Berlin – Kann man das Tempelhofer Feld bebauen und dennoch als Freifläche erhalten? Ja, das ist möglich. Man muss es nur wollen.
Die Volksabstimmung von 2014 macht die Bebauung per Gesetz unmöglich. Doch Gesetze können geändert werden – vom Berliner Abgeordnetenhaus. Dafür wird es gewählt und dafür ist es höchste Zeit, denn die Entscheidung von 2014 ist nicht der Weisheit letzter Schluss.
Auch interessant
Anzeige
Auch interessant
Anzeige
Was eigentlich möglich wäre – welches Potenzial der alte Flughafen hat, machte der bekannte Berliner Architekt Christoph Langhof am Freitag deutlich. Er präsentierte der Öffentlichkeit einen aufsehenerregenden Plan.
Dabei gruppiert er rund um die ehemaligen Flugzeug-Hangars zwölf Hochhäuser mit einer Höhe von 60 bis 240 Metern, die Platz für insgesamt 5000 Wohnungen bieten. Berlin möge den alten Flughafen „neu denken“, sagte Langhof, ein „Weiter so“ dürfe es nicht geben, der Streit müsse endlich ein Ende haben.
Das ist allerdings richtig, denn der Streit um das Tempelhofer Feld tobt seit Herbst 2008, als der Flughafen geschlossen wurde, also ganze 17 Jahre. 2014 trat per Volksabstimmung das bis heute gültige Gesetz in Kraft, das nicht nur die Bebauung des Feldes verhinderte, sondern auch die Gestaltung.
2017 sollte auf dem Tempelhofer Feld die Internationale Gartenausstellung (IGA) ausgerichtet werden, 2020 die Internationale Bauausstellung (IBA). Beide mussten abgesagt werden. Die IBA wanderte nach Basel ab, die IGA nach Marzahn.
Im Koalitionsvertrag von 2023 vereinbarten CDU und SPD eine „behutsame Randbebauung“ des Flugfeldes. Mit einem sogenannten „Dialogverfahren“ wurden mit Beteiligung von Bürgern, die man per Losverfahren auswählte, Ideen für eine Gestaltung des Feldes gesammelt. Eine Jury wählte in diesem Sommer die sechs besten Ideen aus. Vier der sechs Siegerentwürfe sprechen sich gegen eine Bebauung aus, zwei dafür. In diesem Herbst sollen sie alle der Öffentlichkeit vorgestellt werden.
Der Architekt Langhof setzte sich mit seinem spektakulären Entwurf jetzt sozusagen an die Spitze. Er will die Öffentlichkeit zu einer Entscheidung drängen.
Sein Kompromissvorschlag ist genial. Er nimmt allen den Wind aus den Segeln, die das Flugfeld unangetastet lassen wollen, und bietet gleichzeitig die Aussicht auf dringend benötigten neuen Wohnraum. Sein Entwurf ist groß, also einer Stadt wie Berlin angemessen.
Jetzt kommt es darauf an, dass sich CDU und SPD auch wirklich trauen, das Tempelhof-Gesetz zu ändern. „Die Diskussion um das Tempelhofer Feld war bisher eher ideologisch und nicht von Ideen geprägt. Wir möchten aus der Schwarz-Weiß-Diskussion herauskommen“, sagte Bausenator Christian Gaebler (SPD) im Juli.
Richtig so. Auf geht’s! Tempelhof kann Freizeit-Fläche bleiben und dennoch einen Schritt in die Zukunft gehen. Man muss es – wie gesagt – nur wollen.
Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de