Zum zweiten Mal in Folge hat Ellwangen am Freitagabend auf dem Marktplatz seine Liebe zum Hip-Hop gefeiert – und abermals war es ein voller Erfolg. Vergangenes Jahr stand mit Kool Savas der King des Deutschrap auf der „Sommernachtsflimmern“-Bühne, dieses Jahr bekam das Publikum mit dem deutschsprachigen Künstler „Bausa“ eine ganz andere Facette des Hip-Hops präsentiert.
Mehr Soul und Funk, Motown und sogar leichte Anklänge an Techno mischten sich unter die Rap-Beats. Von „Casanova“ über seinen Erfolgshit „Was Du Liebe nennst“ bis hin zu „Mary“ kamen „Bausa“-Fans so definitiv auf ihre Kosten. Während Songs wie „Der Berg ruft“ zum Feiern und Abtanzen einluden, ließ es sich der 36-Jährige jedoch auch nicht nehmen, mit „Frühling im Viertel“ seine Solidarität mit Palästina im Gaza-Konflikt auszudrücken.
Mit spektakulärer Pyro- und Lichttechnik bescherte „Bausa“ den Ellwangern einen Auftritt, denn sie so schnell sicher nicht vergessen werden. (Foto: Larissa Hamann)
Das Marktplatzpublikum für „Bausa“ ordentlich angeheizt haben drei Vorbands – allesamt in diesem oder im vergangenen Jahr von den Ellwangen selbst ausgesucht und so mit großer Begeisterung an diesem Abend empfangen.
Vorjahresband legen fulminanten Auftakt hin
Begrüßt wurden die Gäste zum Einlass gegen 18 Uhr direkt von geballter Hip-Hop-Power, serviert von „Gusy“, „Sp!nox“ und „DJ Lowz“ sowie „Billity“ und „Greed“, die beim „Sommernachtsflimmern“ im vergangenen Jahr jeweils im Rap-Duo als Vorbands aufgetreten waren und bereits damals das Ellwanger Publikum mit ihrer energiegeladenen Bühnenperformance mitrissen.
Neben einem starken Beatmix aus Boom-Bap, RnB und Oldschool-Hip-Hop von „DJ Lowz“ stärkten ihnen bei ihrem „Sommernachtsflimmern“-Auftakt außerdem die Musiker Toni Eder (Drums), Axel Rothauszky (Bass) und Luisa Fuchs (Keys) den Rücken. Komplettiert wurde die Band durch „DJ Benet“, einen von „Billitys“ musikalischen Wegbegleitern der ersten Stunde, mit hausgemachten Beats ihres hauseigenen Labels „Träum Weiter Records“.
Ein emotionales und sehr persönliches Intermezzo bescherte Bassist Axel Rothauszky seinem Sohn Tim, denn so heißt „Billity“ mit bürgerlichem Vornamen, indem er vor dem versammelten Ellwanger Publikum in einer Pause zwischen zwei Songs seinen Stolz über den Ehrgeiz und Erfolg des jungen Rappers ausdrückte. „Ich hatte schon in der Probe ein bisschen Pipi in den Augen gehabt, und jetzt auf der Bühne auch. Ich konnte gar nicht aufhören zu grinsen, so glücklich hat mich das gemacht“, sagte „Billity“ nach dem Auftritt dazu.
Wir hatten geballte Power auf der Bühne.
„Billity“, Rapper aus Heidenheim
Sowohl für „Gusy“, „Sp!nox“ und „DJ Lowz“ als auch für „Billity“ und „Greed“ entpuppte sich der Auftritt alles in allem in dieser Konstellation als ein absolut geglücktes Experiment. „Der Platz hat sich zwar erst gefüllt, als wir angefangen haben, aber ich hatte vom ersten Moment an das Gefühl, ich bin gut angekommen, ich hab mich richtig wohlgefühlt“, blickt Billity im Nachgang auf den gemeinsamen Auftritt und ergänzt: „Wir hatten geballte Power auf der Bühne, jeder konnte seine Stärken ausspielen, jeder hat seinen Moment gehabt, zu glänzen. Ich fand es deshalb auch wichtig, die Begleitung durch die Band hervorzuheben, weil das schon außergewöhnlich ist im Rap.“
Dem konnte auch „Sp!nox“ nur zustimmen: „Für mich persönlich war es eine unglaubliche Erfahrung, weil ich vorher noch nie mit einer Band aufgetreten bin – und es war mega. Ich sage deshalb mal: Das schreit nach einer Wiederholung.“
Premiere nach Single-Release: Auch für Ellwanger kostet ein Lächeln nichts
Mit ihrem Auftritt legten die vier Rapper mit ihren zwei DJs und der Band eine fantastische Stimmungsgrundlage für den zweiten Act des Abends, den Auftritt der Heidelberger Rapperin „Li.Moon“ und Duo-Partnerin „Masurka“. „Es wird ein Mix aus allem, kein Song ähnelt dem anderen. Ich habe etwas Chilliges, ich habe etwas Dreckiges, ich habe etwas Jazziges, ich habe etwas Ruhiges und Gefühlvolles. Ich habe echt alles dabei“, hatte „Li.Moon“ im Vorfeld ihren Auftritt angekündigt – und dieses Versprechen vollends eingelöst.
Li.Moon beim Sommernachtsflimmern 2025. (Foto: Larissa Hamann)
Mit einer ordentlichen Portion Soul im Rhythmus durften die Zuschauer auch zu „Ein Lächeln kostet nichts“ mitwippen, den die 26-jährige Rapperin zwar beim Songcontest im Juni auf dem „Schwäbische“-Eventtrailer schon einmal performt hatte, der jedoch am Freitag offiziell seine Veröffentlichung auf Musikstreaming-Plattformen feierte.
Während im Hintergrund in sanftem Goldgelb die Sonne unterging, schafften es die beiden Rapperinnen derweil auf der Bühne mit weiteren Songs wie „Trotzdem gute Laune“ oder „Mutter Natur“ die perfekte „Sommernachtsflimmern“-Atmosphäre zu kreieren – immer wieder durchbrochen von energiegeladenerem Hip-Hop, der die Vorfreude auf Hauptact „Bausa“ weiter anheizte.
„Traum, weit entfernt“ wird Wirklichkeit
Bedingt durch eine kleine technische Störung stürmte als dritte Vorband schließlich „KZWO“, das Rapper-Duo aus „Don Capitano“ und „Kege“, die Bühne. Lange hielt es sie allerdings nicht dort, denn schon nach wenigen Minuten zog es die beiden Rapper in den Bühnengraben, um den anwesenden Hip-Hop-Fans ganz nah zu sein.
KZWO beim Sommernachtsflimmern 2025. (Foto: Larissa Hamann)
„KZWO“ sang somit zwar von einem „Traum, weit entfernt“, mit ihrer Wahl zur Vorband für Bausa beim Sommernachtsflimmern-Songcontest im Juni haben die Ellwanger diesen Traum jedoch für die beiden aus Nordrhein-Westfalen wahr werden lassen. Mit „Forrest Gump“ und „Wieder hell“ erreichte die Stimmung ihren Zenit – zweifellos bereit für „Bausa“.
Weil „KZWO“ durch die Verzögerung etwas Zeit auf der Bühne verloren gegangen ist, ließen sie es sich nicht nehmen, sich im Anschluss an den Hauptact mit einer Zugabe gebührend von den Ellwangern zu verabschieden – hoffentlich jedoch mit Aussicht auf ein Wiedersehen.
Einen rauschenden Abschluss findet der „Sommernachtsflimmern“-Abend mit „DJANLUCA“, zu dem viele Ellwanger bis zum Ende der Veranstaltung noch ausgelassen weiterfeierten.