Thomas Obst kommt aus der freien Wirtschaft, und das merkt man. Der Bürgermeisterkandidat der FDP plant nichts weniger als einen Kulturwandel im Rathaus: So wie es in der Wirtschaft eine Kundenorientierung geben, müsse die Verwaltung sich an den Bürgerinnen und Bürgern orientieren.
„Ich weiß, das ist eine Mammutaufgabe“, sagt der 55-Jährige, für den an einer Transformation aber kein Weg vorbeiführt. Während Unternehmen gewohnt seien, lösungsorientiert zu arbeiten, gehe es Verwaltungen vor allem um Sicherheit, seiner Ansicht nicht der richtige Weg. Etwa, wenn die Erteilung einer Baugenehmigung zur unendlichen Geschichte werde.
Fehlende Transparenz im Verwaltungshandeln
Der Bildungscampus ist für Obst ein Paradebeispiel für fehlende Transparenz von Verwaltungshandeln. So frage er immer wieder hartnäckig nach einem Betreiberkonzept, wenn die Stadt jetzt praktisch ein neues Theater auf dem Neuenhof baue. Der Bildungscampus drohe, der Kreisstadt ohnehin finanziell „das Genick zu brechen“, so Obst, der weitere Kostensteigerungen fürchtet.
Lieber wäre ihm gewesen, die Stadt hätte bei Rathaussanierung und Bildungscampus auf Expertise von außerhalb gebaut, was sich hätte auszahlen können, auch bei einer Bedarfsermittlung für den Glasfaserausbau. Ein Bürgermeister müsse nicht alles können, aber die Dinge „sauber managen“ und klar sagen, was gehe und was nicht gehe. „Leadership“ und „Teamplay“ brauche es dazu, auch zwischen Verwaltung und Rat: Dort sei Kompetenz vorhanden, die er nutzen werde, über Parteigrenzen hinweg.
Obst arbeitete lange bei der Telekom in Bonn, wo er ein Team mit mehr als 400 Kollegen geleitet habe. Heute ist er selbstständiger IT-Berater. Er lebt seit mehr als zehn Jahren mit seinem Mann in Siegburg und ist Vater einer erwachsenen Tochter. Mit seiner Homosexualität geht er offen um. Ein „Triggererlebnis“ sei für ihn gewesen, als im IS-Kalifat in Syrien und Irak homosexuelle Menschen von Hausdächern gestoßen und gesteinigt wurden. Für ihn sei das der Anlass gewesen, sich politisch zu engagieren und in die FDP einzutreten.
Liberalismus sei ihm auch wichtig, da er in Erfurt aufgewachsen sei und noch in Erinnerung habe, wie es war, Pionier zu sein und in die FDJ gezwungen zu werden. Seine Arbeit in der Siegburger FDP-Fraktion begann er als sachkundiger Bürger im Sportausschuss, eine „Chance, Verlässlichkeit und Kontinuität unter Beweis zu stellen“. Als eine seiner wichtigsten Aufgaben als Parteichef sieht er die Nachwuchsgewinnung, wozu er auf gute Kontakte zu den Jungen Liberalen setzt.
Drei Fragen an den Kandidaten
Warum sollte man Sie wählen?
Weil ich konkrete Ideen für Siegburg habe, Führungsstärke mitbringe und weiß, wie man Veränderung erfolgreich gestaltet – mit Menschen, nicht über sie hinweg.
Ihre erste Amtshandlung nach der Wahl?
Ich werde für Transparenz sorgen: Kassenlage, Projektstatus und Verwaltungsstruktur gehören offen auf den Tisch – damit wir als Stadt ehrlich und lösungsorientiert vorankommen.
Ihr Lösungsansatz zum Kaufhof?
Klarer Kurs statt Leerstand: Eine Kombination aus kreativer Zwischennutzung, aktiver Vermarktung und mutiger Entscheidung – gemeinsam mit Wirtschaft, Kultur und Bürgern. Ich verfüge über das passende Netzwerk, um solche Prozesse schnell und pragmatisch in Bewegung zu bringen.