Stuttgart – Der Fußgängerweg liegt in einem kleinen Park. Direkt nebenan sind ein Spielplatz, eine gepflegte Reihenhaus-Siedlung und eine Grundschule. Hier wurde ein 15-jähriger Junge aus der Nachbarschaft das Opfer einer brutalen Jugendbande. Jetzt sitzen vier minderjährige Syrer (15 bis 16) und ein 17-jähriger Südsudanese in U-Haft.
Das schockierende Verbrechen geschah am 23. Juli am späten Vormittag in Stuttgart-Heumaden. Der 15-jährige Nachbarjunge war laut Polizei auf dem Nachhauseweg. Rund 300 Meter vor seinem Ziel entfernt, auf Höhe eines Penny-Marktes, wurde er von bis zu zwölf Jugendlichen eingekreist und in Richtung Spielplatz verfolgt.
Opfer war vormittags auf Nachhauseweg
Anwohner Andy M. (54), der hier zur Tatzeit mit seinem Hund gerade Gassi ging, berichtet gegenüber BILD: „Plötzlich sah ich eine Meute von Teenagern. Sie waren sehr aufgeregt, laut und liefen in Richtung Grundschule.“
Mit diesem Flugblatt suchte die Stuttgarter Kripo nach Zeugen der blutigen Tat
Foto: Robin Mühlebach
Dann soll laut eines Kripo-Sprechers Folgendes passiert sein: „Der 15-jährige Junge wurde angesprochen, zu Boden gebracht, geschlagen und getreten.“ Die Täter flüchteten.
Zeuge Andy M.: „Ich sah, wie sich Ersthelfer um den Jungen kümmerten. Er blutete stark aus Nase und Mund.“ Der Junge wurde in ein Krankenhaus eingeliefert. Die Verletzungen müssen schwer gewesen sein, denn die Kripo ermittelte von Anfang an wegen versuchten Totschlags.
Mädchen (16) unter Auflagen wieder frei
Mit einem Flugblatt suchte die Polizei nach Zeugen in der Nachbarschaft. Nach mehr als vier Wochen hatte sie dann insgesamt neun Tatverdächtige ermittelt, durchsuchte deren Wohnungen und Unterkünfte, beschlagnahmte Beweismittel.
Gegen fünf der Tatverdächtigen wurden laut Mitteilung von Polizei und Staatsanwaltschaft am 21. August bestehende Haftbefehle wegen des versuchten Totschlags in Vollzug gesetzt.
Auch eine 16-Jährige mit deutscher und irakischer Staatsangehörigkeit soll an der Tat beteiligt gewesen sein. Der Polizeisprecher: „Sie wurde unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt.“ Die Banden-Mitglieder kommen aus verschiedenen Orten in der Region Stuttgart und dem Schwarzwalddorf Egenhausen.
Wie es dem Nachbarjungen heute – sechseinhalb Wochen nach der Tat – geht, ist unklar. Der Vater des Opfers wollte sich gegenüber BILD nicht äußern. Die Polizei machte keine Angaben darüber, ob oder wie sich die Tatverdächtigen zu den Vorwürfen geäußert haben.