Der SC Magdeburg hat im Topspiel der Handball-Bundesliga ein dickes Ausrufezeichen gesetzt und die Füchse Berlin im ersten Spiel unter ihrem neuen Trainer Nicolej Krickau phasenweise deklassiert.
Der SCM siegte am 3. Spieltag mit 39:32 (22:13) in Berlin und fügte dem Titelverteidiger damit eine denkwürdige Pleite zu. Die Berliner hatten unter der Woche für einen Paukenschlag gesorgt und zunächst Sportvorstand Stefan Kretzschmar und dann auch noch Meistertrainer Jaron Siewert entlassen. Der Däne Krickau wurde für beide Positionen als Nachfolger verpflichtet. „Wir mussten versuchen, eine Lösung zu finden, die zukunftsträchtig ist und haben uns für Nicolej Krickau als Gesamtkonzept entschieden“, sagte Füchse-Geschäftsführer Bob Hanning in der Halbzeitpause in der Sportschau.
„Hier treffen die Gesellschafter die Entscheidung und nicht die Spieler, so ist die Entscheidung auch zustande gekommen. Wir werden jetzt nicht anfangen, uns hinter irgendwas zu verstecken oder irgendwas zu erzählen“, ergänzte Hanning, nachdem Gerüchte aufgekommen waren, dass eventuell auch die Mannschaft eine Veränderung auf der Trainerposition gewollt haben könnte.
SCM-Keeper Hernandez Ferrer in Galaform
Die Magdeburger erwischten direkt den besseren Start in die Partie – das lag auch an Torwart Sergey Hernandez Ferrer, der nach sechs Minuten schon vier Würfe der Berliner pariert hatte und seinem SCM somit das gefürchtete Tempospiel ermöglichte.
Aber auch im gebundenen Spiel kamen die Magdeburger immer wieder in die Nahwurfzone und erarbeiteten sich diverse Siebenmeter, die Omar Ingi Magnusson souverän verwandelte. So stand es nach 7 Minuten 6:3 für die Gäste. Beim 10:5 nahm Krickau seine erste Auszeit im Dienst der Füchse – im Angriff versuchte seine Sieben zu sehr, Abschlüsse über Mathias Gidsel zu erzwingen und defensiv bekam Berlin die schnellen Magdeburger zu oft erst zu spät zu fassen. Krickau brachte auch Torhüter Lasse Ludwig für den bisher glücklosen Dejan Milosavljev auf die Platte und Ludwig parierte beim Stand von 11:7 direkt einen wichtigen Tempogegenstoß von Lukas Mertens.
Der Torwartwechsel half zunächst, nach 17 Minuten stand es nur noch 12:10 und dementsprechend sah sich auch Magdeburgs Coach Bennet Wiegert nun zu einer Auszeit gezwungen, in der er seinem Team aber eine gute Vorstellung bescheinigte und sie lediglich zur Disziplin beim Abschluss mahnte. Und genau wie die seines Gegenübers zuvor trug auch diese Auszeit Früchte: Der SCM stellte den alten Abstand wieder her und zog beim 17:11 durch Magnusson immer weiter davon. Das führte zu Krickaus zweitem Timeout nach nur 22 Minuten – eine Seltenheit.
Berlins Geschäftsführer Hanning zur Pause: „Drehen können wir das Spiel nicht mehr“
Doch der Magdeburger Angriffszug – er war an diesem Tag ein ICE. Die Berliner kamen kaum einmal kompakt in ihren Abwehrverbund und die SCM-Defensive machte es dazu ihrem Torhüter mit gutem aggressiven Verschieben leicht, die Abschlüsse der Füchse zu parieren. Hernandez Ferrer parierte kurz vor dem Seitenwechsel dann auch noch zwei freie Abwürfe des sonst ja eigentlich so treffsicheren Gidsel und die Max-Schmeling-Halle war plötzlich ungewohnt still.
Dass der spanische Keeper dabei bei den Schiedsrichtern einen Kopftreffer monierte, den es so nach Ansicht der TV-Bilder nicht gegeben hatte, für den Gidsel aber trotzdem eine Zeitstrafe sah, rundete den gebrauchten ersten Durchgang für die Gastgeber ab. Das 22:13 zur Pause entsprach den Kräfteverhältnissen komplett, der SCM war scharf und hellwach, der Champions-League-Sieger aus Berlin wirkte zuweilen hilflos. Hanning meinte in der Halbzeit ganz nüchtern: „Also drehen können wir das Spiel nicht mehr.“
Magdeburg verwaltet den zweiten Durchgang klug
Auch nach der Pause, in der es in der Halle von den Rängen Sympathiebekundungen für Ex-Trainer Siewert gegeben hatte, vergab Gidsel prompt einen freien Abschluss. Krickau, der mit seiner neuen Mannschaft erst einmal trainiert hatte, probierte es mit diversen personellen Alternativen, doch eine wirkliche Besserung wollte nicht eintreten. Gisli Kristjansson führte bei Magdeburg extrem klug Regie und so spielten die Gäste den klaren Pausenvorsprung mit langen Angriffen nach Hause und beantworteten die Frage nach dem Favoriten auf die Meisterschaft überdeutlich, zwischenzeitlich betrug der Abstand elf Treffer. Erst in den Schlussminuten gelang den Gastgebern nochmal etwas Ergebniskosmetik. Beste Schützen waren Magnusson (9/6) beim SCM und Lasse Andersson (9) bei den Füchsen.
„Wir haben unser Ding gemacht und ganz wichtige Auswärtspunkte für uns früh in der Saison erobert. Ich habe eine echte Magdeburger Mannschaft gesehen, die möchte ich herausheben“, sagte Bennet Wiegert, der die starke Vorstellung seiner Mannschaft ausdrücklich als „nicht selbstverständlich“ deklarierte. Krickau meinte: „Das ist deutlich für alle, dass das weit weg von einer optimalen ersten Leistung war. Aber erstmal Glückwunsch an Magdeburg, sie haben von Anfang an mit so viel Klarheit und Schärfe gespielt, dass wir in der ersten Halbzeit nie zu unserem Spiel gefunden haben.“