Seit Tagen warnen Deutscher Wetterdienst (DWD) und die Apps Nina und Katwarn vor Unwetter mit Starkregen am Dienstag. Seit Montag ist klar: In weiten Teile von Nordrhein-Westfalen und auch Rheinland/Pfalz werden Niederschlagsmengen herunterkommen, die zur Gefahr werden können. Auch Köln ist von der Warnung vor heftigem Starkregen betroffen.
In der Nacht wurde die Warnstufe vom DWD sogar noch heraufgesetzt: Nun ist die Rede von „extrem heftigem Starkregen“ für Köln und den Bereich westlich bis zur niederländischen bzw. belgischen Grenze. Betroffen sind also auch der Rhein-Erft-Kreis, Aachen, Düren und die Eifel. Die Warnung gilt bis 11 Uhr am Dienstagvormittag.
In der Tat prasselt der Regen seit der Nacht in Köln unaufhörlich vom Himmel, auf den Straßen steht das Wasser. Hinzu kommen vereinzelt Gewitter und Hagel. In einigen Städten und Gemeinden ist die Feuerwehr im Dauereinsatz und kämpft gegen Überflutungen an.
Aufräumarbeiten am Dienstagmorgen (9. September) in Bedburg.
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In Bedburg im Rhein-Erft-Kreis gab es laut WDR mindestens 90 Einsätze. Hier fiel demnach in den vergangenen Stunden mehr Regen als normalerweise im gesamten September. Keller liefen voll, Straßen wurden überflutet. 160 Helfer waren hier auch in den Morgenstunden noch im Einsatz.
Der Wetterdienst Kachelmannwetter zeigt die Regenmengen, die westlich von Köln in den vergangenen Stunden fielen. In Bedburg sei dies rekordverdächtig.
Auch in Mönchengladbach hat die Feuerwehr viel zu tun. Zeitweise war der Notruf in der Nacht überlastet. Unter anderem befreite die Feuerwehr eine Familie aus einer vollgelaufenen Wohnung. Auch Autofahrer mussten aus ihren Autos gerettet werden.
Lkw-Unfall auf der A4 bei Frechen
Aus Köln melden Polizei und Feuerwehr bislang wenig wetterbedingte Einsätze. Gegen 8 Uhr berichtet die Feuerwehr von einem umgestürzten Baum an der Porzer Ringstraße und von zwei kurzzeitigen Straßen-Überflutungen. So sei ein Gully an der A1-Unterführung an der Johannesstraße in Köln-Ossendorf verstopft gewesen, ebenso ein Gully an der Unterführung St.-Sebastianus-Straße in Porz. In beiden Fällen konnte schnell Abhilfe geschaffen werden.
Speziell auf den Autobahnen muss mit starkem Aquaplaning gerechnet werden, es kommt überall zu Verzögerungen und stockendem Verkehr. Auf der A4 bei Köln hat sich am Dienstagmorgen bei Frechen-Süd ein Lkw-Unfall ereignet. Es kommt zu massiven Verkehrsbehinderungen auf der Strecke von Aachen in Fahrtrichtung Köln und Olpe. Mehrere Fahrspuren der A4 zwischen Kreuz Kerpen und Kreuz Köln-West sind gesperrt. Vermutlich stand der Unfall mit den Wetterbedingungen in Zusammenhang. Ein Stau von mehreren Kilometern Länge hat sich gebildet, es kommt zu Verzögerungen von einer Stunde.
Auch auf der A1 von Köln in Richtung Euskirchen kam es zwischen Kreuz Köln-Nord und Köln-Lövenich nach einem Unfall zum Stau. Im Lärmschutz-Tunnel in Köln-Lövenich war ein Fahrzeug verunglückt. In der Gegenrichtung der A1 von Euskirchen in Richtung Dortmund hat sich zwischen Köln-Bocklemünd und Kreuz Leverkusen-West gegen 8.15 Uhr ein langer Stau gebildet, es kommt zu Verzögerungen von etwa 20 Minuten.
Hochwassergefahr an Ahr, Erft und Sieg
Das Unwetter zieht von Westen her über NRW. Betroffen ist zunächst die Eifel, dann das Rheinland und der Niederrhein. Später kommt der Regen dann in weiteren Regionen von NRW an. Durch den Starkregen können die Pegel der Flüsse und Bäche massiv steigen, warnt das Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (Lanuv). Betroffen sind die Gewässer Ahr, Erft, Sieg, Rur, Niers und Schwalm. Im Einzugsgebiet kann nicht ausgeschlossen werden, dass Grundstücke überflutet werden, Keller voll laufen, Straßen gesperrt werden und auf die Feuerwehren größere Einsätze zukommen.
Auch das Ahrtal in Rheinland-Pfalz, das 2021 von der Hochwasser-Katastrophe massiv betroffen war, könnte wieder mit Überflutungen zu kämpfen haben. Damals starben hier mindestens 135 Menschen. Erwartet wird aber, dass es nicht so extrem wie 2021 wird. Der Kreis Ahrweiler warnt seine Bürger vor Niederschlagsmengen von bis zu 50 Liter pro Quadratmeter innerhalb weniger Stunden. Ein Sprecher der Polizei erklärte nachts, es sei sehr ruhig geblieben. Erst am frühen Morgen habe es im Ahrtal zu regnen begonnen.
Beim extrem heftigen Starkregen werden laut DWD Regenmengen von bis zu 80 Liter pro Quadratmeter in wenigen Stunden erwartet. In Staulagen können es auch 90 Liter pro Quadratmeter sein. Das bedeutet Gefahr für Leib und Leben, wie es beim DWD heißt. Keller und Straße können überflutet werden, es gibt Aquaplaning. Erdrutsche sind möglich. Weitere Nebenwirkung: Notrufe können ausfallen. (mit dpa)