Eine schwarzgekleidete Person mit einem Bärenkopf steht vor einer Plüschwand.

AUDIO: Schrei ohne Schrecken: „The Black Rider“ in Hamburg (3 Min)

Stand: 08.09.2025 15:17 Uhr

Bis heute gehört die Uraufführung von „Black Rider“ – 1990 mit Dominique Horwitz und Stefan Kurt am Thalia Theater – zu einem der größten Hamburger Theater-Highlights. 35 Jahre später wagt sich das Altonaer Theater an das Stück. Am Wochenende war Premiere.

von Daniel Kaiser

Es ist ein bunter Abend. Dieser Black Rider spielt nämlich nicht im Wald sondern auf einem Rummelplatz – mit hunderten kleinen und großen Teddybären und vielen Luftballons. Der Erbförster ist Schießbudenbesitzer auf dem Jahrmarkt.

Geschossen wird nicht Wild, sondern Teddys. Das Bühnenbild ist schon mal eine eins mit Sternchen. „Die Kuscheltiere haben eine ganz eigene Rolle gespielt. Das hat sich durch das gesamte Stück gezogen, quasi als Running-Gag. Das war sehr passend“, sagt eine Besucherin.

Jascha Schütz als Teufel mit Joker-Lächeln

Ein Mann mit weiß gescminktem Gesicht und violettem Jackett.

Der 29-jährige Jascha Schütz, im Stück der Teufel, kennt die legendäre Aufführung von 1990 durch Videos.

Der junge Wilhelm hat kein Händchen für’s Schießen. Aber nur ein Meisterschütze darf Käthchen heiraten. Deshalb lässt Wilhelm sich mit dem Teufel ein. Da kommt er: Peg-Leg, der Hinkefuß – der sehr große, sehr schlanke Jascha Schütz – weiß geschminkt und mit Joker-Lächeln – diabolisch. Wenn dieser Teufel spricht, springt er von Persönlichkeit zu Persönlichkeit – vom Stotterer bis zum Kokser. Herrliches Spiel und mit Witz. „Kurzweilig ist es, aber viel habe ich nicht verstanden“, sagt meine Sitznachbarin in der Pause – und auch viele andere versuchen, mit Hilfe von Schwarmintelligenz im Publikum und mit dem Programmheft die Handlung zu entwirren. „Es war relativ schwer reinzufinden. Es hat mich nicht von Anfang an abgeholt“, erklärt ein Besucher. „Die Musik hätte leiser sein können. Man versteht oft den Text nicht und wenn sie auf Englisch singen, versteht man doppelt schlecht“, sagt eine Besucherin.

Sechs Personen stehen auf einer Probenbühne und tragen bunte Klamotten.

Bis heute gehört die Uraufführung von „Black Rider“ – 1990 mit Dominique Horwitz und Stefan Kurt am Thalia Theater – zu einem der größten Hamburger Theater-Highlights.

Absoluter Oberhammer

Bunt gekleidete SchauspielerInnen vor einer Wand von Plüschteddys.

Mit der Musik von Tom Waits und den skurril-humorvollen Texten von William S. Burroughs ist das Stück ein großer Spaß, manchmal aber etwas zu klamaukig.

Manchmal klingt der von Georg Münzel inszenierte Abend wirklich eher nach einer Schlagzeugperformance mit Text und Bühnenbild. Die Band: eigentlich wunderbar schräg wie ihre pinkfarbenen Westernkostüme – mit Blockflöten, Saxophon und Marimbaphon. Am Ende: stehende Ovationen und große Begeisterung einerseits. „Es war sehr lustig, emotional ergreifend. Hat mich sehr begeistert“, erzählt eine Frau aus dem Publikum. „Das ganze Stück ist so schräg, schön, grandios, einfach toll“, betont ein Mann. „Absolut genial! Wir kennen ‚Black Rider‘ in diversen Versionen in ganz Deutschland. Musikalisch war es der absolute Oberhammer“, findet ein anderer.

„Theaterwunder“ von 1990 nicht wiederholbar

Aber im Publikum gibt es auch viele kritische Stimmen. „Es war eine Nummernrevue und ich bin mit einer anderen Erwartung hier hergekommen. Ich dachte: ein schönes Revival. Was bleibt, ist leider enttäuschend“, erzählt ein Mann, der die Aufführung vor 35 Jahren im Thalia Theater gesehen hat. „Das war eine ganz andere Liga“, sagt er. Tatsächlich ist bei diesem Black Rider der Schrei ohne Schrecken. Es fehlen der echte Abgrund und der Thrill. Damals war der Black Rider ein Theaterwunder. Ein Meilenstein. Dieser Abend zeigt: Man kann das nicht 35 Jahre später einfach wiederholen. Ein bunter Abend ist es. Aber trotz aller Songs, trotz aller Zutaten fehlt am Ende doch die Magie.  

Zwei Frauen stehen in grauen und dreckigen Kleidern nebeneinander, die linke Frau lächelt zur rechten und die andere hält ein Buch in der Hand und liest darin.

Das Stück, das auf den Büchern von Elena Ferrante beruht hat im Altonaer Theater in Hamburg Premiere gefeiert.

Mehrere Darsteller des Stücks "Der Circle" marschieren im Kreis.

Es ist die Horrorvorstellung für Schauspieler: kein Text mehr im Kopf. Einer Darstellerin am Altonaer Theater ist genau das passiert.

Darstellerinnen schauen sich auf der Bühne an

80 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz hat das Altonaer Theater die Geschichte neu inszeniert – zum Gedenken an die NS-Opfer.

Bunt gekleidete SchauspielerInnen vor einer Wand von Plüschteddys.

Schrei ohne Schrecken: „The Black Rider“ in Hamburg

Die Neuauflage des Kultstücks kam am Wochenende am Altonaer Theater bunt und schrill daher, blieb aber ohne echte Abgründe.

Datum:
07.09.2025, 18:00 Uhr
Ende:
11.01.2026
Ort:

Altonaer Theater

Museumsstraße 17

22765

Hamburg

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