Das Filmteam rund um Regisseurin Ildikó Enyedi mit Léa Seydoux bei der Weltpremiere in Venedig

AUDIO: Filmfest Venedig 2025 – Wie war’s? Wer sind die Favoriten? (5 Min)

Stand: 06.09.2025 21:17 Uhr

Am Samstag wurden die Preise beim 82. Filmfest Venedig vergeben. Die deutsche Koproduktion „Silent Friend“ mit dem Hamburger Johannes Hegemann hat einen Preis erhalten: für Luna Wedler als beste Nachwuchsschauspielerin. Der Goldene Löwe ging an „Father Mother Sister Brother“ von Jim Jarmusch.

von Patricia Batlle

Viele Kritiken lobten den Abschlussfilm des Wettbewerbs „Silent Friend“ der Ungarin Ildikó Enyedi, die am Freitagabend Weltpremiere gefeiert hat. Von einem „verzaubernden Film“ spricht der „Spiegel“, auch das US-Fachblatt „Variety“ lobt die „Symphonie für die Sinne“, die „Ode an das Leben im Einklang mit der Natur“. Zwar gehe es im dreigeteilten Film um Wissenschaft, sie werde aber „poetisch“ vermittelt, lobt das Kinofachblatt „Deadline“.

Luna Wedler erhält Nachwuchs-Schauspielpreis für „Silent Friend“

Die Schweizerin Luna Wedler hat am Samstagabend bei der Preisgala am Lido die Coppa Mastroianni erhalten, die das Festival der besten Nachwuchsschauspielerin oder dem besten Nachwuchsschauspieler verleiht. Sichtbar erfreut und gleichzeitig ergriffen sagte die 25-Jährige: „Ich möchte meinen Freunden danken, meinen nahen und meinen stillen Freunden“. Der Film ist eine ungarisch-französisch-deutsche Koproduktion, gefördert mit 100.000 Euro Mitteln der Moin Filmförderung. Wedler ist aktuell im Kino im Drama „22 Bahnen“ nach dem Roman von Caroline Wahl zu sehen.

Léa Seydoux: „James Bond“-Schauspielerin im Abschlussfilm

In „Silent Friend“ spielt etwa der chinesische Star Tony Leung Chiu-wai mit – in seiner allerersten europäischen Kinorolle. Wie Regisseurin Enyedi im Gespräch mit NDR Kultur erzählte, hat sie dem „In The Mood For Love“-Schauspieler die Rolle auf den Leib geschrieben und ein Jahr lang darauf gewartet, ob er das Drehbuch liest. Zu ihrer großen Erleichterung habe er nach dem Lesen sofort zugesagt. Zur Weltpremiere kam ein Großteil des deutschen Ensembles und eine der Nebendarstellerinnen, „James Bond“-Star Léa Seydoux. Der Film entstand zum Großteil in Marburg und handelt von einem riesigen uralten Ginkobaum, der über Generationen seine Umgebung betrachtet.

„A House of Dynamite“ von Kathryn Bigelow geht leer aus

Eine Frau (Rebecca Ferguson) telefoniert in einem Raum voller Bildschirme (Szene aus dem Film "A House of Dynamite"

Sie ist bekannt aus „Dune“ und „Mission Impossible“ – und spielt auch bei Kathryn Bigelows „A House of Dynamite“ mit: Rebecca Ferguson.

Ein hochkarätiger Thriller stammt von der ersten Frau, die jemals in Hollywood einen Regie-Oscar erhalten hat. Kathryn Bigelow lieferte mit „A House of Dynamite“ einen Film, der etwa die NDR Kultur Filmkritikerin Anna Wollner „tief in den Sessel gedrückt hat – vor Spannung und vor Sprachlosigkeit“. Bigelow erzählt von einem nuklearen Anschlag auf die USA. Bald steht fest, dass in unter 20 Minuten ein Einschlag auf das Festland stattfinden wird. Die Produktion ging jedoch leer aus.

Als einer der meist applaudierten bei der Weltpremiere galt „The Voice of Hind Rajab“ der tunesischen Regisseurin Kaouther Ben Hania. Er erhielt den Silbernen Löwen für den Großen Preis der Jury. Das von Brad Pitt und Joaquin Phoenix mitproduzierte Dokudrama über ein getötetes palästinensisches Mädchen im Gazastreifen verwendet echte Sprachaufnahmen: Während die fünfjährige Hind Rajab im Januar 2024 im beschossenen Wagen zwischen getöteten Familienmitgliedern festsaß, telefonierte sie drei Stunden lang immer wieder mit Freiwilligen des Palästinensischen Roten Halbmonds und flehte um Hilfe.

Die Produktion ist auch Tunesiens Hoffnung auf den Oscar für den besten internationalen Film. Um die prekäre Situation in der koreanischen Mittelklasse, speziell um die Hilflosigkeit von Männern bei Arbeitslosigkeit, geht es in Park Chan-wooks Groteske „No Other Choice“. Er hat ebenfalls großes Kritikerlob gefunden – und hatte gute Chancen auf eine Regieauszeichnung. Der Regiepreis ging jedoch an den US-Independentregisseur Benny Safdi, der mit Dwayne Johnson einen historischen Film über einen Martial-Arts-Wrestler gedreht hat.

Jurypräsident: US-Regisseur Alexander Payne

Jurypräsident war der US-Regisseur Alexander Payne. Zur Jury gehörten auch der in Hamburg lebende iranische Regisseur Mohammad Rasoulof („Die Saat des heiligen Feigenbaums“) sowie die Schauspielerin und Oscarpreisträgerin Fernanda Torres aus Brasilien („Für immer hier“).

„Short Summer“ von Hamburger Produktionsfirma Tam Tam erhält Preis in Venedig

In der Nebenreihe „Giornate degli Autori“ hatte der von der Hamburger Produktionsfirma Tamtam produzierte Film „Short Summer“ seine Premiere gefeiert. Der Film von Regisseurin und Drehbuchautorin Nastia Korkia hat am Samstag bei der Preisverleihung in Venedig die Auszeichnung als bester Erstlingsfilm erhalten.  

„Der Film spielt 2004 während des zweiten Tschetschenienkrieges an der tschetschenischen Grenze und erzählt die Coming-of-age Geschichte der achtjährigen Katya. Sie verbringt die letzten Ferien vor der Einschulung auf dem Land, die Großeltern sind dabei, sich zu trennen“, sagt Produzent Dirk Decker im Gespräch von NDR Kultur. Regisseurin Korkia dankte ergriffen ihren „mutigen Produzenten in Europa“.

Gedreht wurde die deutsch-französisch-serbische Koproduktion komplett in Serbien, unter anderem mit Unterstützung von Arte, Radio Bremen und der Moin Filmförderung. „Wir haben viel in und um Belgrad gedreht“, so der Produzent Decker.

Johannes Hegemann, Luna Wedler und bei der Filmpremiere in Venedig zu "Silent Friend"

Mit Ildikó Eneydis Drama endete der Wettbewerb des Filmfests Venedig. Vor der Weltpremiere erzählte der Hamburger über seine zweite Kinorolle.

Der deutsche Regisseur Werner Herzog hält den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk in Venedig in den Händen

Der Deutsche erhielt den Goldenen Löwen für seine Lebenswerk – und zeigt seinen neuen Dokumentarfilm „Ghost Elefants“. Das Festival startete mit viel Glamour.

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Ina Müller sitzt mit Lars Eidinger und Andrea Petkovic im Schellfischposten.

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