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Die Kasseler Museumsnacht ist einer der Höhepunkte des Kulturjahrs. Hier haben wir sieben Tipps für Sie zusammengestellt – unter anderem können sie ein documenta-Maskottchen wiederentdecken.
Ein bisschen ist dieser Artikel auch überflüssig. Die Kasseler Museumsnacht zeichnet sich seit jeher dadurch aus, dass man irgendwo in der Stadt überrascht wird und dann doch ganz andere Entdeckungen macht, als man geplant hatte. Das wird auch am heutigen Samstag bei der 20. Ausgabe so sein, bei der mehr als 50 Museen, Galerien und Kulturprojekte von 17 bis 1 Uhr aufhaben. Oberbürgermeister Sven Schoeller versprach schon bei der Präsentation des Programms: „Wenn das Wetter hält, wird das ein wunderbarer Abend.“ Nun ist klar: Das Wetter soll halten. Sieben Tipps für einen wunderbaren Abend, der mit der offiziellen Eröffnung um 16.30 Uhr vor dem Fridericianum beginnt und mit einer Party in der Tofufabrik (Wolfhager Straße 39a) endet.
1. Ein Liebling der documenta fifteen ist wieder da: Den „Moondog“ oder „Krümel“ hatten viele Besucher der documenta vor drei Jahren in ihr Herz geschlossen. Nach der Präsentation des Plüsch-Kunstwerks, das einst auf der Bühne des Schauspielhauses Bochum genutzt wurde, fand „Krümel“ in der Niestetaler Wilhelm-Leuschner-Schule ein Zuhause. Danach wollte Elfi Eckart das documenta-Maskottchen an ihrem Foto-Motel im Schillerviertel (Wolfhager Straße 53) präsentieren. Das gestaltete sich schwierig. Zuletzt lagerte der „Moondog“ in seinen Einzelteilen in einem Schuppen dort. Zur Museumsnacht ist er vor dem Foto-Motel aufgebaut. Eine Plane schützt ihn vor Regen. Für Jens Steuber vom Verein Materialverteilung ist „Krümel“ ein Symbol für Wiederverwertung. Wie es nach der Museumsnacht weitergeht, ist noch offen.
Auch an disem Samstag wird Kassels Kulturszene leuchten: Dieses Luftbild unseres Fotografen mit einer Langzeitbelichtung vom Friedrichsplatz ist die perfekte Einstimmung auf die Museumsnacht. © Andreas Fischer/Skypic
2. Es gibt ganz besondere Führungen: Was es bei der Museumsnacht zu entdecken gibt, soll für alle verständlich sein. Daher auch das Motto: „Gemeinsam dabei: Teil sein, Teil haben, Teil werden.“ So gibt es wieder Führungen in verschiedenen Sprachen. Schon im vorigen Jahr seien sie sehr gut angenommen worden, sagt Julia Allnoch vom Kulturamt. Um alle abzuholen, übersetzen Dolmetscher auf Englisch, Spanisch, Türkisch, Französisch und Russisch, aber auch Ukrainisch, Arabisch und Somali. Eine weitere Besonderheit: Auch in Gebärdensprache werden wieder Führungen angeboten. „Das ist auch für Menschen, die nicht gehörlos sind, spannend zu beobachten“, sagt Allnoch.
3. Auch Kinder werden Spaß haben: Eltern wissen, dass es schwierig sein kann, die Kinder ins Museum zu locken. Bei der Museumsnacht wird das jedoch ein Kinderspiel. Checkerin Marina, die auf Kika die gleichnamige Wissenssendung moderiert, hat einige Fragen zum „Check die Museen“-Heft beigesteuert, das es heute in allen größeren Museen kostenlos gibt. Auch die heimischen Museumspädagogen stellen hier kluge Fragen. Für Familien wird der Besuch der Museumsnacht so zu einer lehrreichen Expedition. Oder wie Checkerin Marina, die eigentlich Marina Blanke heißt, im Vorwort sagt: „Viele Dinge werden spannender, sobald man angefangen hat, etwas darüber zu wissen.“
4. Ein Kunstwerk, das sauber macht: Dieses Kunstwerk erschließt sich womöglich erst auf den zweiten Blick, ist aber einen Besuch wert: Der „Waschraum“ im Schillerviertel befindet sich im 35 Quadratmeter großen Raum im ersten Obergeschoss der Kreativfabrik (Rothenditmolder Straße 21). Früher war das der Waschraum der Ofenrohr- und Kunststofffabrik Eduard Klein. In der Museumsnacht werden die drei erhaltenen Duschkabinen zur Ausstellungsfläche. „Ein Ort, wo es dreckig werden kann und alles wieder sauber wird“ – das macht neugierig.
So schön war die Kasseler Museumsnacht 2024Fotostrecke ansehen
5. Für Auto-Fans wird es ein Feiertag: Ein Porsche 911 ist mehr als ein Auto. René Wagner hat ein altes Modell zur Vitrine gemacht und stellt den Sportwagen in der Galerie Feiertag (Müllergasse 2) aus. Um den Porsche durchs Schaufenster zu bekommen, musste er eigens einen Teil der Toilette abreißen. Das bunte Auto ist auch als Statement gegen all die schwarzen und grauen Modelle von heute. Früher war es auf den Straßen bunter und damit auch ein bisschen besser. Im Porsche werden zudem Vasen ausgestellt, die Wagner mit Autolack bearbeitet hat. Die Vita des 41-Jährigen ist so ungewöhnlich wie sein Porsche-Projekt: Der gebürtige Geraer hat Ausbildungen zum Maler und Lackierer gemacht sowie in Kassel Kunst studiert. Wagner war Assistent des Bildhauers Stephan Balkenhol und arbeitet als Maler von Bühnenbildern am Staatstheater.
6. Das Ticket ist auch Fahrkarte: Mit dem Bus oder der Tram anzureisen und das Auto stehenzulassen, ergibt heute am meisten Sinn. Das Museumsnacht-Ticket für 15 Euro (ermäßigt: 10) ist sowohl Eintrittskarte als auch Fahrkarte. Es berechtigt, alle beteiligten Museen und Kultureinrichtungen zu besuchen und die Busse, Trams, Regiotrams und Regionalbahnen gesamten NVV-Gebiet zu nutzen – und zwar von 9 Uhr bis zum Betriebsschluss am Sonntagabend. Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre haben kostenlosen Eintritt. Außerdem haben auch sie freie Fahrt mit dem ÖPNV. Ein Ticket müssen sie sich dennoch besorgen. Das geht am besten unter museumsnacht.kassel.de. Nur an einigen Standorten sind während der Museumsnacht Hard-Tickets zu kriegen.
7. Foto-Kunstwerk in der Grimmwelt: Die Grimmwelt feiert ihren zehnten Geburtstag mit dem „Inside Out Project“ des französischen Künstlers und Fotografen JR. Auch heute (von 13 bis 16 sowie von 17 bis 20 Uhr) können sich die Besucher in einem Fototruck porträtieren lassen. Die Bilder hängen als riesiges Mosaik im Innern und an der Außenfassade. Zudem können die Besucher Wünsche für die Grimmwelt formulieren. Auch Hessens Kunstminister Timon Gremmels ließ sich am Donnerstag beim Festakt fotografieren und wünschte der Grimmwelt, dass die Dauerausstellung modernisiert wird. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen scherzte er: „Damit habe ich mir selbst einen Auftrag gegeben, die Mittel bereitzustellen.“ Grimmwelt-Direktor Jan Sauerwald hörte das sicher gern. (Matthias Lohr, Daria Neu)