Washington/Chicago (USA) – Satire oder Drohung? Auf seinem Twitter-Klon Truth Social postete der US-Präsident am Samstag (Ortszeit) eine verstörende Botschaft.
Das KI-generierte Bild zeigt ihn in Uniform vor Hubschraubern über der Skyline von Chicago (Illinois). Man sieht einen Feuerball, Militärhubschrauber – eine starke Anlehnung an den Film „Apocalypse Now“ von Francis Ford Coppola. Trump nennt sein Bild „Chipocalypse Now“.
Die Drohung an Chicago
Im Film gibt es einen kriegsbesessenen Offizier, der ein vietnamesisches Dorf überfällt. Einen Waldstreifen lässt er spektakulär niederbrennen. Berühmt ist sein zynischer Satz „Ich liebe den Geruch von Napalm am Morgen.“ Trump inszeniert sich wie er und schreibt: „Ich liebe den Geruch von Abschiebungen am Morgen.“
Bedrohlich die weitere Botschaft: Man werde in Chicago bald merken, warum es nicht mehr Verteidigungs-, sondern Kriegsministerium heiße.
Foto: Truth Social
Gouverneur sieht Trump als Möchtegern-Diktator
Der Bürgermeister von Chicago nimmt den Post sehr ernst. „Die Drohungen des Präsidenten sind der Ehre unserer Nation unwürdig, aber die Realität ist, dass er unsere Stadt besetzen und unsere Verfassung brechen will“, schreibt er auf X. Und weiter: „Wir müssen unsere Demokratie vor diesem Autoritarismus verteidigen, indem wir uns gegenseitig schützen und Chicago vor Donald Trump schützen.“
Illinois’ Gouverneur JB Pritzker schreibt entsetzt auf X: „Der Präsident der Vereinigten Staaten droht, gegen eine amerikanische Stadt in den Krieg zu ziehen. Das ist kein Witz. Das ist nicht normal.“ Der Demokrat bezeichnet Trump als Möchtegern-Diktator.
Der Präsident antwortete: „Wenn (die Amerikaner ihren Präsidenten) einen Diktator nennen und er die Kriminalität stoppt, kann er sein, was er will.“ Er schiebt nach, dass er kein Diktator sei.
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Brisant: Trumps Nachricht erscheint nur einen Tag, nachdem er das Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenannt hatte. Was die Drohung bedeutet: Der Präsident will mit der Nationalgarde und der Einwanderungsbehörde (ICE) seiner Meinung nach die Ordnung wieder herstellen – also Kriminelle ins Gefängnis bringen, ihre Waffen einsammeln und illegale Einwanderer aus dem Land werfen. So wie er das in Washington D.C. und teilweise in Los Angeles gemacht hatte.
Als Grund nennt Trump die aus seiner Sicht überbordende Kriminalität in Chicago. Am vergangenen „Labor Day“-Wochenende waren in der Metropole (2,7 Mio. Einwohner) bei 37 Vorfällen 58 Menschen verletzt und acht durch Schusswaffen getötet worden.
Trump unterzeichnete am Freitag ein Gesetz, welches das Verteidigungsministerium in Kriegsministerium umbenennt. Es muss noch durch den Kongress
Foto: Francis Chung – Pool via CNP / Avalon
Stadt und Staat lehnen das vehement ab. Die Kriminalität in Chicago ist hoch, verzeichnet aber den stärksten Rückgang seit mehr als einem Jahrzehnt. Schießereien gingen um 37 Prozent zurück, Morde um 32 Prozent, die gesamte Gewaltkriminalität sank um mehr als 22 Prozent.
Die Demokraten in Chicago und Illinois befürchten Massen-Abschiebungen und Groß-Razzien durch die Behörde ICE – wie bereits in anderen Städten. So wurden am Donnerstag auf einem Werksgelände des Autoherstellers Hyundai 475 (mehrheitlich südkoreanische) Arbeiter festgenommen.