1. Startseite
  2. Ostalb
  3. Ostalbkreis

DruckenTeilen

"Die Sommergäste" von Tess Gerritsen, 414 Seiten - aber kurzweilig erzählt.„Die Sommergäste“ von Tess Gerritsen, 414 Seiten – aber kurzweilig erzählt. © Limes/Verlagsgruppe Penguin Random House, 2025

Spannung ohne Blutvergießen, ein Hauch Ironie und ein besonderer Martini-Club – was macht diesen Thriller zum idealen Begleiter für die Ferien?

Aalen. „Am letzten Tag seines Lebens bestellte Police Officer Randy Pelletier im Marigold Café eine Tasse Kaffee und einen Blaubeer-Muffin.“ – Zugegeben: Der Anfang dieses Buch mag literarisch eher wenig Erwartungen auf ein pulitzerpreisverdächtiges Werk wecken. Aber er steht für das, was die Leserinnen und Leser auf 414 Seiten erwartet: eine untergründig-spannende, solide erzählte Kriminalgeschichte.

Verschwinden am See bringt dunkle Geheimnisse ans Licht

Die Story: Susan, ihre 15-jährige Tochter Zoe und ihr neuer Mann Ethan Conover verbringen ihren Urlaub im Ferienhaus von Ethans Eltern an einem idyllischen See in Maine. Kurz nach der Ankunft verschwindet Zoe spurlos, nach einem Bad im See. Einsatz für Jo Thibodeau, stellvertretende Polizeichefin im Kleinstädtchen Purity. Sie ist gewöhnt, sich im Sommer mit Verkehrsstaus, Ladendiebstählen und gelegentlichen Schlägereien zu befassen, wenn die Touristen einfallen und sich die Ferienhäuser der reichen Bostoner mit Leben füllen.

Ermittlungen in Purity und ein Skelett im See

Je länger Thibodeau ermittelt, desto deutlicher wird: Die Idylle von Purity ist mehr Schein als Sein. Als dann bei der Suche nach Zoe ein Skelett aus dem See geborgen wird, tun sich Spuren auf, die zu einem dunklen Kapitel in der Geschichte des Städtchens und einem Jahrzehnte zurückliegenden Verbrechen führen. Achtung, Spoiler: Eine zentrale Rolle spielen darin Ethans Eltern, Susans Schwiegereltern.

Ehemalige Spione unterstützen die Polizei

Das Vergnügen: Lesespaß an diesem Krimi machen die Typen des „Martini-Clubs“. Maggie, Declan, Ben, Ingrid und Lloyd – ehemalige Spione der CIA. „Grauköpfe“, die ihren Lebensabend in Purity verbringen. Noch ziemlich helle und im Vollbesitz ihrer Fähigkeiten des ehemaligen Berufslebens.

Und die setzen sie gerne ein, um Polizistin Thibodeau bei der Arbeit zu unterstützen – auch wenn diese sich mitunter kaum dagegen wehren kann. So ist etwa die 60-jährige Maggie eine super Schützin. Oder Ingrid, elegante Erscheinung, hackt sich gerne in fremde Computer und ist dabei stets einen Tick schneller als die Polizei. Declan, der irische Gentleman, startet mit Maggie und Ben auch mal eine nervenaufreibende Undercover-Aktion gegen einen Drogendealer.

Vielschichtige Figuren und psychologische Tiefe

Die Charaktere: Fein gezeichnet sind alle Figuren in diesem Buch. Herrlich ironisch die Mitglieder des Martini-Clubs bei ihrem täglichen Sundownercocktail-Ritual und untertags bei der einen oder anderen Aktion hart am Rande der Legalität. Psychologisch tiefgründig beschreibt die amerikanische Bestseller-Autorin Tess Gerritsen die Mitglieder der Familie Conover. Kapitel um Kapitel führt sie tiefer ein in die verborgenen Seiten der vermeintlich honorigen Bostoner Familie. Dass jedes Kapitel mit einem Cliffhanger endet, steigert die Leselust.

Fazit: Spannender Sommerkrimi mit Niveau

Das Buch ist als „Thriller“ ausgewiesen, doch blutrünstig ist es keineswegs. Wer einen sprachlich-niveauvollen  Sommer-Krimi sucht, spannend und dabei ironisch-locker erzählt, für den ist dieses Buch genau richtig.  

„Die Sommergäste“ von Tess Gerritsen, erschienen 2025 bei Penguin Random House. Gebundene Ausgabe: 24,-€