Meteorologisch hat der Herbst zwar schon begonnen, aber für die Düsseldorfer hielt der Sommer noch eine Zugabe bereit. Bei angenehmen Temperaturen feierte Golzheim bis in den späten Abend mit Livemusik, Food-Trucks und großem Weiberkram-Flohmarkt.

Es ist Samstagabend. Langsam versinkt die Sonne im Abendrot. Am Rheinufer unterhalb der Theodor-Heuss-Brücke stoßen Sarah und Tom mit einem leisen Pling ihre Bierflaschen aneinander. „Was für ein schöner Spätsommertag“, schwärmt die Medizinstudentin. Das Paar sucht derzeit eine Wohnung in Düsseldorf. „Wir gehen gern auf Stadtteilfeste, um die Menschen und die Stimmung dort kennen zu lernen“, erzählt Tom. Dem Paar gefällt „die lockere Atmosphäre, die Live-Musik und dass man immer wieder neue nette Leute trifft.“ Hier in Golzheim zu wohnen, könnten sie sich durchaus vorstellen.

Organisiert wird das Festival von einem kleinen Verein, der jedes Jahr aufs Neue das zweitägige kostenlose Event auf die Beine stellt. Zwar kann jeder sein eigenes Picknick mitbringen, aber die Veranstalter freuen sich, wenn die Besucher ihre Getränke an den Food-Trucks erstehen, denn die daraus resultierenden Einnahmen finanzieren das Fest und das musikalische Programm mit.

Auf der Bühne unter der Brücke geben sich nationale und internationale Acts das Mikro in die Hand. Darunter die Berliner Formation Rah & The Ruffcats mit ihrem Mix aus Soul und Afrobeats oder Joel Sarakula, der mit seinem Funk & Soul-Set aus London angereist ist. Aber auch Lokalpatrioten wie Attic Ocean aus Düsseldorf sind am Start. „Ich steh total auf Funk und Soul“, sagt Celina Anthony und wippt auf der Kaimauer sitzend im Takt der Musik mit dem Fuß. Dann springt sie plötzlich auf und tanzt zu den Reggae-Sounds von Monster Riddim aus Düsseldorf drauflos. Später wird es noch rockig mit der Last Bold Ceremony aus Dortmund.

Schon bevor es um 11 Uhr am Sonntagvormittag in die zweite Runde geht, sind Kathalina und Natalie am Start. Die beiden hoffen, beim Weiberkram-Trödel ein paar „coole Klamotten“ zu entdecken. Der Konzeptflohmarkt setzt auf „Skurriles, Kurioses und längst Vergessenes“, das es wiederzuentdecken gilt. Mode und Accessoires dominieren das Angebot. „Das frühe Kommen hat sich gelohnt“, resümiert Kathalina und zählt auf: „Ich habe eine Echtlederjacke für 30 Euro gefunden und ein Boss-Hemdkleid für fünf Euro“. Freundin Natalie ist ebenfalls zufrieden mit ihren Einkäufen. „Hier gibt es einen Stand, der Neuware verkauft, die Kunden bestellt, aber nicht abgeholt haben“, erzählt sie und räumt ein: „Ganz billig sind die Teile zwar nicht, aber immer noch um knapp die Hälfte reduziert.“

Familie Naskari sucht nach Kinderkleidung. „Die Kids wachsen so schnell aus ihren Sachen raus. Ich gehe gern auf Trödelmärkte, weil es dort immer etwas für uns gibt“, sagt Nadini Naskari. „Das gilt übrigens auch für die Spielsachen. Vieles sieht aus wie neu“, freut sich die Zweifach-Mama. Ihre Mädchen suchen sich derweil aus einem Korb voller Kuscheltiere ihre neuen Lieblinge heraus. Für den guten Sound beim Stöbern sorgen an diesem Tag verschiedene DJs mit ihren Sets. Für den kleinen und großen Hunger zwischendurch gibt es ein breit aufgestelltes Streetfood-Angebot vom Döner aus Düsseldorf über Fisch aus den Niederlanden bis hin zu African Food.

Seit 2008 lockt das Golzheim-Fest regelmäßig Tausende in den Stadtteil. Anfangs noch im Juli wurde der Termin zum Zehnjährigen im Jahr 2018 in den September verlegt. Ein Grund für die Verlegung war, dass zeitgleich ein Ed Sheeran-Konzert geplant war und die Stadt nicht zwei große Veranstaltungen haben wollte. Der Musiker kam nicht, das Fest begeisterte dafür im September und bei diesem neuen Termin blieb es seitdem. Ironie des Schicksals: Aktuell ist Sheeran gleich für drei Tage „in town“, spielt jeden Abend vor ausverkauftem Haus in der Arena parallel zum großen Caravan Salon. Und die Golzheimer? Die nehmen es gelassen. „Das eine schließt das andere ja nicht aus“, meint Peter Stamm. Meine Frau war mit ihrer Schwester am Freitag da. Dafür schau ich mir heute die Bands hier an“, sagt er am Samstagabend.