Als es endlich geschafft war, gab es aufseiten von Stuttgart Surge kein Halten mehr: Manche Spieler schrien den Jubel raus und rannten wie wild über den Rasen, andere sackten erschöpft zusammen – endlich geschafft, endlich Champion in der European League of Football (ELF). Und das auch noch beim Finale in der Heimatstadt.
Einen „Full-Circle-Moment“ nannte das Wide Receiver Louis Geyer, der überragende Akteur dieses 24:17-Sieges über die Vienna Vikings: „Wir haben drei Jahre lang dieses Team, diese neue Ära von Stuttgart Surge aufgebaut und sind zweimal knapp gescheitert.“
Nach eher erfolglosen Jahren zu Beginn der ELF wurde die Surge-Mannschaft ab 2023 komplett umgekrempelt. Jordan Neuman übernahm als Head Coach und brachte viele Erfolgsgaranten aus der German Football League von den Schwäbisch Hall Unicorns mit, aber auch abgesehen davon wurde das Team neu aufgestellt und stark verbessert. Direkt im ersten Jahr ging es ins Finale, dort aber war Rhein Fire zu stark. 2024 folgte eine bittere Niederlage gegen Fire nach Verlängerung im Halbfinale.
Nun hat es endlich geklappt. „Es ist so eine lange Saison bis dahin gewesen und jetzt wirklich im eigenen Stadion gewonnen zu haben, da kommt so viel zusammen“, sagte Geyer.
Geyer: „Ich muss nur an der richtigen Stelle stehen und den Ball fangen“
Seitdem feststand, dass das Finale in Stuttgart sein würde, habe sich alles nur noch um dieses Thema gedreht, merkte der 24-Jährige ebenso an wie sein Cheftrainer Jordan Neuman. „Es war eine spezielle Saison“, meinte Neuman. Etwa zur Hälfte der Saison habe man dann entschieden, das Thema „komplett zu ignorieren – und das ist uns gut gelungen“. Es sollte am Ende des Tages um Football gehen.
Auch für Geyer. „Woche für Woche haben uns die Coaches in die perfekten Situationen gebracht, um erfolgreich zu sein. Ich muss nur an der richtigen Stelle stehen und den Ball fangen. Ich habe nichts anderes gemacht als sonst“, betonte er. Das führte zu neun Catches, 132 Yards und drei Touchdowns. Viele Faktoren würden dort hineinspielen, aber „es war kein Zufall, dass wir heute gewonnen haben“. Es hat sich eben ein Kreis geschlossen.
Auch für Quarterback Reilly Hennessey. Der hatte kein fehlerfreies Spiel, sondern warf drei Interceptions, die Surge durchaus das Spiel hätten kosten können. Aber eben auch die drei Touchdowns auf Geyer. Damit ist der 29-Jährige, der schon länger mit dem Karriereende liebäugelte, endlich ganz oben angekommen. „Ich kam mit einem ganz einfachen Ziel zurück“, sagte Hennessey. Da das nun erreicht ist, soll Schluss sein mit Football: „Ich habe einiges geopfert und deshalb fühlt es sich richtig an.“ Er werde sein Karriereende bald auch ganz offiziell machen.