Stand: 06.09.2025 22:14 Uhr

Das Finale der US Open zwischen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz schreibt das nächste Kapital eines Dauerduells, das trotz seiner noch jungen Protagonisten schon einmalig ist im Tennis.

Große Rivalitäten im Tennis gab es schon immer. John McEnroe und Björn Borg in den 1980er-Jahren. Pete Sampras und Andre Agassi in den 1990ern. Oder natürlich für fast zwei Dekaden Anfang der der 2000er die großen Drei: Roger Federer, Rafael Nadal und Novak Djokovic.

Tennis lebt von diesen zugespitzten Duellen, die manchmal sogar einer Fehde gleichen. Was aber Jannik Sinner und Carlos Alcaraz gerade liefern, treibt diese Duelle auf die Spitze. Neun der letzten zwölf Grand-Slam-Titel gingen seit 2023 an einen der beiden. Dabei sind sie gerade einmal 24 und 22 Jahre alt.

„Sincaraz“ – Teil 3

Bei den US Open in New York stehen sich die beiden am Sonntag (ab 20 Uhr im Live-Ticker bei sportschau.de) zum dritten Mal in Folge und innerhalb nur eines Jahres beim Endspiel eines Grand-Slam-Turniers gegenüber. Deshalb gibt es natürlich schon einen eigenen Titel für dieses Aufeinandertreffen: „Sincaraz“. Nach Paris und Wimbledon nun Teil 3.

So etwas hat es in der „Open Era“, wie die Tennis-Zeitrechnung seit 1968 heißt, noch nicht gegeben. Einzig bei den Australian Open 2025 war für Alcaraz schon im Viertelfinale gegen Novak Djokovic Endstation.

Rafael Nadal und Roger Federer standen sich in ihren Karrieren insgesamt neun Mal in einem Grand-Slam-Finale gegenüber.

Beide mit dominanter Bilanz

Allein die Zahlen der beiden für das Jahr 2025 sind beeindruckend. Sinner hat 31 seiner 35 Matches auf der Tour gewonnen. Bei Alcaraz lautet die Bilanz 54:6. Dass der Spanier so viele Matches mehr hat, liegt daran, dass Sinner Anfang des Jahres eine dreimonatige Dopingsperre absitzen musste.

Bei den Grand-Slam-Turnieren in diesem Jahr hat Sinner in 27 Matches nur 8 Sätze abgegeben. Alcaraz musste zwar deutlich mehr kämpfen, hat aber bei 13 Turnierstarts in 2025 neunmal das Finale erreicht.

Lob und Respekt statt verbaler Scharmützel

Episch war das Fünfsatz-Finalduell der beiden über 5:29 Stunden bei den French Open, als Alcaraz bei 0:2 Sätzen und Matchbällen gegen sich noch zurückkam. Nicht weniger erwarten die Fans nun bei den US Open, dem letzten Grand-Slam-Event des Jahres.

Alcaraz tröstet den sichtlich enttäuschten Sinner nach dem Marathon-Finale von Roland Garros 2025.

Die Kontrahenten sind bereit – und sehr höflich zueinander. „Er bringt mich an meine Grenzen“, sagt Sinner vor dem Endspiel. „Es sind immer große Spiele gegen ihn“, ist Alcaraz‘ Beschreibung für das 15. Aufeinandertreffen der beiden (bisher 9:5 für den Spanier).

Titel und Weltranglistenspitze winken

Nun also in New York, Flushing Meadows mit 24.000 Zuschauern im Arthur Ashe Stadium – ein Match, das ein unglaubliches Tennisjahr für Sinner und Alcaraz auf die Spitze treibt. Dem Sieger winkt nämlich nicht nur der nächste Grand-Slam-Titel – für Sinner wäre es der fünfte, für Alcaraz Nummer sechs-, sondern auch die Spitze der ATP-Weltrangliste.

Die Rollen sind – wie es sich für eine große Rivalität gehört – klar verteilt: Sinner, die strategische, präzise und beherrschte Ballmaschine. Alcaraz, der willensstarke, kreative, unermüdliche Freigeist.

Selbst Novak Djokovic, der sich legendäre Duelle mit eben Federer und Nadal lieferte und mit 24 Grand-Slam-Titeln höchst dekorierter Tennisprofi aller Zeiten ist, gibt zu: „Keine Frage, die beiden sind zurzeit die mit Abstand besten Spieler der Welt.“

Kein dritter Mann in Sicht

Die Aussichten, dass sich das ändern wird, sind gering. Sinner hat in diesem Jahr gegen keinen anderen aktuellen Top-Ten-Spieler außer Alcaracz verloren, der Spanier nur gegen Sinner und im Halbfinale von Indian Wells gegen Jack Draper.

2026 könnte das Männer-Tennis in puncto Rivalität also noch in ganz neue Dimensionen vorstoßen. Aber erst einmal wartet die Tenniswelt in New York gespannt auf das nächste Kapitel dieser jetzt schon einmaligen Dynastie.