Alle europäischen Autohersteller mit Ausnahme von Mercedes-Benz sind auf dem besten Weg, die CO2-Emissionsziele der Europäischen Union für die Jahre 2025 bis 2027 zu erreichen. Grund dafür ist ein erwarteter Anstieg der Verkäufe neuer Elektrofahrzeuge, wie ein am Montag veröffentlichter Bericht zeigt.

Die Forschungs- und Kampagnenorganisation Transport & Environment (T&E) prognostiziert eine deutliche Verbesserung gegenüber den Verkaufszahlen des ersten Halbjahres 2025. Damals lagen nur die zu Geely gehörenden Volvo Cars und BMW auf Kurs, während Stellantis, Renault, Volkswagen und Mercedes hinterherhinkten.

Laut Bericht treiben die Einführung erschwinglicherer Modelle durch sinkende Batteriepreise sowie das starke Wachstum der Ladeinfrastruktur die Nachfrage an. T&E erwartet, dass der Anteil von batterieelektrischen Fahrzeugen am EU-Automarkt im Jahr 2027 über 30% steigen wird – verglichen mit 18% in diesem Jahr.

T&E sieht darin ein deutliches Zeichen, dass die Ziele Wirkung zeigen. Jegliche Abschwächung der nächsten Zielvorgaben für 2030 und 2035 würde jedoch Investitionen in Elektrofahrzeuge gefährden und China einen weiteren Vorsprung verschaffen.

„Europa steht nun vor einer entscheidenden Wahl: Entweder führt der Kontinent das globale Rennen um batterieelektrische Fahrzeuge an und tritt selbstbewusst ins elektrische Zeitalter ein, oder er riskiert, im Zeitalter fossiler Brennstoffe zurückzufallen“, heißt es im Bericht.

Automobilkonzerne haben erklärt, dass künftige CO2-Emissionsziele, darunter eine Reduktion um 100% bis 2035, nicht mehr realistisch seien. Am 12. September wollen sich Branchenvertreter mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen treffen, um über die Zukunft des Sektors zu beraten.

Die Europäische Kommission gab im März dem Druck der Autoindustrie nach und räumte den Herstellern drei Jahre statt eines Jahres ein, um die CO2-Emissionsziele für neue Pkw und Transporter zu erreichen.

T&E erwartet, dass Mercedes weiterhin hinter den anderen EU-Herstellern zurückbleibt, da der Konzern den Fokus auf profitablere Modelle mit Verbrennungsmotor legt.

Ein Verfehlen der Ziele führt zu Geldstrafen, die laut Angaben der Hersteller in die Milliarden Euro gehen könnten, falls 2025 das Zieljahr wäre. Die Einhaltung wird nun über den Durchschnitt der Jahre 2025 bis 2027 berechnet.

Mercedes wird voraussichtlich Strafzahlungen vermeiden, indem das Unternehmen seine Emissionen mit denen von Volvo Cars und Polestar zusammenlegt – dafür muss Mercedes seinen Konkurrenten jedoch Zahlungen leisten. Volvo aus Schweden ist mehrheitlich im Besitz der chinesischen Geely Holding, deren Vorsitzender über eine Firma auch 9,69% der Mercedes-Anteile kontrolliert.