Christopher Walken als Zeus, Sharon Stone als Aphrodite, eine spannende Prämisse aus einer vielgelobten Vorlage: „Gods Behaving Badly“ hatte all das, schaffte es aber nach seiner Uraufführung weder in die Kinos noch auf DVD.

Big Beach Films

Geschichten über Filmprojekte, die hoffnungsvoll durchgeplant wurden, nur um dann in der sogenannten Entwicklungshölle zu versacken oder gar für immer abgesagt zu werden, gibt es viele. Man denke nur an Tim Burtons „Superman Lives“. Ebenso können wir wohl alle ein paar Filme aufzählen, die als Hit-Kandidaten antraten, um dann von der Kritik und vom Publikum geschmäht zu werden und zu berüchtigten Flops zu verkommen.

Aber dass ein starbesetzter Hollywood-Film fertig abgedreht wird, Premiere auf einem internationalen Filmfestival feiert, danach aber in der Versenkung verschwindet und bis heute unauffinbdar bleibt, ist eher selten. Doch genau so geschah es mit „Gods Behaving Badly, den 2013 nur eine Handvoll Filmkritiker vor seinem ewigen Verschwinden zu Gesicht bekamen. Doch wie konnte es so weit kommen?

Vielgelobte Vorlage, grandioser Cast

Zunächst fing alles vielversprechend an: Marc Turtletaub, bis dato als Produzent vom Indie-Hit „Little Miss Sunshine“ bekannt, sicherte sich Ende der 2000er die Verfilmungsrechte am Roman „Gods Behaving Badly“ (2007) der britischen Autorin Marie Phillips. Dieser handelt von den griechischen Gottheiten von Aphrodite bis Zeus, die aufgrund ihres Bedeutungsverlusts im gegenwärtigen London ihr Dasein fristen und sich mit Geldmangel und Sterblichkeit abfinden müssen.

Als eine junge Frau den Weg des liebeshungrigen Apollo kreuzt und dessen Avancen zurückweist, droht diese alltägliche Gegebenheit zur Katastrophe zu werden – für Götter wie Menschen.

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Turtletaub suchte sich den von der Literaturkritik für seinen satirischen Ton vielgelobten „Gods Behaving Badly“ nicht nur als produzierbares Filmprojekt ,sondern auch als Vorlage für sein eigenes Regiedebüt aus. Gemeinsam mit Josh Goldfaden schrieb er das Drehbuch und verlagerte die Handlung nach New York.

Das Projekt kam voran und es konnte ein namhafter Cast verpflichtet werden: Alicia Silverstone sollte die menschliche Hauptfigur spielen, als Love Interest stand ihr Ebon Moss-Bachrach zur Seite, der inzwischen vor allem aus „The Bear“ bekannt ist. Edie Falco aus „Die Sopranos“ wurde als Artemis, die Göttin der Jagd, gecastet, John Turturro als Gott der Unterwelt Hades und Sharon Stone als Liebesgöttin Aphrodite. Und den über seinen Machtverlust deprimierten Zeus verkörperte kein Geringerer als Schauspiel-Ikone Christopher Walken.

Wissen noch nicht, wie ihnen die Götter zusetzen werden: Ebon Moss-Bachrach und Alicia Silverstone

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Fehlstart in Rom

2011 wurde „Gods Behaving Badly“ in New York gedreht und konnte schließlich pünktlich zum Internationalen Filmfestival von Rom im Herbst 2013 fertiggestellt werden, wo er außer Konkurrenz lief. Doch die Premiere wurde zum Fiasko: Die Kritiker ließen kein gutes Haar an „Gods Behaving Badly“, kritisierten das „alberne Drehbuch“ (Screen Daily), die „vielen faden, familienfreundlichen Witze“ (The Hollywood Reporter) und monierten das verschwendete schauspielerische Potenzial.

Kritiker Jay Weissberg vom Branchenmagazin Variety ging sogar so weit, „Gods Behaving Badly“ eine grausige Zukunft vorherzusagen: Der Film sei „so unsinnig, dass er möglicherweise unveröffentlichbar ist und am besten in Flugzeugen und als Video-on-Demand gezeigt werden sollte.“

Im Erdboden versunken

Doch nicht einmal das sollte „Gods Behaving Badly“ erreichen: Nach den desaströsen Kritiken wurde für den Film kein Verleih gefunden, so dass ein Kinostart nicht in Frage kam. Eine VoD-Veröffentlichung stand danach wohl gar nicht mehr im Raum. Der Film verschwand von der Bildfläche und wurde offenbar nach der Festival-Premiere nie wieder öffentlich gezeigt. Bis heute findet man Reddit-Threads, in denen nach dem Verbleib des Filmmaterials gefragt wird, aber diese führen ins Nichts. Nur kleine, teils unbearbeite Filmszenen lassen sich in den Untiefen des Internets finden.

Darüber, was genau mit dem Film schief lief und warum er gar nicht mehr erscheinen sollte, lässt sich heute nur spekulieren. Vielleicht war „Gods Behaving Badly“ Marc Turtletaub als Regie-Debüt einfach zu peinlich, so dass er die Veröffentlichung nach den harschen Kritiken gar nicht mehr vorantreiben wollte. Mit anderen Worten: Ihm fehlte möglicherweise der Mut zum öffentlichen Flop. Mit seinen weiteren Filmen „Puzzle“ (2018) und „A Great Place to Call Home“ (2023) erntete Turtletaub in den Folgejahren schließlich wohlwollendere Kritiken.

Artemis (Edie Falco) geht auf Aphrodite (Sharon Stone) los

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Ein vermeidbares Fiasko?

Die einzige, die sich ausführlich zum Film äußerte, war die Autorin der Vorlage: 2014 schrieb Marie Phillips für den britischen Independent einen leichtfüßigen Erfahrungsbericht über ihre Set-Besuche bei „Gods Behaving Badly“. Darin lobt sie die freundliche Film-Crew und den professionellen Cast, hebt aber auch hervor, dass ihr kreativer Input nicht gewünscht war.

Dabei hätte Marie Phillips das vielgescholtene und von ihrer Vorlage abweichende Drehbuch vielleicht retten können: „Meine größte Sorge war, dass die Götter nun reich und erfolgreich waren, was für mich die Prämisse des Buches untergrub, das eine Satire über Machtverlust, Altern und die Angst vor dem Tod ist. Aber ich sagte mir, dass dies kein Buch war, sondern ein Film, und zwar nicht mein Film. Also habe ich nichts gesagt. Es war ohnehin zu spät.“

Schade für alle Beteiligten. Aber was unveröffentlichte Filme betrifft, kann es noch viel schlimmer und teurer kommen, man denke nur an folgendes Blockbuster-Projekt:

90 Millionen Dollar für nichts: Dieser Superhelden-Blockbuster wurde abgedreht – landete dann aber auf dem Müll!

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