Berlin – Zwölf Wolkenkratzer glänzen in der Abendsonne, alle zwischen 60 und 240 Meter hoch. Was aussieht wie die Skyline von Dubai, könnte bald mitten in Berlin gebaut werden und helfen, den Wohnungsnotstand in der Hauptstadt zu lindern.
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Die spektakuläre Idee mit den zwölf Wohntürmen in unterschiedlicher Höhe präsentierte jetzt der bekannte Architekt Christoph Langhof (77), der zuletzt im Zentrum-West das spektakuläre Hochhaus „Upper West“ entwarf, mit 119 Metern das fünfthöchste Gebäude der Stadt. Sein „Berliner Dubai“ plant er nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt, am 2008 geschlossenen Flughafen Tempelhof, gleich neben den unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden aus den 1930er-Jahren. Allerdings mit deutlichem Abstand zum ehemaligen Flugfeld (Tempelhofer Feld), das zum Teil renaturiert wurde und ein beliebter Freizeittreff der Berliner ist.
Langhof: „Die Weite und Freiheit des Tempelhofer Feldes bleiben erhalten, während die städtische Seite des Gebäudes mit neuem Leben erfüllt wird.“
Die zwölf Türme sollen neben dem Tempelhofer Feld entstehen
Foto: Langhof GmbH
5000 neue Wohnungen
Seine Wolkenkratzer sollen der sichelförmigen Anlage des alten Berliner Flughafens folgen und in einem etwa 1,2 Kilometer langem Halbkreis gebaut werden. Sie nehmen dabei den Rhythmus der historischen Fassade auf. In den Türmen soll es 5000 Wohnungen verschiedener Wohntypen geben: Mieter, Eigentümer, Studenten, Alt und Jung zusammen.
Futuristischer, cleaner Look – so könnte die nächste Generation Haus in Tempelhof aussehen
Foto: Langhof GmbH
Die Hangars zu Füßen der Türme bleiben bewahrt, auch bestehende kulturelle Nutzungen. Unter den imposanten Vordächern soll der Platz für zusätzliche Einrichtungen genutzt werden: Kitas, Schulen, Sport in Holzbauweise.
In der 10. Etage von seinem Upper West mit dem Hotel Motel One präsentierte Christoph Langhof seinen Plan von der Bebauung in Tempelhof
Foto: Olaf Selchow
„Im Augenblick ist dort Totentanz“
Langhof sieht auch den Denkmalschutz nicht als Bremse. Er verlangt, die Vergangenheit sichtbar zu erhalten, aber zugleich Zukunft zu schaffen: „Die Hauptstadt wächst und braucht Mut, um mit ihrer eigenen Geschichte schöpferisch umzugehen. Entscheidend ist, dass da Leben reinkommt – im Augenblick ist dort Totentanz.“
Blick auf die zwölf Türme vom Tempelhofer Feld aus
Foto: Langhof GmbH
Ähnlich sieht es der Architektur-Geschichts-Professor Wolfgang Schäche (77): „Man kann mit einem Nazi-Gebäude nicht so umgehen, wie mit dem Schloss Charlottenburg. Diese monströsen Gebäude müssen durch Neues in ihrer Wirkung relativiert werden.“ Wie etwa beim Olympiastadion mit der noch relativ neuen Überdachung.
Hintergrund: Der Flughafen Tempelhof wurde zwischen 1936 und 1941 nach Plänen von Ernst Sagebiel erbaut. Er steht für die monumentale Architektur der Nationalsozialisten.
Alle Wohnungen in den zwölf Türmen haben verglaste Balkone, auf den Etagen gibt es begrünte Terrassen – und Blick aufs Tempelhofer Feld
Foto: Langhof GmbH
Sechs Entwürfe für das Tempelhofer Feld
Über die Randbebauung des Tempelhofer Feldes wird seit Jahren gestritten. Bei einem Ideenwettbewerb mit sechs Entwürfen sprachen sich nur zwei Planungsbüros tatsächlich für Neubauten auf dem ehemaligen Flugfeld aus – die anderen wollen z.B. nur Bäume als Schattenspender ergänzen.
Alle sechs Entwürfe sollen noch im September in einer Ausstellung präsentiert werden. Dann muss die Politik entscheiden, wie es elf Jahre nach einem Bauverbot (Ergebnis des Volksentscheids im Mai 2014) weitergeht.