Kiel. Am Sonnabend verwandelte sich der Kieler Rathausplatz in eine Bühne der besonderen Art: Rund 100 Fans koreanischer Popkultur – vor allem des K-Pop – kamen dort zusammen, um bei einem sogenannten „Random Dance Event” mitzumachen.
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Was nach einem spontanen Flashmob klingt, folgt jedoch einem klaren Konzept: Bekannte K-Pop-Songs werden in zufälliger Reihenfolge eingespielt, die Choreografien dazu haben die Teilnehmenden zuvor einstudiert – allein oder in Tanzgruppen.
K-Port bringt koreanische Popkultur nach Kiel
Die Lieder konnte sich die Community vorher auf dem Instagram-Account von K-Port wünschen. Wer die Bewegungen kennt, springt nach vorne und tanzt mit. Für Außenstehende wirkt das wie ein buntes Mosaik aus Tanz, Musik und Begeisterung.
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K-Port hat die Veranstaltung organisiert, eine Eventreihe des Vereins Kiel Gaming Port. Seit 2023 versteht sich K-Port als zentrale Anlaufstelle für koreanische Popkultur in Kiel. Zwei- bis dreimal im Jahr lädt das Team zu Random Dances ein.
„Man wird schnell belächelt oder als freakig abgestempelt“: K-Pop-Events sollen Begegnung schaffen
„Wir wollten einen Raum schaffen, in dem die Community sichtbar wird“, erklärt Mitorganisatorin Maja Weiblen (27). Gemeinsam mit Justine Siem (27) brachte sie das Konzept, das ursprünglich aus Südkorea stammt und mittlerweile weltweit Anhängerinnen und Anhänger findet, nach Kiel.
Die beiden Initiatorinnen sind selbst leidenschaftliche Tänzerinnen. „Die K-Pop-Szene in Deutschland ist leider noch nicht so anerkannt. Man wird schnell belächelt oder als freakig abgestempelt“, sagt Weiblen. Gerade deshalb seien die Events wichtig: Sie schaffen Begegnungen abseits digitaler Plattformen. Viele Teilnehmende reisen mit Freundeskreisen oder Tanzgruppen an, andere kommen allein – und finden schnell Anschluss.
Die Kieler veranstalten auch andere Events rund um die koreanische Kultur. Im November soll der K-Port 2025 stattfinden, ein Event mit einem Angebot rund um Musik, Tanz, Kultur und Essen, bei dem das Miteinander und die interkulturelle Partizipation im Vordergrund stehen sollen.
K-Pop in Kiel: Gemeinschaft beim „Random Dance Event“ als Herzstück
Besonders eindrücklich waren am Sonnabend die Solo-Auftritte. Wer den Mut aufbrachte, allein vor das Publikum zu treten, wurde von der Menge gefeiert: Klatschen, rhythmisches Schnipsen und lautstarke Anfeuerungsrufe sorgten für eine bewegende Atmosphäre.
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„Es ist schön zu sehen, wie viel Selbstvertrauen hier entsteht“, sagt Justine Siem. „Manche, die sich beim letzten Mal kaum nach vorn trauten, haben heute leidenschaftliche Solo-Performances gezeigt.“
Es ist schön zu sehen, wie viel Selbstvertrauen hier entsteht.
Justine Siem, Mitorganisatorin von K-Port
Auch Tabea Morgenthaler (17) stand auf der Bühne. Für den Auftritt hatte sie nur wenige Tage geübt. Nervosität? Kaum. „Ich tanze sowieso jeden Tag“, sagt sie lachend. „Kurz vorher war ich ein bisschen aufgeregt, aber hier zählt der Spaß und alle sind super unterstützend.“
Gerade das mache den Unterschied: „In der Schule und der Familie stößt die K-Pop-Kultur oft auf Unverständnis. Viele urteilen, ohne die Musik überhaupt gehört zu haben.“
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Doch langsam kommt der Trend auch in Deutschland an. Immerhin wurde dieses Jahr der Song „Golden“ aus dem Animationsfilm „Kpop Demon Hunters“ zum offiziellen Sommerhit gekürt. Und auch der Random Dance leistet seinen Teil, diese Subkultur sichtbar zu machen und ihr eine Bühne zu bieten.
Der soziale Aspekt steht für viele klar im Vordergrund. Die Community versteht sich als Safe Space, in dem Vielfalt und gegenseitige Akzeptanz selbstverständlich sind. Das weiß auch Sam (27) zu schätzen, der seit 14 Jahren Teil der Szene ist. „In den Songtexten finde ich mich oft wieder. Aber noch wichtiger sind die Menschen, die ich hier treffe. Einige meiner engsten Freundschaften sind durch K-Pop und das Tanzen entstanden.“ Sam selbst beeindruckte ebenfalls mit seinem Solo das Publikum.
Der Rathausplatz wurde am Sonnabend somit nicht nur zur Tanzfläche, sondern auch zu einem Ort gelebter Diversität. Die Veranstaltung zeigt: K-Pop ist ein kulturelles Phänomen, das jungen Menschen Räume eröffnet, in denen sie sich ausprobieren, wachsen und Gemeinschaft erfahren können.
KN