Berlin/London – Der Zustrom illegaler Migranten war einer der Hauptgründe für den Brexit. Doch fünf Jahre nach dem Ausscheiden aus der EU steht Großbritannien vor den Trümmern seiner Migrationspolitik. Das Vereinigte Königreich verzweifelt sowohl an der illegalen wie auch an der legalen Einwanderung.

Auch interessant

Anzeige

Auch interessant

Anzeige

▶︎ Allein am Samstag kamen mehr als 1000 illegale Migranten per Boot aus Frankreich in Großbritannien an. Insgesamt waren es 2025 schon mehr als 30.000 – ein Plus von 37 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

▶︎ Die Regierung meldet für 2024 „den höchsten Stand (von Asyl-Anträgen, d. Red.) seit Beginn der Aufzeichnungen seit 1979“ sei, „mit fast doppelt so vielen Antragstellern wie im Jahr 2021“.

▶︎ In diesem Jahr soll der letztjährige Asyl-Rekord geknackt werden. Stand Ende Juni 2025 verzeichnete das Land in den vergangenen 12 Monaten 111.084 Asyl-Bewerber (plus 14 Prozent zum Vorjahr).

Mehr zum ThemaKleines Königreich hat mehr Einwanderer als Riesen-USA

Und nicht nur Flüchtlinge machen dem Land zu schaffen. Die Briten haben sogar die Kontrolle über die legale Migration verloren.

In den Jahren 2022 bis 2024 seien legal „mehr Menschen nach Großbritannien eingewandert als nach Amerika“, berichtet der britische „Telegraph“. Und das, obwohl die USA die fünffache Bevölkerung und die 40-fache Fläche haben.

Die Zeitung zitiert einen Londoner Professor und Migrationsexperten mit den Worten: „Ich glaube, man müsste 150 oder 200 Jahre zurückgehen, um ein derart schnelles Bevölkerungswachstum außerhalb von Kriegszeiten zu finden.“

Laut „Wall Street Journal“ kamen seit 2021 rund 4,5 Millionen Menschen nach Großbritannien, vor allem Inder, Nigerianer und Chinesen. Dies sind etwa vier Prozent der Gesamtbevölkerung.

Demo gegen ein Asyl-Hotel in London

Demo gegen ein Asyl-Hotel in London

Foto: CHRIS J RATCLIFFE/AFP

Gesellschaft und Infrastruktur ächzen unter der rechtmäßigen Massen-Einwanderung. Weder das Gesundheitssystem noch der Wohnungsmarkt können mit der plötzlichen Bevölkerungsexplosion Schritt halten.

Als Grund für den Kontrollverlust haben die britischen Medien die große Migrationsreform von Ex-Premierminister Boris Johnson (61) ausgemacht. Der konservative Brexit-Gewinner wollte ein modernes Punktesystem einführen, um qualifizierte Fachkräfte ins Land zu holen und den Wegfall europäischer Arbeitnehmer zu ersetzen.

Doch das ging schief. Es kamen viel mehr Menschen als gedacht: Die Briten vergaben hunderttausende Visa an gering qualifizierte Arbeiter aus Indien, Pakistan, Nigeria, den Philippinen und Simbabwe, die mit ihren Familien ins Vereinigte Königreich zogen. Derweil ging die Zahl der eingewanderten Top-Talente (z. B. Ingenieure, Entwickler) zurück.

Rechtsaußen-Partei auf Platz 1

Dank der Migrationskrise befindet sich Großbritannien im Ausnahmezustand. Die Konservativen wurden 2024 mit einer verheerenden Niederlage abgewählt. Doch auch die linke Labour-Regierung von Keir Starmer bekommt die Zahlen nicht in den Griff. Jetzt sollen Asylbewerber aus Hotels in alte Militär-Kasernen gebracht werden – eine Reaktion auf Demonstrationen aufgebrachter Briten. In den Umfragen führt derweil die Rechtsaußen-Partei „Reform UK“ von Nigel Farage (61).

In der Briten-Presse wird die Migrationspolitik eines Landes zum Vorbild genommen, dessen Asyl-Kurs einst als Grund für den Brexit genannt wurde: Deutschlands.