson Pollock“ und bereitet die Bühne beispielsweise für Dickmove (18 Uhr), Aua (19 Uhr) oder Levin goes lightly (22 Uhr).

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Wer am Samstag die Ausstellung besuchen möchte, kann sich am Infostand auf dem Platz melden und wird von den Kuratoren zur Wallstraße geführt. In den nächsten Wochen ist die Ausstellung außerdem samstags sowie an einigen Donnerstagen geöffnet.