Neue Studien enthüllen

Betablocker können lebensgefährlich sein

Aktualisiert am 06.09.2025 – 12:09 UhrLesedauer: 2 Min.

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Tabletteneinnahme: Ein wichtiges Herzmedikament kann offenbar großen Schaden anrichten. (Quelle: DjelicS/getty-images-bilder)

Betablocker gehören zu den meistverschriebenen Herzmedikamenten. Doch sie können offenbar nicht nur nicht hilfreich sein, sondern sogar schädlich. Das zeigen neue Studien.

Betablocker gelten als Standardmedikamente in der Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. In den 60er Jahren entwickelt, kommen sie heute milliardenfach zum Einsatz. Allein in Deutschland nehmen nach Schätzungen 5,5 Millionen Menschen täglich Betablocker ein.

Doch offenbar kann die Wirkstoffklasse nicht nur unwirksam sein, sondern sogar gefährlich für Patienten werden und mitunter zum Tod führen. Das ergaben neue Studien. Eine Studie untersuchte die Daten von über 8.500 Herzinfarkt-Patienten. Deren Herzfunktion war infolge der Erkrankung erhalten geblieben. Die eine Hälfte der Patienten erhielt Betablocker als Therapie, die andere nicht.

Das Ergebnis: Die Häufigkeit von Tod, erneutem Herzinfarkt oder einer Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz war in der Betablocker-Gruppe ähnlich hoch wie bei denen ohne entsprechende Verordnung. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam bereits eine Studie aus dem Jahr 2024.

„Wir konnten keinen Nutzen bei der Verwendung von Betablockern für Männer oder Frauen mit erhaltener Herzfunktion nach einem Herzinfarkt feststellen, obwohl dies seit etwa 40 Jahren der Behandlungsstandard ist“, erklärte Forschungsleiter Valentin Fuster.

Noch erschreckender: Eine begleitende Studie kam zu dem Ergebnis, dass Frauen das Medikament sogar schadet. Nach einem Herzinfarkt wiesen sie geringe Herzschäden auf. Die einen bekamen Betablocker, die anderen nicht. Es stellte sich heraus: Frauen in der Betablocker-Gruppe hatten

„Das ist ein Befund, der die Leitlinien grundlegend verändern wird“, so Studienleiter Borja Ibáñez. Trotz der neuen Erkenntnisse erhalten laut Experten noch immer fast 80 Prozent aller Herzinfarkt-Patienten in den USA und Asien präventiv Betablocker, weil die gängigen Leitlinien dies vorsehen. Das dürfte in Deutschland ähnlich sein. Die Studienautoren fordern deshalb, dass ältere Routinen regelmäßig hinterfragt werden müssten, denn neue Medikamente würden viel gründlicher geprüft als bewährte Klassiker.

Patienten mit einer Herzinsuffizienz und einer Pumpleistung des Herzens von 40 bis 50 Prozent können jedoch weiter auf die Wirkung der Medikamente vertrauen. In dieser Gruppe wurde eine Reduktion von erneuten Infarkten, Herzversagen und Sterblichkeit beobachtet. „Diese Untergruppe profitierte tatsächlich von der routinemäßigen Einnahme von Betablockern“, so Ibáñez.