Im dritten Prozess um Angriffe von Rechtsextremen auf Teilnehmer einer Gegendemonstration vor sieben Jahren in Chemnitz deutet sich ein rasches Ende an. Die Staatsanwaltschaft habe eine Einstellung des Verfahrens gegen Zahlung einer Geldauflage ins Gespräch gebracht, sagte der Vorsitzende Richter Janko Ehrlich. Zuvor hatte er mit Vertretern der Anklage, Nebenklage und Verteidigung gesprochen. Über den Vorschlag wollen die Verteidiger nun bis 19. September mit ihren Mandanten beraten.
Vorwurf: Landfriedensbruch und Körperverletzung
Die Staatsanwaltschaft wirft den beiden Männern aus Freital und Erfurt Landfriedensbruch und gefährliche Körperverletzung vor. Sie sollen am 1. September 2018 nach einem von Rechtsextremen organisierten „Trauermarsch“ mit einer Gruppe Gleichgesinnter losgezogen sein, um Gegendemonstranten von „Herz statt Hetze“ einzuschüchtern und anzugreifen. Bilder des Angriffes sorgten als „Hetzjagd“ von Chemnitz für überregionales Medienecho und eine politische Diskussion.
Laut Anklage wurden während des Angriffs rechtsextreme Parolen gerufen und mehrere Menschen verletzt. Die Demonstrationen folgten auf die Tötung eines Deutsch-Kubaners am Rande des Stadtfestes.
Opfer ernüchtert über juristische Aufarbeitung
Opfer von damals hatten im Vorfeld des Prozesses erklärt, sie hätten nach den Erfahrungen der ersten beiden Prozesse zu dem Komplex keine großen Erwartungen mehr. Diese Gerichtsverfahren waren mit Freisprüchen oder Einstellung der Verfahren ausgegangen. Dies sei ebenso schockierend für sie wie die Angriffe damals selbst, zitierte die Opferberatung Support einen Betroffenen.