Blick ins Mechatronik-Kabinett der Elektronik-Berufsschule Dresden, die derzeit noch in der alten Reichsbahn-Ingenieurschule am Strehlener Platz untergebracht ist. Foto: Heiko Weckbrodt
Berufsausbildung auch auf Englisch geplant
Dresden, 6. August 2025. Mit einem neuen, 136,2 Millionen Euro teuren Elektronik-Berufsschulzentrum (BSZ) in Dresden-Prohlis wollen Stadt und Freistaat drei Fliegen mit einer Klappe schlagen: die Mechatroniker und Mikrotechnologen von morgen für den Mikroelektronik-Boom in Dresden heranorganisieren, deutschlandweit neue Wege für den Fachkräftemangel aufzeigen und – ein paar Nummern kleiner und eher sublokal gedacht – den Plattenbau-Stadtteil Prohlis aufwerten. Das hat Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) bei der Fördermittel-Übergabe für diese recht hohe Schulbauinvestition erklärt.
Exzellenz-Schule soll Jugendliche aus weitem Umkreis ausbilden
Mancher Auswärtige sei erstaunt gewesen, dass Dresden solch eine teure und große Berufsschule baue und dafür zudem auch Geld von Land und EU habe lockermachen können. „Aber wir investieren hier eben in ein Exzellenz-Berufsschulzentrum für rund 2200 junge Leute“, betont Hilbert. Und diese Superberufsschule werde nicht nur lokale Lehrlinge anziehen, „sondern auch überregional ausstrahlen“.
Da kommt Freude auf: Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert (Mitte) und Schulleiter Steffen Palowsky (links davon) freuen sich über den Förderbescheid für den geplanten Neubau der Elektronik-Berufsschule Dresden. Wirtschaftsminister Dirk Panter (links), Kultusminister Conrad Clemens (rechts) und Ministerpräsident Michael Kretschmer haben den Bescheid nun übergeben. Foto: Heiko Weckbrodt
Investition soll „nebenbei“ das Plattenbauviertel Prohlis aufwerten
Aus kommunaler Perspektive gesehen, werde das neue Zentrum auch den Stadtteil aufwerten: „Dieses Berufsschulzentrum wird Prohlis attraktiver machen“, ist Hilbert überzeugt. Zudem werde in der Nähe der Mikroelektronik-Schule ein neues Lehrlingswohnheim entstehen. Zusammen dürfte dies dem Plattenbaugebiet, das zwar nach der Wende aufgewertet wurde, aber seit jeher gewisse Image-Probleme hat, positive Impulse verpassen.
Leuchtturm für Chipindustrie und den Stadtteil
Ähnlich sieht Schulleiter Steffen Palowsky ähnlich: Der Neubau für „sein“ Elektronik-Berufsschulzentrum werde ein „Leuchtturm“ der Ausbildung für die Chipfabriken im Dresdner Norden sein, aber auch für den Stadtteil Prohlis.
Michael Kretschmer. Foto: CDU-Landesverband Sachsen
„So machen wir das Silicon Saxony noch zukunftsfähiger.“
Ministerpräsident Michael Kretzschmer
Auch die Landesregierung verbindet große Hoffnungen mit dem Projekt. „Vom Silicon Saxony gehen stetig neue Impulse aus: hier wird Spitzentechnologie entwickelt und Innovation vorangetrieben“, argumentiert der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Damit wächst auch der Bedarf an hervorragend ausgebildeten Fachkräften. Mit dem Neubau des Berufsschulzentrums für Elektrotechnik investieren wir direkt in die Ausbildung junger Talente und stärken zugleich den Mikroelektronikstandort Sachsen. So machen wir das Silicon Saxony noch zukunftsfähiger.“
100 Millionen Euro Förderung: Wirtschaftsministerium organisierte EU-Zuschuss
Angesichts dieser besonderen wirtschaftspolitischen Bedeutung übernimmt das Land einen erheblichen Anteil der Baukosten – obwohl für die Schulbauten eigentlich die Kommune allein zuständig ist. Dafür hat der sächsische Wirtschaftsminister Dirk Panter (SPD) immerhin rund 100 Millionen Euro EU-Gelder heranorganisiert beziehungsweise umgewidmet. Diese Mittel fließen als Landeszuschuss in das Projekt.
Blick ins Mechatronik-Kabinett der Elektronik-Berufsschule Dresden, die derzeit noch in der alten Reichsbahn-Ingenieurschule am Strehlener Platz untergebracht ist. Foto: Heiko Weckbrodt
„Attraktiver für internationale Talente.“
„Wir investieren nicht nur in ein Gebäude, sondern vor allem in die Fachkräfte von morgen“, ergänzt Kultusminister Conrad Clemens (CDU). „Ihre Ausbildung beginnt in unseren Klassenzimmern – künftig auch auf Englisch. Als erstes deutsches Bundesland wollen wir eine englischsprachige Berufsausbildung ermöglichen. So stärken wir „Silicon Saxony“ und machen den Standort noch attraktiver für internationale Talente.“
Hölzerner Sechsgeschosser soll 2028 fertig sein
Der 136,2 Millionen Euro teure Neubau entsteht an der Boxdorfer Straße in Dresden-Prohlis. Geplant ist ein Sechsgeschosser in nachhaltiger Holzbauweise. Er soll Werkstätten, Labore und digitale Lernumgebungen für rund 2200 Berufsschülerinnen und Berufsschüler bieten. 2028 soll das BSZ fertig sein. Dann röumen Lehrer und Schüler die ehemalige Reichsbahn-Ingenieurschule am Strehlener Platz, in der sie bisher lehren und lernen, und ziehen nach Prohlis um. Weil aber der Lehrlingsbedarf von Infineon und anderen Halbleiter-Unternehmen in Dresden bereits jetzt spürbar steigt, entstehen derzeit weitere Übergangslösungen am Strehlener Platz – darunter eine zweites Mechatronik-Ausbildungstechnikum. Die Geräte und Anlagen dort will Schulleiter Palowsky dann nach Prohlis mitnehmen.
Autor: Heiko Weckbrodt
Quellen: LHD, SMK, SMWK, Oiger-Archiv
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