Standdatum: 6. September 2025.

Autorinnen und Autoren:
Marianne Strauch

Im Schlauchboot, zu Fuß und in Bussen: Der Bremer Ali Alizadeh ist vor zehn Jahren aus Afghanistan nach Bremen geflohen. Heute arbeitet er als Sanitäter.

Ali Alizadeh hat sich mit 16 auf die Flucht begeben. Seine Eltern sind mit ihm aus Angst vor den Taliban von Afghanistan in den Iran geflohen. Von da aus ging seine Reise allein weiter. Acht Monate lang. „Ich bin erst in die Türkei. Dort war ich ein paar Monate. Dann mit Schlauchboot nach Griechenland.“ Danach ging es für ihn mal mit dem Zug, mal mit dem Bus und dann wieder zu Fuß weiter nach Deutschland. Ali erinnert sich besonders an das hohe Risiko seiner Flucht durch das Mittelmeer nach Griechenland: „Man muss total verzweifelt sein, um in ein Schlauchboot einzusteigen. Wir waren 43 Leute auf einem Boot.“ Glücklicherweise hätten alle überlebt.

„Ich war hier wie verloren, hatte hier niemanden“

Frau mittleren Alters mit Brille und langen, glatten  Haaren vor gewellter Plexiglasscheibe

Silke Laßmann hat Ali als Mentorin wie eine Mutter unterstützt.

Bild: Radio Bremen

In Bremen wird Ali 2015 in eine Notunterkunft einquartiert, in eine Turnhalle in Borgfeld. Dort findet er Freunde und Menschen, die ihn begleiten. Zu seiner Mentorin Silke Laßmann hat er immer noch Kontakt. Ihr Haus stand für den jungen Flüchtling immer offen. „Er konnte mich immer fragen, wenn er Probleme hatte oder Hilfe gebraucht hat. Dann habe ich versucht, ihn zu unterstützen“, blickt Laßmann zurück. Und Ali sagt: „Ich war hier wie verloren, hatte hier niemanden. Sie war wie eine Mutter für mich, und ihre Kinder waren wie Geschwister für mich.“ Er werde das nie vergessen: „Wenn sie mich braucht, dann bin ich auch für sie da.“

„Sanitäter der richtige Job“

Junger Mann mit Headset an einem Computer in einer Leistelle mit vielen Monitoren

In der Feuerwehrleitstelle fühlt sich Ali bestens aufgehoben.

Bild: Radio Bremen

Heute spricht Ali Alizadeh perfekt Deutsch. Der 27-Jährige hat die deutsche Staatsbürgerschaft, eine Ausbildung zum Rettungssanitäter und arbeitet ein paar Tage im Monat in der Feuerwehrleitstelle. Ali ist von seiner Arbeit begeistert. Er erinnert sich besonders gern an einen Notruf, bei dem ihm seine Herkunft sehr geholfen hat: „Die Anruferin konnte kein Deutsch. Es ging um die Wiederbelebung von einem Baby“, blickt er zurück. Er habe aufgrund ihres Nachnamens vermutet, dass die Anruferin Persisch spricht und hatte damit recht. „Dann habe ich eine Kindes-Reanimation auf Persisch eingeleitet“, so Ali. Das Kind habe überlebt: „In dem Moment dachte ich: Das ist der richtige Job.“

„Ich fühle mich hier zu Hause“

Vier junge Männer vor dem Bremer Weihnachtsmarkt

Zu Besuch auf dem Bremer Weihnachtsmarkt: Ali Alizadeh kurz nach seiner Ankunft in Bremen mit anderen jungen Flüchtlingen.

Bild: Radio Bremen

Der gebürtige Afghane ist in Bremen heimisch geworden. Der Weg dahin war nicht leicht. Er hat die deutsche Schrebergartenkultur angenommen, wohnt in einer WG, ist selbstständig und unabhängig. „Ich fühle mich hier zuhause“, sagt er inzwischen. Ohne Unterstützung hätte er es nicht so weit gebracht, sagt Ali Alizadeh. Auch wenn er ein neues Zuhause hätte, vermisse er seine Mutter, die allein im Iran zurückgeblieben ist. Sein Vater ist in diesem Jahr gestorben. 

Den Film zum Thema lieferte Marianne Strauch. Den Text hat Alexander Schnackenburg redigiert.

Quelle:
buten un binnen.

Dieses Thema im Programm:
buten un binnen, 5. September 2025, 19.30 Uhr