London – Immer mehr Menschen suchen seit dem Brexit den Weg nach Großbritannien – viele davon in Booten über den Ärmelkanal. Bislang sind sie oft in Hotels untergebracht. Premierminister Keir Starmer (63) will das ändern: Migranten sollen in Baracken auf ehemaligen Militärstützpunkten umziehen.

Ende Juni waren rund 32.000 Asylsuchende in britischen Hotels untergebracht – acht Prozent mehr als im Juni 2024. Dutzende der rund 200 umfunktionierten Hotels sollen in den kommenden Monaten geräumt werden, wie „The Telegraph“ berichtete.

Geplant war bisher: Alle Asylhotels sollten bis 2029 geräumt werden.

Vor rund zwei Wochen: Protest vor dem Radisson Hotel in Perth, das Geflüchtete unterbringt. „Perth ist voll, macht die Hotels frei“, steht auf dem Schild

Vor rund zwei Wochen: Protest vor dem Radisson Hotel in Perth, das Geflüchtete unterbringt. „Perth ist voll, macht die Hotels frei“, steht auf dem Schild

Foto: Jane Barlow/PA Wire/dpa

Jetzt macht Starmer Druck: Innenministerin Shabana Mahmood (44) soll die Pläne in den nächsten Tagen bekannt geben. Die ehemalige Justizministerin war erst kürzlich von Starmer ins Amt geholt worden – auch mit dem Auftrag, die „Boots-Krise“ in den Griff zu bekommen.

In zahlreichen Städten demonstrierten Menschen gegen Hotels für Geflüchtete. Mehrere Kundgebungen endeten in Gewalt. Gleichzeitig organisierten Initiativen immer wieder Gegenproteste.

Schon jetzt werden zwei Militärstandorte zur Unterbringung genutzt: die Napier Barracks in Folkestone und MDP Wethersfield in Essex. Pro-migrantische Gruppen vergleichen die Lebensbedingungen dort mit Gefängnissen.

Migration seit dem Brexit

Noch nie sind in so kurzer Zeit so viele Menschen nach Großbritannien gekommen. Nach Angaben des „Wall Street Journal“ kamen zwischen 2021 und 2024 insgesamt 4,5 Millionen Menschen ins Land – einer von 25 Einwohnern lebt erst seit dieser Zeit im Land.

Vor allem die Zuwanderung aus Indien, Nigeria und China nahm stark zu: Während 2021 noch 93.000 Inder einwanderten, waren es 2024 bereits 240.000. Die Zahl der nigerianischen Migranten verfünffachte sich im gleichen Zeitraum.

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Weil Abkommen mit den EU-Staaten weggefallen sind, steigen auch die irregulären Überfahrten über den Ärmelkanal rasant an. Allein am vergangenen Samstag sollen rund 1000 Menschen den Ärmelkanal in kleinen Booten überquert haben.

Laut „The Telegraph“ soll Großbritannien kurz vor einer Rückführungsvereinbarung mit Deutschland stehen. Demnach sollen Geflüchtete, die in den kleinen Booten ankommen, zurückgeschickt werden – im Gegenzug würde Großbritannien bereits geprüfte Asylsuchende aufnehmen.