Berlin/Jerusalem – Die Lage in Israel ist angespannt. Das Militär hat die Großoffensive in Gaza-Stadt begonnen, der letzten Hochburg der Hamas. Das Ziel: die palästinensische Terror-Organisation zerschlagen, die am 7. Oktober 2023 das Massaker in Israel verübte und noch immer Dutzende Geiseln festhält.
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Gleichzeitig laufen die diplomatischen Bemühungen auf Hochtouren. Nach Angaben des israelischen Senders Kan wollen die Vermittler USA, Katar und Ägypten noch in dieser Woche einen neuen Vorschlag vorlegen. Er soll die Freilassung aller Geiseln und ein Ende des Krieges bringen. Auch US-Präsident Donald Trump spricht von „sehr intensiven Verhandlungen“ mit der Hamas.
Doch innerhalb Israels wächst der Druck auf die Regierung, die Militäroffensive zu beenden. Vor der Residenz von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem protestierten Zehntausende. Die „Times of Israel“ schätzt die Zahl der Teilnehmer auf Zehntausende – eine der größten Kundgebungen seit Beginn des Krieges. Sie fordern, dass Netanjahu sofort über ein Abkommen verhandelt.
Viele Israelis fürchten, die neue Offensive in Gaza könnte das Leben der Geiseln gefährden
Foto: Ronen Zvulun/REUTERS
Das Forum der Geiselfamilien beklagte, dass drei Wochen vergangen sind, ohne dass Israel auf die Antwort der Hamas reagiert habe. Die islamistischen Terroristen hatten sich nach militärischem Druck offen für eine Waffenruhe gezeigt und einige Geiseln freizulassen. Für die Freilassung aller Geiseln verlangt die Hamas von Israel, sich komplett aus dem Gazastreifen zurückzuziehen. Das Ziel der Terroristen ist, die Herrschaft im Gazastreifen fortzuführen.
In einer Erklärung forderte das Forum der Geiselfamilien Netanjahu auf, den aktuellen Vorschlag anzunehmen und sofort mit Verhandlungen zu beginnen. Im Gespräch ist eine 60-tägige Waffenruhe, in der zunächst zehn Geiseln freikommen sollen.
Doch Netanjahu lehnt Teilabkommen ab. Er beharrt darauf, dass alle Geiseln auf einmal freigelassen werden müssen. Nach israelischen Angaben leben von den 48 Verschleppten noch rund 20. Außerdem fordert er die vollständige Kapitulation und Entwaffnung der Hamas – Bedingungen, die die Terroristen zurückweisen.
Die israelische Armee hat ein Hochhaus in Gaza-Stadt zerstört, das Armee-Angaben zufolge von der Hamas als Aussichtspunkt genutzt wurde. Zivilisten beobachteten die angekündigte Sprengung und rannten in Deckung, als eine Rakete einschlug
Foto: AP
Geiselfamilien werfen Netanjahu vor, den Krieg für sein politisches Überleben in die Länge zu ziehen. Seine rechtsextremen Koalitionspartner sind strikt gegen eine Waffenruhe. In der Erklärung der Angehörigen heißt es: „Der persönliche Überlebensinstinkt des Ministerpräsidenten darf nicht über die Notwendigkeit gestellt werden, alle Geiseln zurückzuholen und unnötige Todesfälle zu verhindern.“
Besonders groß ist die Angst um die Sicherheit der Geiseln. Familien der Entführten Guy Gilboa-Dalal und Alon Ohel, der auch deutscher Staatsbürger ist, glauben laut Channel 12, dass beide nach Gaza-Stadt gebracht wurden. Dort veröffentlichte die Hamas am Freitag ein Video, das sie in Gefangenschaft zeigt. Angehörige befürchten, dass die Terroristen ihre Liebsten während der Offensive ermorden könnten.
Unterdessen verstärkte Israels Armee die Luftangriffe auf Gaza-Stadt. Sie forderte die Bevölkerung auf, sich in ein Küstengebiet im Süden des Gazastreifens zu begeben, das als „humanitäre Zone“ ausgewiesen wurde.