Wenn der Freistaat schon zwei Milliarden Euro für neue Züge ausgibt, dann kommt auch Ministerpräsident Markus Söder (CSU) gerne vorbei, um diese Züge vorzustellen. Während der IAA Mobility stellt die Deutsche Bahn (DB) ein Modell der künftigen S-Bahnen am Königsplatz aus. Am Montag haben DB und Freistaat zusammen mit dem Hersteller Siemens die neuen Züge erstmals präsentiert. Von 2028 an werden sie nach und nach ausgeliefert; der Freistaat hat mit dem Hersteller Siemens einen Leasingvertrag über 30 Jahre abgeschlossen.

Bis 2032 sollen insgesamt 90 Züge in München in Betrieb gehen. Von außen am auffälligsten ist die neue Farbe: Statt rot sind die S-Bahnen künftig weiß-blau – „genau die richtige Farbe“, wie Söder anmerkte. Die neue S-Bahn sei eine „ziemlich geile Sache, wenn sie funktioniert“. Doch davon gehe er aus. Vorher konnte sich der Ministerpräsident einen Gag über die S-Bahn nicht verkneifen: Eine Fahrt damit sei „ein spannendes Erlebnis“ – man wisse nie, ob sie komme oder nicht.

Mit den Zügen der neuen Generation soll alles anders werden. Siemens-Vorstandschef Roland Busch versprach, die S-Bahnen würden smart, vernetzt und pünktlich. Ob das alles klappt, wird sich dann im Betrieb zeigen, fest steht: Die Züge sind vollgepackt mit moderner Technik. So werden die Fahrzeuge mit Diagnosesystemen ausgestattet, die während der Fahrt durchgehend den Status von wichtigen Komponenten erfassen. So können etwa die Klimaanlage oder die Türsteuerung schon präventiv repariert werden, bevor sie ausfallen.

Jede S-Bahn verfügt unter anderem über 168 Displays – 106 innen, 62 außen – für die Fahrgastinfo, an den Sitzen sind USB-C-Steckdosen verbaut. Vor dem Ausstieg gibt es auf den Displays Hinweise, wo sich am nächsten Bahnsteig Treppen oder Fahrstühle befinden. Außen am Zug leuchten LED-Bänder in der jeweiligen Linienfarbe. Die Klimaanlage soll bei bis zu 45 Grad Celsius zuverlässig arbeiten. Die Rollstuhlplätze bekommen Displays auf Augenhöhe, die über Aufzugsstatus und Bahnsteighöhe informieren, Fahrgäste mit Hörgeräten können sich für Ansagen per Bluetooth mit dem Informationssystem verbinden. Tastbare Piktogramme, Brailleschrift, akustische Signale und eine kontrastreiche Gestaltung ergänzen die Barrierefreiheit.

Das Führerhaus zeigt die digitale Vernetzung.Das Führerhaus zeigt die digitale Vernetzung. (Foto: Florian Peljak)Sitzbänke lassen sich teilweise wegklappen, Anzeigetafeln gibt es reichlich.Sitzbänke lassen sich teilweise wegklappen, Anzeigetafeln gibt es reichlich. (Foto: Florian Peljak)

Gebaut werden die Züge im Lokomotiven-Werk München-Allach. Jeder Zug bekommt fünf Mehrzweckwagen, mit 80 automatisch verriegelbaren Klappsitzen, um bei Bedarf mehr Stauraum zu schaffen, etwa für bis zu 40 Fahrräder. Die Türen sind 1,40 Meter breit, das sind 20 Zentimeter mehr als bei den alten Zügen. Ein weiterer Unterschied zu den bisherigen Modellen: Der gesamte Zug wird bei einer Länge von 202 Metern komplett durchgängig sein. Bei einem Langzug der alten Bauart werden für diese Länge drei Fahrzeuge gekoppelt. In die neuen S-Bahnen der Baureihe ET 1420 passen bis zu 1820 Fahrgäste, ein Zug ersetze 1500 Autofahrten, schwärmte DB-Regio-Chefin Evelyn Palla.

Das maßstabsgetreue und begehbare Modell der künftigen S-Bahn ist derzeit am Königsplatz unweit der Propyläen zu finden. Es ist 22 Meter lang, drei Meter breit, 26 Tonnen schwer und weitgehend aus Holz gefertigt.