Der Wecker klingelt um 4.55 Uhr. Und das am Sonntagmorgen. Was für eine unmenschliche Zeit. Die Welt scheint noch zu schlafen, die Sonne ist noch nicht aufgegangen. Doch ich schäle mich träge aus dem Bett und beginne mit der Morgenroutine.

Denn an diesem Sonntag (7. September) steht für mich und zwei Freunde Flohmarkt in Braunschweig auf der Agenda.

Mega-Andrang auf Braunschweiger Flohmarkt

Tagelang hatte ich das Haus durchsucht, mich – im Stil von Marie Kondo – gefragt, ob mich dieses oder jenes Teil noch glücklich macht. Am Ende stand ich dann vor einem schier riesigen Berg voller Kisten, Wäschekörbe und Taschen, in denen die Dinge verstaut sind, die ich und meine Familie nicht mehr brauchen. Die aber auch einfach zu schade zum Wegwerfen sind. Daher habe ich mich mit Freunden verabredet. Zusammen wollen wir unser Glück auf dem Harz und Heide-Flohmarkt in Braunschweig versuchen.

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Wir beladen einen riesigen Anhänger mit unserem Trödel. Natürlich dürfen auch Tapeziertische, Campingstühle und ein riesiger Humpen mit Kaffee nicht fehlen. Am Sonntagmorgen um 5.30 Uhr ist Abfahrt. Wir steigen ins Auto und machen uns auf den Weg nach Braunschweig. Über die A39 brauchen wir rund 20 Minuten, bis wir an der Abfahrt Gartenstadt ankommen. Ich freue mich, denn oft sind die ersten Schnäppchenjäger und Schatzsucher ebenfalls frühe Vögel und bereits zum Aufbau ab 6 Uhr unterwegs. Ich habe schon auf vielen Flohmärkten gestanden, am liebsten mag ich die Dorfflohmärkte. Doch heute ist unser Motto „Alles muss raus“ und dafür eignet sich laut unserer Erfahrung einer der größeren Märkte besonders. Und der Harz und Heide-Markt ist groß. Rund 2.500 Menschen kommen zum Verkaufen, 35.000 bis 50.000 Besucher werden erwartet. Hinzu kommt, dass an diesem Sonntag diverse Flohmärkte stattfinden, in anderen Städten und auch auf den Dörfern wird getrödelt.

„Klett- statt Reißverschlussverfahren“

Beste Aussichten dafür, dass wir am Nachmittag mit vielen leeren Kisten den Heimweg antreten können. Doch als wir auf der Abfahrt ankommen, geht erstmal nichts mehr. Wir stehen. Nicht etwa, weil die Ampeln rot sind. Die aktuell wegen einer Baustelle nur einspurig befahrbare Theodor-Heuss-Straße besteht vielmehr aus einer einzigen Autoschlange. Solch einen Andrang an einem Flohmarkt-Sonntag habe ich auch noch nicht gesehen. Um 6.16 Uhr schicken wir ein erstes Update nach Hause. Nach 30 Minuten Schneckentempo sind wir noch nicht einmal am Hochhaus vorbei. Keine 500 Meter geschafft. Wir nehmen es gelassen, schnacken über Gott und die Welt. „Würdest du nicht mit im Auto sitzen, wäre ich schon längst umgedreht“, gesteht mein Freund. Um uns herum: vollbepackte Autos – alle mit dem gleichen Ziel. Mit der Zeit wächst allerdings unsere Sorge, dass wir mit unserem großen Gespann auf dem eng gestellten Braunschweiger Messegelände nicht mehr gut rangieren können. Doch wir halten durch und kämpfen uns Meter für Meter vorwärts.

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Um 6.50 Uhr das nächste Update. „Wir sind fast über den Berg.“ Durch die Bäume können wir bereits ein bisschen auf das Messegelände spähen. Es sieht schon ziemlich voll aus. Egal, weiter. Kurz vor der Kreuzung verliert ein Busfahrer hinter uns die Nerven. Er zieht auf die linke Spur, die aktuell für den Gegenverkehr gedacht ist und braust an uns vorbei. Denn hinter der Ampel ist alles frei. Wahrscheinlich hat er schon längst Feierabend. An der Kreuzung angekommen wartet schon die nächste Herausforderung. Aus sage und schreibe vier Richtungen strömen die Fahrzeuge in Richtung Eisenbütteler Straße. Es ist das sprichwörtliche Nadelöhr. Wir können mittlerweile nur noch darüber lachen. In dieser Situation zu drängeln und das „Reißverschlussverfahren“ zu ignorieren bringt einfach mal gar nichts. „Das ist wohl eher Klett- statt Reißverschlussverfahren“, lacht mein Freund.

Absolutes Anreisechaos zum Harz&Heide Flohmarkt in Braunschweig. Absolutes Anreisechaos zum Harz&Heide Flohmarkt in Braunschweig. Foto: news38.de

Um 7.30 Uhr sind wir endlich auf dem Gelände und warten darauf, einen Platz zugewiesen zu bekommen. Die Mitarbeiter des Veranstalters sind nett, müssen sich aber mit genervten und müden Menschen rumschlagen. Ich habe Mitleid, denn die Stimmung ist angespannt. Zu uns sind dennoch alle nett, an anderen Ecken wird es aber immer mal wieder lauter. „Wir sind heute total unterbesetzt“, erzählt uns einer der Einweiser.

Am Ende stehen wir irgendwo am Rand, hinter einem Baum. Wir können aufbauen, jetzt kann es endlich losgehen. Es ist gut was los, doch erst, als wir das erste Mal gegen 10 Uhr in Richtung Toiletten aufbrechen, sehen wir, wie voll es auf dem Rest des Geländes ist. Durch den Baum sieht man uns kaum, dafür sind wirklich wenig Menschen an unserem Stand vorbeigekommen. Egal, die Nachbarn sind nett und haben Kuchen dabei. So schnacken wir und genießen den gemeinsamen Tag. Ein bisschen ist es ja auch wie ein früher Kaffeeklatsch mit Freunden, den wir halt an diesem Tag in Braunschweig und nicht wie sonst auf der Terrasse verbringen.

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Am Ende des Tages dann der Kassensturz. Keine 100 Euro in meiner Kasse. Denn Standgebühr war ja schließlich auch noch fällig. Natürlich habe ich keine hohen Preise für meine Sachen gefordert, da macht es dann eher die Masse. Von daher fehlen uns die eineinhalb Stunden am Morgen. Egal, wir hatten am Ende einen schönen Tag, haben ganz zufriedenstellend verkauft, und das Wetter war der Hammer. Um 14.30 Uhr machen wir uns schließlich wieder auf den Heimweg.