Es klingt absurd: Die Verbraucher klagen über stark gestiegene Lebenshaltungskosten, und zugleich landen große Mengen von Lebensmitteln im Müll. Hierzulande wirft jeder Verbraucher im Durchschnitt 74,5 Kilogramm an Lebensmitteln im Jahr weg. Allerdings sind die Zahlen nicht mehr ganz frisch. Bezugsjahr für die Angaben, die das Umweltbundesamt an die EU übermittelte, ist das Jahr 2022. Außerdem wird nicht danach unterschieden, ob eine halbe Pizza im Müll landet, die man noch hätte essen können, oder „echte“ Abfälle wie Knochen, Nuss- oder Obstschalen. Trotzdem wird zu viel Essbares weggeworfen.

Vorsicht ist angesagt

Die Europäische Union hat sich deshalb vorgenommen, die Verschwendung von Lebensmitteln einzudämmen. Entsprechende Vorgaben hat das Europäische Parlament am Dienstag endgültig beschlossen. Das Gesetz soll auch helfen, Ressourcen und das Klima zu schonen: Wasser, Düngemittel und Energie sollen nicht für Lebensmittel verwendet werden, die später ohnehin im Müll landen. Das klingt vom Ansatz her vernünftig. Allerdings hat die Erfahrung mit früheren und noch laufenden europäischen Vorhaben gelehrt, dass Vorsicht angesagt ist, wenn die EU Gutes bewirken will. ­Angesichts der Bürokratielasten, die durch übermütige Regulierung aufgetürmt wurden, stehen Europäische Kommission, Parlament und Ministerrat unter besonderer Beobachtung, wenn sie neue Vorgaben machen.

In der Lebensmittelverarbeitung und -herstellung müssen die Lebensmittelabfälle bis 2030 um zehn Prozent reduziert werden, im Einzelhandel, Restaurants, Gastronomie und Haushalten sind es 30 Prozent. Die EU bleibt damit hinter den Zielen zurück, die die Vereinten Nationen im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung gesetzt haben. Doch liegt es ohnehin im klug verstandenen Interesse der Unternehmen, so zu kalkulieren, dass Lebensmittel nicht im Müll landen. Auch zahlen sich gemeinsame freiwillige Anstrengungen im Kampf gegen Lebensmittelverschwendung aus, wie verschiedene Initiativen hierzulande zeigen. Die beste Nachricht lautet denn auch, dass die EU-Mitgliedstaaten selbst entscheiden, wie sie die EU-Ziele zur Verringerung von Lebensmittelabfällen erreichen.