Der Wittener Mieterverein übt erhebliche Kritik am Finanzberichtes der Vonovia für das erste Halbjahr 2025. Vorsitzender Knut Unger: „Der Vorstand feiert sich für die Überwindung der jahrelangen Finanzkrise, in die er den Konzern mit seiner aggressiven Expansionspolitik getrieben hatte.“ Doch die geschäftlichen „Erfolge“ hätten für die Mieter und die Versorgung mit sozialem Wohnraum negative Kehrseiten. Der Bericht beruhe auf „rechtlich und sozial zweifelhaften Grundlagen“.

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Die um Bestandsveränderungen bereinigten „organischen Mietsteigerungen“ waren mit 4,4 Prozent so hoch wie nie. Hauptfaktor waren dabei mit 2,9 Prozent „marktbedingte Mietsteigerungen“, also Mieterhöhungen und erhöhte Neuvertragsmieten. Vor allem in Städten ohne Mietpreisbremse, zu denen Witten gehört, verlange Vonovia bei der Wiedervermietung nicht selten Mieten, die nach Einschätzung des Mietervereins mehr als 20 und bis zu 40 Prozent über der ortsüblichen Vergleichsmiete liegen. Betroffen seien etwa Wohnungen an der Schulze-Delitzsch-Straße und der Holbeinstraße.

Mieterverein Witten: Vonovia stößt Wohnhäuser ab

Im Vergleich zu den „marktbedingten“ Mietsteigerungen hätten sich die Mieteinnahmen aufgrund von Wertverbesserungen durch mehr Modernisierungen und Neubau für den eigenen Bestand jedoch kaum verändert. „Die Erhöhung der Modernisierungsinvestitionen um 51 Prozent wird sich erst in Zukunft mietsteigernd bemerkbar machen“, vermutet Unger.

Anwohner Fischertalweg haben Angst um ihre Gärten

Knut Unger vom Mieterverein Witten in der kleinen ehemaligen Stahlarbeiter-Siedlung am Fischertalweg. Hier sollten Häuser verkauft werden und Gärten verschwinden.
© FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Stark gesteigert habe die Vonovia auch den Verkauf von Wohnungen, die sie nicht zu ihrem strategischen Kerngeschäft zählt oder die ihr abgekauft wurden. Laut Mieterverein gibt es mehrere Beispiele dafür, dass die Vonovia vor allem Wohnhäuser mit hohem Sanierungsbedarf an kleinere Investoren abgestoßen hat, darunter Wohnanlagen am Fischertalweg und an der Annenstraße sowie an der Billerbeckstraße.

Knut Unger aus Witten: Mieter zahlen die Rechnung

Ganz aktuell hätten Mieter am Wannen und an der Westfalenstraße entsprechende Post bekommen – immerhin mit dem Zugeständnis, dass ihnen nicht wegen Eigenbedarfs gekündigt werden könne. Unger glaubt dennoch, dass hier eventuell weitere Verschlechterungen bei Service und Instandhaltung oder teure Modernisierungen zu befürchten seien.

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Das Abstoßen sanierungsbedürftiger Bestände mit vergleichsweise niedrigen Mieten könne sich auf die zukünftigen Erfolge der Vonovia in mehrfacher Hinsicht positiv auswirken. „Die Instandhaltungskosten sinken, die durchschnittlichen Mieteinnahmen und Immobilienwerte pro Quadratmeter steigen“, vermutet Unger. „Am Ende zahlen Mieter und öffentliche Hand die Rechnung.“

Wittener streiten mit Wohnungsriesen regelmäßig über Nebenkostenabrechnungen

Berüchtigt sind auch in Witten die Nebenkostenabrechnungen. Regelmäßig streiten Mieter darüber mit den Wohnungsriesen. So etwa im Herbst 2021, als es Vonovia-Mietern um die Prüfung der nicht leicht zu durchschauenden Betriebs- und Modernisierungskosten ging. Oder Ende 2022, als Betroffene sich von der LEG im Stich gelassen fühlten, weil Einblicke in Abrechnungen und Kostenaufstellungen verwehrt worden waren. Diese Rechnungen sowie die zugehörigen Verträge, Zahlungs- und Leistungsnachweise halten Organisationen wie der Mieterverein Witten für „unzulässige Eigenbelege“.

Schlecht bestellt sei es insgesamt auch um die Neubauaktivitäten der Vonovia. Knut Unger: „Im ersten Halbjahr wurden lediglich 335 Wohnungen für die Ergänzung des eigenen Bestandes fertiggestellt. 1018 Neubaueinheiten in Deutschland wurden nach Fertigstellung verkauft.“ Das sei, gemessen an früheren Zahlen und Plänen, sehr wenig. „Ein großer Verlust für die bezahlbare Wohnungsversorgung ist es nicht.“ Denn dadurch würden Mieten ebenfalls steigen.

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