Auf der Scharnhauser Straße in Plieningen wird regelmäßig kontrolliert – auch mit Radargeräten. Foto: Torsten Schöll
Seit Mai ist die Scharnhauser Straße zwischen Plieningen und Ostfildern gesperrt. Jetzt haben die Behörden eine erste Auswertung der dortigen Verkehrskontrollen vorgelegt.
Im Rahmen der Schwerpunktkontrollen an der seit Mai gesperrten Scharnhauser Straße in Plieningen haben die Behörden bisher mehr als 2000 Verstöße gegen das Durchfahrtsverbot registriert. Die Stadt kündigt an, dass die Kontrollen auf dem illegalen Schleichweg weiter gehen.
Ausreden gelten nicht: Die Schilder, die jeweils am Ortsausgang von Plieningen und auf Höhe der Abzweigung nach Kemnat angebracht sind und das Durchfahrtsverbot für den motorisierten Verkehr regeln, sind nicht zu übersehen. Lediglich der landwirtschaftliche Verkehr, der Linienverkehr sowie Fahrräder dürfen seit Mai dieses Jahres die ehemalige Direktverbindung zwischen Plieningen und Ostfildern noch befahren.
Mehr als 2000 Fahrzeuge waren auf dem Schleichweg in Stuttgart unterwegs
Das haben in den vergangenen Monaten zahlreiche Verkehrsteilnehmer, die eigentlich die neue Südumfahrung nutzen sollten, offenbar bewusst oder unbewusst ignoriert. Auf Anfrage teilt das Ordnungsamt jetzt mit, dass seit dem 22. Juli die Verkehrsüberwachung bei fünf Messungen tagsüber zu jeweils unterschiedlichen Zeiten in Fahrtrichtung Plieningen 711 und in Fahrtrichtung Scharnhausen 696 Verstöße gegen das Durchfahrtsverbot auf der Scharnhauser Straße registriert hat.
Hinzu kämen Kontrollen, die der städtische Vollzugsdienst durchgeführt habe: Die Behörde stellte bei vier Schwerpunktkontrollen seit dem 24. Juni noch einmal 623 Fahrzeuge fest, die die Straße unberechtigt befahren haben.
Insgesamt sind das mehr als 2000 Fahrzeuge in den letzten knapp zweieinhalb Monaten. Nicht alle dieser Fahrzeuge wurden allerdings geblitzt, es fanden auch andersartige Kontrollen statt.
„Das Durchfahrtsverbot an der Scharnhauser Straße ist beidseitig deutlich sichtbar angebracht. Die hohe Verstoßzahl spiegelt die allgemeinen Beobachtungen der Stuttgarter Verkehrsüberwachung wider“, erklärt dazu eine Sprecherin der Stadt. Gleichwohl wird offenbar das Durchfahrtsverbot noch immer von vielen Autofahrern ignoriert. Denn die Stadt kündigt auch an, die Kontrollen fortsetzen zu wollen. „Wann und in welchem Umfang wird jeweils anlassbezogen entschieden.“
Kommt auf der gesperrten Straße in Stuttgart ein fester Blitzer? Das Verkehrszeichen 260 ist eigentlich unmissverständlich – wenn man es wahrnimmt. Foto: imago/imagebroker
Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Stuttgart muss, wer beim Einfahren in eine für den motorisierten Verkehr gesperrten Straße erwischt wird, laut Bußgeldkatalog als PKW-Fahrer 55 Euro, als Lenker eines Lastkraftwagens sogar 100 Euro Strafe bezahlen. An der Scharnhauser Straße dürfte also einiges zusammengekommen sein.
Ob als Konsequenz aus den fortwährenden Verstößen, wie es zuletzt im Gespräch war, an der Strecke nun eine teilstationäre Kontrollanlage installiert wird, wollte die Stadtverwaltung nicht bestätigen. „Die Stadt Stuttgart beobachtet die Situation vor Ort weiterhin genau und legt im Bedarfsfall die notwendigen Maßnahmen in Abstimmung mit den anderen beteiligten Stellen fest“, heißt es dazu.
Gericht hatte die Sperrung des Schleichwegs verfügt
Die Sperrung der Scharnhauser Straße zwischen Ortsende Plieningen und der Abzweigung nach Kemnat ist eine Folge der Eröffnung der neuen Südumfahrung Plieningen im Jahr 2022. Das Bundesverwaltungsgericht hatte verfügt, dass die neu gebaute Umfahrung erst für den Verkehr freigegeben werden dürfe, wenn die Zusicherung zur Teileinziehung des betreffenden Abschnitts der Scharnhauser Straße vorläge. Mit langer Verzögerung wurde der Richterspruch dann in diesem Frühjahr umgesetzt.
Viele Plieninger haben sich in den letzten Wochen verärgert über die Schließung der Direktverbindung nach Ostfildern gezeigt und für eine zumindest versuchsweise Wiedereröffnung der Straße plädiert. Es gab aber auch einige Stimmen, die die Sperrung als folgerichtig bewerteten.