Mit hunderten Kampfdrohnen hat Russland die Ukraine landesweit unter Beschuss genommen. Donald Trump wird nach eigener Aussage in Kürze mit europäischen Spitzenpolitikern über das weitere Vorgehen beraten. CDU-Außenpolitiker Kiesewetter sieht nur einen Weg. Mehr im Liveticker.
Die Bemühungen um ein Ende des Ukraine-Krieges gehen weiter. Kiews Verbündete diskutieren über Sicherheitsgarantien für die Ukraine – und die mögliche Entsendung von Truppen zur Absicherung eines Friedensschlusses. Unterdessen lässt Putin Wohn- und Regierungsgebäude in Kiew bombardieren.
Alle Ereignisse zum Ukraine-Krieg im Liveticker:
06:43 Uhr – Kiesewetter fordert mehr Waffen für die Ukraine
CDU-Außenpolitiker Roderich Kiesewetter fordert von der Bundesregierung Konsequenzen nach den bisher schwersten Drohnenangriffen auf die Ukraine. „Russland will keinen Frieden-für-Land-Deal, sondern zeigt täglich seine Vernichtungsabsicht“, sagt er der „Süddeutschen Zeitung“.
„Statt auf völlig unrealistische Verhandlungen und einen Waffenstillstand zu hoffen und somit Zeit durch kontraproduktive Pseudoverhandlungen zu vergeuden, sollte vor allem Deutschland sich ein Beispiel an den nordischen und baltischen Ländern nehmen“, forderte er. Dazu gehöre unter anderem, die militärische und finanzielle Unterstützung massiv zu erhöhen, weitreichende Waffen wie Taurus zu liefern und das eingefrorene russische Vermögen der Ukraine zur Verfügung zu stellen.
Sonntag, 7. September02:12 Uhr – Trump plant nach eigener Aussage Treffen mit europäischen Spitzenpolitikern
US-Präsident Donald Trump möchte europäische Spitzenpolitiker in den USA treffen, um über eine Lösung des Ukraine-Krieges zu beraten. „Einzelne europäische Spitzenpolitiker kommen am Montag oder Dienstag in unser Land“, sagt Trump. Wen er damit meinte, war zunächst unklar. Das Weiße Haus äußert sich dazu zunächst nicht. Trump erklärt zudem, er sei „nicht zufrieden“ mit der Lage. Nach dem massiven russischen Luftangriff, bei dem ukrainischen Angaben zufolge das Hauptregierungsgebäude in Kiew in Brand geraten ist, sagt Trump: „Den Konflikt zwischen Russland und der Ukraine, das werden wir regeln.“ Er stellte zudem erneut ein baldiges Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Aussicht.
21:19 Uhr – Selenskyj: Putin stellt die Welt auf die Probe
Nach den neuen, intensiven russischen Angriffen aus der Luft fordert der ukrainische Präsident Selenskyj die Weltgemeinschaft zu Reaktionen auf. „Das ist ein klares Zeichen, dass Putin die Welt auf die Probe stellt, ob sie das akzeptiert und ob sie sich damit abfindet“, sagte der Staatschef in seiner abendlichen Videobotschaft. Russland versuche der Ukraine Schmerzen zuzufügen und immer dreistere Schläge zu verüben. Dem müsse mit „Sanktionen gegen Russland, gegen mit Russland verbundene Personen und starken Zöllen und anderen Handelseinschränkungen für Russland“ begegnet werden, sagte er weiter. „Ihre Verluste müssen spürbar sein“, unterstrich der Präsident.
16:56 Uhr – Kiews Bürgermeister: Russland hat rote Linie überschritten
Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko warnt nach dem russischen Luftangriff auf die ukrainische Hauptstadt vor einer Eskalation des Krieges durch Russland und seinen Präsidenten Putin. Der Angriff berge eine klare politische Botschaft aus Moskau, sagt Klitschko der „Bild“-Zeitung. „Es ist aus meiner Sicht kein Zufall, dass Putin erstmals in drei Jahren auch ein Regierungsgebäude angegriffen hat. Die ganze Welt muss erkennen: Putin will den Krieg immer weiter eskalieren und ist zu keiner diplomatischen Lösung bereit. Das beweist auch der Angriff auf das Regierungsgebäude, was bislang als rote Linie galt.“
15:53 Uhr – Starmer äußert sich entsetzt über Angriff auf Kiew
Der britische Premierminister Keir Starmer zeigt sich entsetzt über den größten russischen Luftangriff seit Kriegsbeginn, bei dem auch das wichtigste Regierungsgebäude in Kiew in Brand geriet. „Ich bin entsetzt über den jüngsten brutalen Angriff auf Kiew und die gesamte Ukraine, der über Nacht stattfand und bei dem Zivilisten getötet und die Infrastruktur beschädigt wurden“, erklärt Starmer. „Zum ersten Mal wurde das Herz der ukrainischen Zivilregierung beschädigt. Diese feigen Angriffe zeigen, dass (der russische Präsident Wladimir) Putin glaubt, er könne ungestraft handeln. Mit dem Frieden meint er es nicht ernst.“
15:11 Uhr – Melnyk bittet Deutschland um Verzeihung
Der ehemalige Botschafter der Ukraine in Deutschland, Andrij Melnyk, hat sich für Äußerungen während seiner Zeit in Berlin entschuldigt. „Das war ein wahrer Ausnahmezustand“, sagte er dem „Stern“ mit Blick auf die ersten Monate des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. „Da musste ich oft sehr impulsiv agieren, um die Deutschen dazu zu bewegen, uns zu helfen.“ Dabei habe er nicht immer „wohlüberlegte Worte“ finden können. „Daher bitte ich um Verzeihung, wenn ich Menschen beleidigt habe, weil die Emotionen da hochkochten.“
14:40 Uhr – „Versuch der Beschwichtigung von Putin sinnlos“ sagt Donald Tusk
Der massive russische Luftangriff auf die Ukraine stößt in Polen auf harsche Kritik. Er habe „erneut gezeigt, dass die anhaltende Verzögerung einer starken Reaktion gegen Putin und die Versuche, ihn zu beschwichtigen, keinen Sinn haben“, erklärt der polnische Ministerpräsident Donald Tusk auf X.
14:26 Uhr – „Kreml verhöhnt Diplomatie und tötet wahllos“, sagt von der Leyen
Die Spitzenvertreter der EU werten die jüngsten Drohnenangriffe als Beleg für die fehlende Verhandlungsbereitschaft. „Der Kreml verhöhnt erneut die Diplomatie, tritt das Völkerrecht mit Füßen und tötet wahllos“, schrieb EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen in einer Stellungnahme. EU-Ratspräsident António Costa kommentierte, Putins Version von Frieden sei es offensichtlich, von Frieden zu sprechen, aber gleichzeitig Bombardierungen zu intensivieren und Regierungsgebäude und Wohnhäuser ins Visier zu nehmen.
08:13 Uhr – Ukraine berichtet von mehr als 800 Drohnen
Die Ukraine meldet den bislang größten russischen Drohnenangriff seit Kriegsbeginn. Russland habe in der Nacht mit 805 Drohnen und 13 Raketen angegriffen, teilt die ukrainische Luftwaffe mit. Dies sei die höchste Zahl an Drohnen, die Russland seit Beginn seiner Invasion im Februar 2022 eingesetzt habe. 751 Drohnen und vier Raketen seien von der Luftabwehr abgefangen worden.
05:32 Uhr – Russische Luftangriffe auf Ukraine fordern mehrere Tote in Kiew – Feuer im Hauptgebäude der Regierung
Russlands Militär hat die Ukraine in der Nacht erneut mit schweren Luftangriffen überzogen. Ukrainischen Angaben zufolge ist ein Feuer im Hauptgebäude der Regierung ausgebrochen, wie mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend berichteten. Das Gebäude befinde sich im Bezirk Petscherskyj, teilte laut Reuters der Chef der Militärverwaltung der Hauptstadt, Timur Tkatschenko, mit.
Reporter der Nachrichtenagentur Associated Press sahen eine Rauchwolke aus dem Dach des Ministerkabinettsgebäudes in Kiew aufsteigen, aber es war zunächst unklar, ob der Rauch das Ergebnis eines direkten Treffers war – was eine Eskalation der russischen Luftangriffe bedeuten würde. Möglich ist auch, dass herabfallende Trümmerteile den Brand ausgelöst haben. Russland hat es bisher vermieden, Regierungsgebäude im Stadtzentrum anzugreifen.
Ukrainische Städte in nahezu allen Landesteilen seien mit Hunderten Kampfdrohnen und mit Marschflugkörpern unter Beschuss genommen worden, berichteten örtliche Medien unter Berufung auf die Luftabwehr. In der Hauptstadt Kiew seien mehrere Wohngebäude schwer beschädigt worden, Bürgermeister Vitali Klitschko zufolge gebe es mindestens zwei Todesopfer und elf Verletzte. Unter den Toten sei ein einjähriges Kleinkind.
Explosionen wurden auch aus den Städten Odessa, Charkiw, Dnipro, Saporischschja und Krywyj Rih gemeldet. In Odessa griffen Drohnen Wohngebäude und andere zivile Infrastruktur an, wie das Nachrichtenportal „The Kyiv Independent“ unter Berufung auf den Gouverneur des Gebiets berichtete. In Krywyj Rih seien ebenfalls Ziele im Stadtgebiet getroffen worden. In Saporischschja hätten die Angreifer ein Industriegebiet ins Visier genommen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
03:04 Uhr – Russische Ölraffinerie von Drohnen getroffen
Ein ukrainischer Drohnenangriff löst nach russischen Angaben einen Brand in der Ölraffinerie Ilsky in der Region Krasnodar aus. „Eine der Verarbeitungsanlagen ist in Brand geraten, das Feuer wurde jedoch schnell gelöscht“, teilt die Verwaltung der südrussischen Region mit. Verletzte habe es nicht gegeben. Das Personal sei in Sicherheit gebracht worden.
02:47 Uhr – Polnische Luftwaffe in höchster Bereitschaft
Wegen russischer Luftangriffe auf die Westukraine haben Polen und seine Verbündeten Militärflugzeuge im Grenzgebiet entsendet. „Polnische und verbündete Flugzeuge operieren in unserem Luftraum, während bodengestützte Luftverteidigungs- und Radaraufklärungssysteme in höchste Bereitschaft versetzt sind“, teilt das operative Kommando der polnischen Streitkräfte mit. In fast der gesamten Ukraine gilt Luftalarm. Die ukrainische Luftwaffe warnt vor russischen Raketen- und Drohnenangriffen.
00:09 Uhr – Angebliche Drohneneinschläge in Atomkraftwerk
Am ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja schlagen nach russischen Angaben Drohnen ein und treffen das Dach eines Trainingszentrums, teilt die von Russland eingesetzte Verwaltung der Anlage mit. Es gebe keine größeren Schäden, die Strahlenwerte seien normal. Eine Stellungnahme der Ukraine liegt zunächst nicht vor.
21:28 Uhr – Selenskyj: Starke Flugabwehr bleibt Priorität
Nach einem erneuten Anflug russischer Kampfdrohnen auf verschiedene Ziele in der Ukraine betont Präsident Selenskyj einmal mehr die Notwendigkeit des weiteren Ausbaus der Flugabwehr. „Zu den wichtigsten Prioritäten unserer gesamten Zusammenarbeit mit unseren Partnern gehört ein besserer Schutz unseres Luftraums, Schutz vor russischen ‚Shaheds‘ (Kampfdrohnen) und russischen Raketen“, sagte Selenskyj in seinem abendlichen Videoauftritt. „Diese russische Bedrohung besteht jeden Tag, und das bedeutet, dass wir die Ukraine jeden Tag stärken müssen.“
Auch wenn die Ukraine von den westlichen Partnern Flugabwehrsysteme erhalte, müsse das Land eigene Waffen herstellen. „Das ist eine Herausforderung, aber auch dieses Ziel müssen wir erreichen“, sagte Selenskyj. Details zum Stand von Entwicklung und Bau von ukrainischen Flugabwehrsystemen machte Selenskyj nicht.
19:47 Uhr – Russische Drohnen über Kiew
Das russische Militär greift die Ukraine am Abend erneut mit Drohnenschwärmen an. Über der Hauptstadt Kiew trat die Flugabwehr in Aktion, wie ukrainische Medien berichteten. Über Auswirkungen dieser Angriffe war zunächst nichts bekannt. Das Militär warnte zudem vor dem Anflug von Kampfdrohnen über dem Schwarzen Meer in Richtung Cherson. Die Bewohner beider Städte wurden aufgerufen, Schutzräume aufzusuchen.
Auch in anderen Landesteilen der Ukraine wurde Luftalarm ausgelöst. Neben der Region Dnipropetrowsk meldete auch Saporischschja Einschläge und Explosionen von Kampfdrohnen. In beiden Orten seien Schäden entstanden, teilten die Behörden mit. Militärverwalter Iwan Fedorow berichtete, in Saporischschja seien unter anderem ein Kindergarten und ein Wohnhaus getroffen worden. Eine Frau habe eine Splitterwunde am Kopf erlitten.
dpa/AFP/AP/Reuters/ceb/cvb/saha/dp/säd