Am 8. März kommenden Jahres ist Kommunalwahl in Bayern, in Nürnberg geht es um das Oberbürgermeisteramt, das zurzeit CSU-Politiker Marcus König bekleidet. Als Herausforderer tritt unter anderem Nasser Ahmed an, Vorsitzender der Nürnberger SPD. Er hat sich in einem parteiinternen Wettstreit gegen Elisabeth Ries, die Sozialreferentin der Stadt, durchgesetzt.
Bei der CSU dagegen schien das Auswahlprozedere einträchtiger zu verlaufen. Amtsinhaber König hat sich durch seine bodenständige und zugewandte Art Anerkennung verschafft und durfte sich im Mai bei seiner Kandidatenkür über 137 von 138 Stimmen freuen. Er tritt erneut an.
Oder etwa nicht? Sollte es bei der CSU doch noch ein Duell geben wie bei den Sozis: Nürnbergs König gegen den von Bayern?
Zumindest hat sich Markus Söder am Montag in Stellung gebracht. In einem Interview mit den Nürnberger Nachrichten sinnierte er – mal wieder – über eine ganze Reihe an stadtplanerischen Vorhaben, die er für seine Heimat vorsieht. Es las sich wie ein Wahlprogramm.
Im Zentrum von Söders Gedanken stand dabei, wie zurzeit häufig, der Verkehr. Er sei nicht Oberbürgermeister, sagte er, vergaß dabei freilich das „noch“ vor dem „nicht“, und führte aus: „Aber als Bürger, der seit 58 Jahren in dieser Stadt lebt, finde ich: Wir müssen auf eine vernünftige Verkehrsentwicklung achten.“
Finnland und Norwegen
:Straßenverkehr muss nicht tödlich sein
Kein einziger Verkehrstoter in einem ganzen Jahr in Helsinki – 55 Todesopfer dagegen auf den Straßen Berlins. Mit welchen Mitteln die finnische Hauptstadt das Leben ihrer Bürger beschützt.
Uneingeschränkte Zustimmung. Da muss sich endlich etwas tun. Wohlgemerkt nicht nur in seiner Heimatstadt, sondern auch im Rest der Republik, wie Söder tags darauf – diesmal womöglich in der Rolle als künftiger Unionskanzlerkandidat – in der FAZ darlegte: „Wir haben uns in Deutschland zu einseitig auf die Bahn und den öffentlichen Personennahverkehr fixiert.“ Auch da: nur Zustimmung. Und damit wieder nach Nürnberg, wo sich weitere Ideen für das Wahlprogramm aufdrängen.
Endlich den Takt der U-Bahn ausdünnen zum Beispiel, der ersten fahrerlos vollautomatisierten in Deutschland und deshalb ohnehin viel zu progressiven. Oder die buckelpistigen Baumwurzelpfade (offiziell firmieren sie unter der Bezeichnung Radweg) umwidmen, die vielerorts Autofahrer um einige Zentimeter in ihrer Bewegungsfreiheit einschränken. Und zwar in: verkehrsbeschleunigte Verbrennerbereiche.
Und, natürlich: die Magnetschwebebahn bauen! Eine Art der Fortbewegung, die bei all dem ideologiegetriebenen Fokus auf Bahn und Rad viel zu kurz gekommen ist. Experten halten deren Nutzen zwar für überschaubar, aber das soll hier nichts zur Sache tun.
Söders Wahlprogramm stünde also. Sein Platz bliebe in Bayern. Und genug Kapazitäten für den OB-Job hätte er auch, zur Not in Teilzeit, so wie als Parlamentarier. Unabhängig vom Ausgang des möglichen Machtkampfs kann die Nürnberger CSU deshalb mit dem Plakatedrucken beginnen, Slogan: „Der König kommt!“ So oder so.