Die Stadt will das Dorschbergzentrum wieder beleben. Helfen soll ein Transformationsforum. Dort wurde die Idee eines Reel-Wettbewerbs geboren. Nun sind die Kreativen gefragt.

Haben Sie heute schon ein Reel gedreht? – Nein? – Das ist aber ziemlich altmodisch. Wer mit der Zeit gehen will, der produziert doch unentwegt diese kurzen Videos, um sie dann auf Facebook, Instagram oder TikTok hochzuladen. Ob das Gassigehen mit dem geliebten Vierbeiner, das Verzieren der selbstgemachten Torte für Omas Neunzigsten, den gemeinsamen Freudentaumel mit den FCK-Fans über den Sieg der Roten Teufel oder das Selfie bei dem Spaziergang auf einem zwischen zwei Wolkenkratzern gespannten Seil – der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Die Social-Media-Gemeinde verschlingt alles. Wer Aufmerksamkeit erzeugen will, für den sind Reels eine gute Sache.

Das haben sich möglicherweise auch die Verantwortlichen in der Stadt Wörth gedacht und den Wettbewerb „Dein Dorschberg-Reel“ ins Leben gerufen. Gesucht werden laut Mitteilung der Stadtverwaltung kurze Videos von maximal 60 Sekunden, die zeigen, was den Stadtteil Dorschberg ausmacht: „Ob Lieblingsplatz, Alltagsmoment, besondere Geschichte oder Zukunftsvision – alles ist möglich, solange der Bezug zum Dorschberg klar erkennbar bleibt. Kreativität, Authentizität und eine klare Botschaft stehen im Mittelpunkt.“

Idee im Transformationsforum geboren

Geboren wurde die Idee im Transformationsforum Dorschberg. Dieses wurde ins Leben gerufen, um das Stadtteilzentrum neu zu gestalten und attraktiver zu machen. Bei dem über das Bundesprogramm „Zukunftsfähige Innenstädte und Zentren“ geförderten Forum ist die Bürgerbeteiligung essenziell. In einem Workshop kam dann auch von Bürgern die Idee mit dem Reel-Wettbewerb.

Und dieser Vorschlag hat ja tatsächlich so einiges für sich. Schließlich werden Reels – das Wort kommt übrigens aus dem Englischen und bedeutet wörtlich „Spule“ oder „Rolle“, was sich auf die Filmrollen bezieht, auf denen früher Filme gespeichert wurden – immer noch in erster Linie mit jungen Menschen in Verbindung gebracht. Auch wenn sich das inzwischen ein bisschen verschoben hat und sich immer mehr Junggebliebene, Berufsjugendliche, „Best Ager“ und „Silver Surver“ – gemeint sind ältere Internetnutzer – an dieser Kunstform versuchen. Aber wer sollte mehr Interesse an der Entwicklung des Dorschbergs haben als die Jugend?

Teilnehmer müssen mindestens 13 Jahre alt sein

Klar ist der Dorschberg mehr als das Dorschbergzentrum. Aber die Einkaufsmeile mit ihrem angestaubten 70er-Jahre-Charme stand im Zentrum der Diskussionen im Forum. Und wie kann man das Dorschbergzentrum attraktiver für junge Menschen machen? Tja, da fragt man doch die Jugendlichen am besten selbst.

Die Reels können laut Stadtverwaltung zwischen dem 5. und 26. September direkt bei Instagram, Facebook oder TikTok hochgeladen werden. Wichtig ist, den Hashtag #dorschbergreels zu verwenden und dem offiziellen Kanal der Stadt Wörth (Instagram/Facebook) oder dem TikTok-Kanal woerthamrhein zu folgen. Jeder Teilnehmer muss mindestens 13 Jahre alt sein und darf ein Reel einreichen.

Geldpreise locken

Zu gewinnen gibt es auch etwas. Eine Jury aus Vertretern der Stadt, aus der Zivilgesellschaft und vom Landauer Büro Stadtimpuls, das von der Stadt mit der Abwicklung des Bundesprogramms beauftragt wurde, bewertet die eingereichten Beiträge. Ausschlaggebend sind demnach vor allem der erkennbare Bezug zum Dorschberg, kreative Ideen, eine klare Botschaft und die emotionale Wirkung der Videos. Auch eine solide technische Umsetzung fließt in die Bewertung ein. Der Sieger erhält 300 Euro, der Zweitplatzierte 200 Euro und der Dritte darf sich über 100 Euro freuen.

Also, auf geht’s! Das Smartphone gezückt, ein kleines Filmchen auf dem Dorschberg gedreht und das Taschengeldkonto ein bisschen aufgebessert. So einfach wird es nicht sein. Erfolgreiche Reels müssen natürlich bearbeitet werden. Musik, Effekte, Farbfilter, witzige oder spannende Texte – es gibt viele Möglichkeiten, ein Reel zu einem kleinen Kunstwerk zu machen. Der Kreativität sind da keine Grenzen gesetzt. Wer also in den nächsten Wochen bevorzugt junge Menschen dabei beobachtet, wie sie sich vor einem der Leerstände in der Marktstraße räkeln, im Handstand über die Fußgängerbrücke, über die Hanns-Martin-Schleyer-Straße laufen oder vor dem Rathaus einen Stepptanz aufführen und dabei mit dem Handy gefilmt werden, der weiß nun, worum es dabei geht.

Jörg Petri Jörg PetriFoto: Nicole Tauer