AUDIO: „Antidepressants“: Suede entwerfen ein düsteres Bild der Gegenwart (7 Min)
Stand: 10.09.2025 07:38 Uhr
Suede war eine der erste Brit Pop-Bands der 90er, hatte Hits wie „Animal Nitrate“. Während Oasis und Blur berühmt wurden, kämpfte Sänger Brett Anderson mit den Drogen. Nun erschien das überraschend zeitkritische Album „Antidepressants“.
„Ich nehme das Leben heutzutage als zunehmend zersplittert und zerfasert wahr. Die Menschen sind immer stärker voneinander getrennt. Das ist paradox! Denn es gibt so viel Potenzial für Verbundenheit. Aber es scheint, als zerfalle die Welt in viele kleine Gruppen“, sagt Brett Anderson. Er trägt Seidenhemd und elegante Kurzhaarfrisur. Mit bald 60 Jahren sieht der Sänger von Suede deutlich gesünder aus, als noch in den, von Drogenkonsum geprägten Neunzigern.
Schon lange lebt er mit seiner Familie auf dem Land. Und präsentiert sich auf dem neuen Album von Suede als kritischer Beobachter des modernen Zeitgeists. „Als Bürger wirst du im 21. Jahrhundert ständig wie ein Schaf behandelt. Immerzu wird dir gesagt, was du zu tun hast. Du setzt deine Kopfhörer auf; und die teilen dir mit, wann sie verbunden sind und wann nicht. So entsteht ein subtiles Gefühl der Entmündigung. Eines der Leitmotive dieses Albums ist, sich gegen diese Entmündigung zu Wehr zu setzen.“
Brett Anderson sieht Suedes Songs als moderne „Antidepressiva“
Auf dem Album „Antidepressants“ entwirft Anderson ein düsteres Bild der Gegenwart. Im Stück „Disintegrate“ läuft das lyrische Ich an verdreckten Stränden entlang. Es erlebt endlose Hitzesommer, möglicherweise eine Anspielung auf die Folgen des Klimawandels.
Im Song „Trance State“ singt Anderson, sich wie betäubt zu fühlen. Das moderne Subjekt als fremdgesteuertes Wesen? „Ich finde es faszinierend, wie wir als moderne Gesellschaft menschliche Zustände medikalisieren. Die Wissenschaft meint, jeden Aspekt der menschlichen Natur kontrollieren zu können. Der Titel „Antidepressants“ bezieht sich aber auch auf die elf Stücke. Die Songs sind wie Antidepressiva. Sie werden dich durch den Tag bringen.“
Wach und wütend
Auf ihrem zehnten Album orientiert sich Suede am Sound des „Post Punk“: Einem Musikstil, der in den späten 1970er Jahren als Reaktion auf die Thatcher-Regierung in Großbritannien entstand. Suede klingt wach und wütend wie lange nicht. Die Band erschöpft sich aber nicht im Kulturpessismismus.
Das Stück „Dancing With The Europeans“ ist ein Loblied auf die Gemeinschaft. Eine Liebeserklärung an Europa. „Ich verbringe sehr viel Zeit in Europa. Und ich liebe die europäische Sensibilität. Diese Mentalität der „kleinen Engländer“, der fahnenschwingende Nationalismus des Brit Pop, haben mich überhaupt nie interessiert.“
Antidepressants
Suede
- Genre:
- Pop
- Label:
- BMG Rights
- Bestellnummer:
- 4099964174090
- Veröffentlichung:
- 05.09.2025