Das Esrange Space Center im schwedischen Kiruna.
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Das Esrange Space Center ganz im Norden Schwedens gehört zu den europäischen Hoffnungen im Griff nach den Sternen. Schon im nächsten Jahr könnte von Europa aus ein Start in die Erdumlaufbahn gelingen.
Keine Zeit? blue News fasst für dich zusammen
- Europa hinkt im Weltraum-Wettbewerb mit China und den USA weit hinterher.
- Die Hoffnungen der europäischen Raumfahrt ruhen unter anderem auf dem Esrange-Raumfahrtzentrum im schwedischen Kiruna.
- Es liegt 200 Kilometer nördlich des Polarkreises tief im Wald.
- Ludwig Moeller, Direktor des Europäischen Instituts für Weltraumpolitik, geht davon aus, dass ein Start in die Umlaufbahn von Europa aus schon im nächsten Jahr gelingen könnte.
Tief im Wald im Norden Schwedens liegt ein Sprungbrett für Europas Weg ins All. Vom Esrange-Raumfahrtzentrum in Kiruna starten Forschungsraketen und Ballons. Jetzt ruhen auf dem Zentrum Hoffnungen, dass es im Schulterschluss mit anderen Einrichtungen des Kontinents in Zukunft den USA, Russland und China Paroli bieten kann.
Bisher hinke Europa weit hinterher, erklärt Hermann Ludwig Moeller, Direktor des Europäischen Instituts für Weltraumpolitik (ESPI) mit Sitz in Wien: «Die Lücke ist beträchtlich.» Seiner Einschätzung nach müsse Europa seine Investitionen in die Raumfahrt mindestens verdoppeln, um in den nächsten fünf bis zehn Jahren eine relevante Rolle zu spielen. Eine Verdoppelung würde aber nicht bedeuten, dass Europa in gleichem Masse aufhole, stellt er klar – denn es sei ja zu erwarten, dass andere Regionen ebenfalls weiterkämen.
Derzeit ist die einzige europäische Basis, von der aus Raketen und Satelliten in die Erdumlaufbahn starten können, in Französisch-Guayana in Südamerika. Sie liegt dort rund 500 Kilometer nördlich des Äquators. Ansonsten greifen die Europäer auch auf die Nasa-Basis Cape Canaveral in Florida zurück.
Im März liess Isar Aerospace von Norwegen aus eine erste Testrakete starten. Nur kurz nach dem Abschuss in Andøya, einer Insel im Norden des Landes, stürzte die «Spectrum» zwar ins Meer. Doch damit hatte das deutsche Unternehmen gerechnet. Und es hat weitere Starts in Andøya auf dem Plan. Auch dieser Ort in Skandinavien zählt zu den Hoffnungsträgern fürs europäische Raumprogramm.
200 Kilometer jenseits des Polarkreises
Moeller geht davon aus, dass ein Start in die Umlaufbahn von Europa aus schon im nächsten Jahr gelingen könnte. Zum Wo will er nicht spekulieren.
Esrange und Andøya sind beide seit den 1960er Jahren in Betrieb. Das staatliche Esrange Space Center liegt mehr als 200 Kilometer nördlich des Polarkreises. Die Antennenanlagen dort können leichter mit Satelliten kommunizieren, die über dem Nordpol kreisen, als solche in Äquatornähe. Ein Pluspunkt ist auch die Grösse: Allein die Basis umfasst sechs Quadratkilometer, die Raketenlandezone ganze 5200 Quadratkilometer in der schwedischen Tundra.
Mitarbeiter Mattias Abrahamsson an seinem Schreibtisch am Esrange Space Center.
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«Der Raketenantrieb fällt einfach zu Boden»
Das Gebiet ist an sich unbewohnt. Rentierhirten aus der Volksgruppe der Samen, die gelegentlich durchziehen, werden vor jedem Test informiert. «Der Raketenantrieb fällt einfach zu Boden, sodass man darauf achten muss, dass keine Menschen in dem Gebiet sind», erklärt Matthias Abrahamsson vom Esrange-Zentrum. «Wir müssen dafür Sorge tragen, dass es nicht gefährlicher ist in diesem Gebiet, wenn man Beeren pflücken möchte oder jagen oder fischen oder was auch immer, als auf einer Strasse in New York oder Stockholm.»
Nicht nur Staaten, sondern auch private Unternehmen greifen zunehmend nach den Sternen. Elon Musk oder Jeff Bezos haben mit ihren Raumfahrtmissionen einen Platz im Weltraum beansprucht – und gezeigt, dass im All viel Geld zu holen ist.
Auch die Zahl der Satelliten im Weltraum wird in den kommenden Jahren vermutlich beträchtlich steigen. Davon will auch die schwedische Raumfahrtbehörde SSC mit Esrange profitieren.
Satelliten im All seien von immenser Bedeutung für das Leben auf der Erde, sagt Ulrika Unell, Abteilungsdirektorin am Esrange Space Center. Alle sollten im Kopf behalten, wie sehr sie von diesen Objekten abhängig seien, die Hunderte Kilometer über ihnen um die Erde kreisten. «Ich würde sie bitten, darüber nachzudenken, wenn sie mit ihrem Handy herumlaufen und täglich all diese Daten nutzen», sagt Unell. «Der Weltraum wird also immer mehr zu einem Gut für die gesamte Gesellschaft.»
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