Das Christian-Wolff-Gymnasium in Halle-Neustadt soll in den kommenden Jahren nicht nur Teil eines neuen Bildungs-Campus werden, sondern erhält darüber hinaus auch einen eigenen Erweiterungsbau. Die Planungen für den Anbau wurden nun erstmals dem Gestaltungsbeirat der Stadt Halle vorgestellt – und sorgten dort für durchweg positive Rückmeldungen.

Barbara Engel, die Vorsitzende des Gestaltungsbeirats, sprach von einer „sehr schönen Planung auf hohem Niveau“. Besonders erfreulich sei, dass der Neubau sich gut in das vorhandene Schulgelände einfüge und dabei die bestehenden Grünstrukturen respektiere. „Die Bäume dort prägen das Areal“, betonte Engel. Dass ein Großteil davon erhalten bleiben kann, wurde als klarer Pluspunkt gewertet. Auch die architektonische Entscheidung für eine sogenannte Kubus-Variante – also einen kompakten, würfelförmigen Baukörper – fand breite Zustimmung. Diese Bauform ermögliche eine funktionale und platzsparende Umsetzung des Raumprogramms.

Gravierende Kritikpunkte hatte der Beirat nicht. Es habe lediglich kleinere Anmerkungen zur Freiraumplanung gegeben, etwa zur Gestaltung der Wegeführung oder zur Nutzung von Außenflächen.

Ein moderner Lernort für Kreativität, Begegnung und Bildung

Der geplante Neubau wird nördlich des bestehenden Schulgebäudes errichtet und umfasst insgesamt drei Etagen. Ziel ist es, mit dem Anbau nicht nur mehr Platz zu schaffen, sondern auch pädagogisch zeitgemäße Räume bereitzustellen. Im Erdgeschoss befindet sich künftig ein großzügiges Foyer, das Besucher empfängt und als zentraler Eingangsbereich dient. Daran angeschlossen ist eine multifunktionale Aula, die zugleich als Speisesaal dient. Eine integrierte Bühne sowie ein angrenzender Musikraum ermöglichen hier kulturelle Veranstaltungen, Aufführungen und musikalische Proben.

Im ersten Obergeschoss entstehen moderne Fachräume für die Bereiche Kunst und Musik. Diese sind als pädagogische Einheit konzipiert, ergänzt durch einen offenen Lernbereich. In diesem können Ausstellungen präsentiert oder Gruppenarbeiten durchgeführt werden. Kommunikation und kreativer Austausch sollen hier gezielt gefördert werden.

Das zweite Obergeschoss beherbergt schließlich die neue Schul- und Lehrbibliothek – ein Rückzugs- und Arbeitsort für Schüler und Lehrer gleichermaßen. Als besonderes Highlight gilt das sogenannte „Grüne Klassenzimmer“, ein Bereich für Unterricht im Freien, der auf der begrünten Dachterrasse realisiert wird. Darüber hinaus befinden sich im obersten Geschoss auch die technischen Anlagen sowie weitere Sanitäreinrichtungen.

Altbau wird entlastet – neue Räume entstehen auch im Bestand

Der Neubau bringt nicht nur neue Möglichkeiten, sondern schafft auch Freiraum im bestehenden Schulgebäude. So sollen mehrere Räume im Altbau umgenutzt und neu gestaltet werden. Geplant ist unter anderem die Einrichtung von 14 dringend benötigten Unterrichtsräumen sowie einer neuen Schülerküche. Auch das Lehrerzimmer wird deutlich vergrößert, was der wachsenden Zahl an Lehrkräften und pädagogischem Personal entgegenkommt.

Der Neubau wird funktional an das bestehende Schulgebäude angebunden. Im ersten Obergeschoss entsteht ein Übergang, der direkt in das bestehende Treppenhaus auf der Ostseite führt. So ist eine reibungslose Verbindung zwischen Alt- und Neubau gewährleistet, ohne dass längere Wege zurückgelegt werden müssen. Nur die Ausgestaltung ist noch nicht ganz klar. Im Entwurf ist ein Glastunnel zu sehen.

Stahlbeton mit Verantwortung: Nachhaltigkeit im Fokus der Bauweise

Die Wahl des richtigen Baumaterials war ein zentrales Thema im Planungsprozess. Untersucht wurden drei Bauweisen: Holz, Holz-Beton-Hybrid und Stahlbeton. Letztlich fiel die Entscheidung auf eine Variante mit Stahlbeton – nicht zuletzt aufgrund der besseren Funktionalität, Wirtschaftlichkeit und der baulichen Anforderungen im Schulbetrieb.

Zwar hat Holz als nachwachsender Rohstoff viele ökologische Vorteile, doch zeigte sich bei der genaueren Prüfung, dass insbesondere beim Brandschutz, bei der Bauphysik und bei den Kosten Nachteile entstehen würden. Auch die Anforderungen an Raumhöhen, Akustik und statische Durchbrüche ließen sich mit Holz oder Hybridkonstruktionen nur schwer umsetzen.

Die gewählte Lösung mit Stahlbeton bringt dagegen zahlreiche Vorteile mit sich: geringere Baukosten, hohe Robustheit, sehr gute Schallschutz- und Brandschutzeigenschaften sowie eine gute Wärmespeicherung, was besonders im Sommer zu einem angenehmen Raumklima beiträgt. Um den ökologischen Fußabdruck dennoch so gering wie möglich zu halten, wird auf Recycling-Beton (RC-Beton) zurückgegriffen. Durch die Verwendung von recycelten Materialien aus Abbruchbeton kann der CO₂-Ausstoß bei der Herstellung deutlich reduziert werden.

Gestaltung mit Charakter – Schule wird auch optisch ein Ort zum Wohlfühlen

Ein wesentliches Ziel der Planung war es, eine Architektur zu schaffen, die nicht nur funktional, sondern auch einladend, robust und dauerhaft pflegeleicht ist. So kommen im Innenbereich natürliche Materialien und Oberflächen zum Einsatz, die für eine warme Atmosphäre sorgen. Auch gestalterisch wird auf Nachhaltigkeit gesetzt: So sollen beispielsweise Waschbetonplatten, die beim Rückbau des alten Studentenwohnheim-Hochhauses in der benachbarten Richard-Paulick-Straße gewonnen wurden, im Innenraum der Aula wiederverwendet werden.

Der neue Baukörper ist „ehrlich“ in seiner Gestaltung – das bedeutet: klare Linien, sichtbare Materialien, keine unnötige Verkleidung. Damit soll ein architektonischer Ausdruck geschaffen werden, der sowohl zeitgemäß als auch langlebig ist.

Schüler gestalten mit – Beteiligung als pädagogisches Prinzip

Ein herausragendes Merkmal dieses Projekts ist die enge Einbindung der gesamten Schulgemeinschaft in den Planungsprozess. Bereits im August 2025 fanden intensive Workshops mit der Schulleitung und der Lehrerschaft statt. Ziel war es, die Raumverteilung und Grundrisse so zu gestalten, dass sie den tatsächlichen Bedürfnissen im Schulalltag entsprechen. Die Planungen stießen auf breite Zustimmung – sowohl inhaltlich als auch gestalterisch.

Darüber hinaus wird auch die Schülerschaft aktiv einbezogen. In fortlaufenden Beteiligungsformaten entwickeln Klassen und Projektgruppen gestalterische Beiträge, die später im Neubau sichtbar sein werden. Geplant sind unter anderem Fliesenbilder, die in Fluren oder Eingangsbereichen angebracht werden – ein sichtbares Zeichen dafür, dass der Schulbau nicht nur für die Schüler entsteht, sondern auch mit ihnen.

Wie geht es weiter? – Politische Entscheidung steht noch aus

Trotz der weit fortgeschrittenen Planungen steht ein konkreter Baubeginn noch nicht fest. Zunächst muss der Stadtrat über das Projekt entscheiden. Wie Nico Schröter, Fachbereichsleiter für Städtebau und Bauordnung der Stadt Halle, gegenüber dubisthalle.de sagte, soll eine entsprechende Beschlussvorlage Anfang 2026 in die zuständigen Gremien eingebracht werden.

Sollte der Stadtrat dem Vorhaben zustimmen, können anschließend die Bauanträge gestellt und die weiteren Planungsphasen eingeleitet werden. Erst danach kann mit dem Bau begonnen werden.