Ohne aufzufallen, begeben sich die Klimaaktivisten zur Brienner Straße. Am Wittelsbacher Platz stellen sie sich auf die Fahrbahn, entrollen ein Transparent und versuchen, per Megafon gegen die IAA zu argumentieren. Gegen die Automobilausstellung, die gerade aufgebaut wird. Sie lassen roten Rauch aufsteigen und sprühen ein paar Buchstaben auf den Asphalt: „Öffis für alle“. Im Vorbeifahren ruft ein Radler etwas, das sich anhört wie „Kindergarten“.

Zugange ist hier das „Antikapitalistische Klimatreffen“, eine kleine Gruppe radikaler Aktivisten. Ihre Pressesprecherin, die sich nur mit dem Pseudonym „Mira Klein“ in die Öffentlichkeit wagt, sagt, sie fänden es „nicht toll“, dass Autohersteller über mehrere Tage zentrale Plätze Münchens für ihr „Greenwashing“ belegten.

Ihre Gruppe sei gegen Autos, aus ökologischen Gründen, und auch, weil in der Autoindustrie einige wenige Menschen zu Milliardären würden, zulasten vieler anderer. Auch Elektroautos seien nicht die Lösung, für sie würden im Globalen Süden Menschen und Ressourcen ausgebeutet. Mit der Aktion am Samstagnachmittag wolle man den Aufbau der „Open Spaces“ der IAA „ein bisschen stören“.

Dieses Ziel erreichen sie nicht wirklich. Kaum jemand nimmt Notiz von ihnen, nicht mal Security-Leute werden aktiv. Symbolhafter könnten die Machtverhältnisse in der Münchner Innenstadt in diesen Tagen nicht dargestellt werden: Auf dem Wittelsbacherplatz das Ausstellungsareal von Porsche, wo ein riesiges Emblem des Sportwagenherstellers schräg in den Himmel ragt. Und davor etwa zehn junge Leute, deren Protest fast schüchtern wirkt. Ein junger Mann spricht Schlagwörter ins Megafon, die schlecht zu verstehen sind: „Neokapitalismus“, „Klimakrise“, „Profite“, und dass „die Bosse immer reicher werden“.

Die Aktivisten sprühten Parolen auf die Straße.Die Aktivisten sprühten Parolen auf die Straße. (Foto: Florian Peljak)

Nach vielleicht ein, zwei Minuten huschen sie weiter, biegen an der Feldherrnhalle rechts ab in die Theatinerstraße, rufen antikapitalistische Parolen und: „Smash IAA“. Schon sind sie genauso unauffällig verschwunden, wie sie aufgetaucht sind.

Auf ihrem kurzen Weg haben sie ein paar Pappschilder am Rande zurückgelassen, eines am U-Bahn-Aufgang: „Porsche entmachten & entegnen“. Hätten sie das kleine I nicht vergessen hinzumalen, würden sie die Enteignung fordern. Wenig später liegt die Anti-Porsche-Pappe mit der Schrift nach unten auf der Rolltreppe, ganz oben, kommt nicht vor und nicht zurück. Bis eine Frau das Schild aufs Pflaster kickt, die Parole bleibt unsichtbar.

Direkt daneben befindet sich ein Mercedes-Laden. „Manufaktur“ steht in Schreibschrift auf dem Schaufenster, eine gut gekleidete junge Frau putzt es von innen mit einem gelben Tuch für beste Sicht auf einen vermutlich sehr teuren Wagen. Ein paar Meter weiter fahren über die Kreideparolen der Klimaaktivisten („FCK IAA“) ganz langsam große Trucks. Sie bringen weitere Utensilien zu den IAA-Ständen.