Der ID.Polo steht auf einer VW-Bühne auf der IAA in München.

Stand: 08.09.2025 10:54 Uhr

Für seine ersten Elektroautos hatte VW noch herbe Kritik einstecken müssen. Auf der diesjährigen IAA will der Konzern zeigen, wie sehr die Autos weiterentwickelt wurden. VW-Chef Blume fordert politische Unterstützung.

von Annette Deutskens

Verglichen zu werden gehört zum Kerngeschäft von Autoherstellern: Was können die Modelle der Konkurrenz? Wie weit ist deren Software, wie autonom das Fahrzeug, wie fortschrittlich das Design? Und an keinem Ort werden Vergleiche so sehr zelebriert wie auf Automessen. Auch auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in München wird das so sein. Und auch Volkswagen wird sich darauf einstellen müssen.

Alte Rivalen: VW und Tesla

Ein schwarzes Auto läuft vom Band in einem Autowerk.

Der VW ID.7 war das erfolgreichste E-Auto bei den Neuzulassungen.

Seit sich die Branche, mehr oder weniger schnell, in Richtung Elektromobilität bewegt, sieht sich Volkswagen vor allem mit zwei Vergleichen konfrontiert. Los ging es mit Tesla, dem amerikanischen Elektroauto-Pionier. Ex-VW-Chef Herbert Diess nutzte nahezu jede Gelegenheit, um von „Tesla-Speed“ zu sprechen, von der Geschwindigkeit beim Autobau und der Innovationskraft insgesamt. Tesla schien Volkswagen weit enteilt zu sein. Nur wenige Jahre später sieht das Bild anders aus: Der VW-Konzern ist mit seinen E-Autos Marktführer in Europa, und die Statistik des deutschen Kraftfahrtbundesamtes für die Monate Januar bis Juli 2025 weist den VW ID.7 als erfolgreichstes E-Auto bei den Neuzulassungen aus. Tesla taucht dagegen in den Top Ten nicht mehr auf.

Chinesische Hersteller wollen Europa erobern

Was ist passiert? Während Elektro-Autos aus dem VW-Konzern in Tests deutlich besser abschneiden als früher, hat die Innovationskraft von Tesla nachgelassen, analysieren Automobilexpertinnen und -experten. Hinzu kommt die extrem polarisierende Art von Tesla-Gründer Elon Musk, die sein Unternehmen gerade in Europa Sympathien gekostet hat. Für VW bedeutet diese Entwicklung allerdings bei weitem nicht, dass man sich jetzt entspannt zurücklehnen könnte. Im Gegenteil. Die größte Konkurrenz auf dem Feld der automobilen Zukunftsthemen kommt aus China. Auf dem chinesischen Markt selbst ist das längst zu einem riesigen Problem für VW geworden – und jetzt drängen die Hersteller zunehmend nach Europa.

Digitale Innovationen bei chinesischen Herstellern

Die IAA vermeldet 40 Prozent mehr Aussteller aus China. Tesla dagegen ist überhaupt nicht mehr vor Ort. Der bisher erfolgreichste chinesische E-Autobauer BYD preist seine Modelle auf der Ausstellungsfläche in der Münchner Innenstadt gleich gegenüber von VW an. Kundinnen und Kunden können so bei Testfahrten direkt ausprobieren, was ihnen mehr zusagt. Auf der Automesse in Shanghai fielen die einheimischen Autobauer unter anderem mit digitalen Spielereien wie tanzenden Fahrzeugen, Karaokesystemen und Katzen-Avataren auf – aber auch insgesamt mit großer Innovationskraft. Preislich setzen sie die etablierten Hersteller zusätzlich unter Druck.

Video:
Emden: 1,5-millionstes E-Auto von VW ausgeliefert (3 Min)

VW verspricht bezahlbare neue Technologie

Hier will VW jetzt ansetzen. „Die Volkswagen-Gruppe liefert – und macht neue Technologien für ein breites Publikum erreichbar“, so das Versprechen des Konzerns. Unter anderem sollen mehrere „Weltpremieren“ vorgestellt werden. Tatsächlich interessieren sich viele Menschen für die Frage, wann endlich ein günstiges VW-Elektroauto auf den Markt kommt und was es dann kann. Volkswagen will die Messe nutzen und die neue elektrische „Kleinwagen-Familie“ der Marken VW, Skoda und Seat/ Cupra vorstellen. Ein Modell aus dieser Reihe: Der ID.Polo für etwa 25.000 Euro, der im kommenden Jahr auf den Markt kommen soll.

Märkte für Elektroautos wachsen unterschiedlich schnell

Klar scheint: Die Märkte für Elektroautos wachsen unterschiedlich schnell. In China geht es rasant voran, in Nordamerika langsam, Europa liegt dazwischen. Wenn Volkswagen dauerhaft mit seinen E-Autos am Markt bestehen will, braucht es natürlich mehr als eine erfolgreiche Automesse. Spitzenmanager wiederholen seit langem, dass die Politik die richtigen Rahmenbedingungen setzen müsse. Als Negativbeispiel wird immer wieder das abrupte Ende der Elektroauto-Förderung Ende 2023 angeführt. Die Erwartungen an den „Autogipfel“, den Kanzler Merz jüngst angekündigt hat, sind daher hoch. Ein Gespür für die Stimmung in der Branche kann Merz schon vorher gewinnen. Bei seinem Besuch auf der IAA am Eröffnungstag.

Blume will Steueranreize für E-Autos

Im Interview mit NDR Niedersachsen sagte VW-Chef Oliver Blume, zur Förderung der E-Mobilität seien unter anderem Steueranreize wie in Skandinavien denkbar. Außerdem sei das Umrüsten der Fabriken zu Produktionsstätten für E-Fahrzeuge für die Hersteller teuer – auch hier sieht Blume offenbar Handlungsbedarf von Seiten der Politik. Mit Blick auf das Verbrenner-Aus sagte Blume, es brauche einen „Realitätscheck“ und „flexible Übergangszeiträume“. Volkswagen selbst habe das Ziel, zum „globalen Technologietreiber“ zu werden und es gebe einen „klaren Fokus auf die E-Mobilität“.

Ein Blick auf die Endkontrolle von vollelektrischen Fahrzeugen des ID.7 bei Volkswagen in Emden

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Ein neues Elektroauto von Volkswagen wird auf einer Messe vorgestellt.

Die Studie ID.Every1 knüpft beim Design an den VW Up an. Der Autobauer aus Wolfsburg plant die Serienproduktion ab 2027.

Ein Mann sitzt am Steuer eines VW E-Autos.

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