Vorbild Fallingwater: Dieses moderne Haus zeigt, wie Architektur mit viel Geschick und Nachhaltigkeit auch in komplexe Naturlandschaften integriert werden kann.

Es war der ideale Fels – in der genau richtigen Tiefe und exakt so, wie es sich der andalusische Architekt Raúl Sánchez vorgestellt hatte. Die Rede ist von einem Schieferfelsen nahe der katalanischen Stadt Sant Cugat del Vallès in der Provinz Barcelona, der sich unterhalb eines Geländes mit rötlichem Boden und Blick in Richtung Tal befindet. Hier startete Sánchez sein jüngstes Neubauprojekt, die „Casa Magarola“: „Das Haus liegt an einem wirklich extrem steilen Hang“, erklärt der 46-jährige Architekt aus Barcelona. „Und eine Hanglage ist immer komplex, da das Gelände erst einmal terrassiert werden muss und sich auf jeder Ebene wieder etwas verändert. Dank des harten Gesteins, auf das wir das Haus stützen konnten, mussten wir aber kaum bohren, was den Aufwand und die Kosten reduziert hat.“ Sánchez ist ein großer Frank-Lloyd-Wright-Fan – seine Begeisterung für den berühmten US-amerikanischen Architekten ist so groß, dass man schnell an Wrights in den 1930ern erbautes Fallingwater House in Pennsylvania denkt, wenn Sánchez über sein Verständnis von Wohnarchitektur spricht: „Ich will nur Räume, die mich herausfordern, die Magie und Emotionen ausstrahlen.“

Das Haus, in dem ein Paar mit seiner Tochter wohnt, setzt sich aus verschiedenen geometrischen Baukörpern zusammen. An drei Seiten – in Richtung Eingang und Nachbargrundstücke – weist es nur sorgfältig platzierte dezente Öffnungen auf, die zum Teil mit Gittern zur Regulierung des Sonnenlichts abgedeckt sind.

Jose Hevia BlachDie Casa Magarola verschmilzt mit der Landschaft

Frank Lloyd Wrights ikonisches Fallingwater House fügt sich nahtlos in die Natur ein; als Baugrund diente ein Felsen neben dem namensgebenden Wasserfall – die Terrassen des Hauses reichen über den Fluss hinaus. Die Idee hinter der wohl bekanntesten Wohnarchitektur der Welt war, das Haus als Teil der Landschaft zu betrachten – und genau dieser Philosophie folgte auch Raúl Sánchez beim Entwurf der Casa Magarola, auch Casa en la Pendiente genannt. Das moderne lachsfarbene Haus umfasst eine Wohnfläche von 170 Quadratmetern und steht auf einem naturbelassenen Grundstück von 1000 Quadratmetern, dabei lässt es den Boden beinahe unberührt. Ein paar wenige Betonwände entlang der Fassaden, die durch schmale 20-Zentimeter-Platten aus demselben Material verbunden sind, dienen als Stützen im Hang. Das Gelände blieb weitgehend intakt; lediglich zwei der 40 Bäume, die sich dort bereits vor dem Bau befanden, mussten gefällt werden. Das Fundament ist zwar subtil, zeugt indes aber von fundiertem technischem Know-how, das der Umwelt mit viel Bedacht und Respekt begegnet.