Während russischer Angriffe gegen die Ukraine hat Polens Armee Drohnen zerstört, die in den Luftraum des Nato-Landes eingedrungen waren. Die im Luftraum über Polen abgeschossenen Drohnen stammen nach polnischen Regierungsangaben aus Russland. „Dies ist der erste Fall, in dem russische Drohnen über dem Gebiet eines Nato-Staates abgeschossen wurden, weshalb alle unsere Verbündeten die Situation sehr ernst nehmen“, sagte Ministerpräsident Donald Tusk nach einer Krisensitzung der Regierung. Er sei im ständigen Kontakt mit Nato-Generalsekretär Mark Rutte und den anderen Bündnispartnern. „Wir haben es höchstwahrscheinlich mit einer Provokation im großen Maßstab zu tun.“
Tusk sagte weiter, bei der nächtlichen Abschussaktion sei niemand verletzt worden. Die Suche nach den Trümmern der Drohnen laufe weiter. Der Regierungschef appellierte an die Bevölkerung, Ruhe zu bewahren, nicht in Panik auszubrechen oder auf russische Desinformationskampagne hereinzufallen.
Das polnische Militär hat die „beispiellose“ Verletzung des polnischen Luftraums als „Akt der Aggression“ verurteilt. „Nach dem heutigen Angriff der Russischen Föderation auf ukrainisches Territorium kam es zu einer beispiellosen Verletzung des polnischen Luftraums durch drohnenartige Objekte“, erklärte das Einsatzkommando der polnischen Streitkräfte am Mittwoch in Onlinenetzwerken. „Das ist ein Akt der Aggression, der eine echte Bedrohung für die Sicherheit unserer Bürger darstellt.“
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Insgesamt seien ein Dutzend drohnenartige Objekte registriert worden. Einige von ihnen seien abgeschossen worden. Polens Regierungschef Donald Tusk schrieb auf X, es seien Waffen gegen die Flugobjekte eingesetzt worden. Er sei in ständigem Kontakt mit der Armeeführung, dem Verteidigungsminister und dem Präsidenten.
Nach Angaben des Warschauer Verteidigungsministeriums sollten an der Sondersitzung alle für die Sicherheit des Landes zuständigen Ministerien teilnehmen. Präsident Karol Nawrocki kündigte eine Sitzung des Sicherheitsrates an und schrieb auf X, er habe an einer Besprechung des Einsatzkommandos der Streitkräfte teilgenommen. „Die Sicherheit unseres Landes hat für uns höchste Priorität und erfordert eine enge Zusammenarbeit“, schrieb der nationalkonservative Präsident.
Hauptstadt Inside von Jörg Quoos, Chefredakteur der FUNKE Zentralredaktion
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Verteidigungsminister Wladyslaw Kosiniak-Kamysz teilte mit, die Führung der Nato sei informiert. Die Heimatschutz-Einheiten der Armee seien angewiesen, am Boden nach Trümmern der abgeschossenen Drohnen zu suchen. Er appellierte an die Bürger, sich diesen Trümmern nicht zu nähern und im Falle eines Fundes die Polizei zu informieren.
Drohnentrümmer beschädigen Dach von Wohnhaus in Ostpolen
Im ostpolnischen Dorf Wyriki ist das Dach eines Wohnhauses von Trümmern einer abgeschossenen Drohne getroffen worden. Das meldete die polnische Nachrichtenagentur „PAP“. Verletzt wurde niemand. Im örtlichen Medienberichten wurde ein Bild des stark beschädigten Dachstuhls des Gebäudes gezeigt. Das Haus stehe mitten im Zentrum des Dorfes zwischen Gemeindeverwaltung und der örtlichen Grundschule, hieß es. Wyriki liegt in der Wojwodschaft Lublin und ist etwa 15 Kilometer von der Grenze zu Belarus und um die 35 Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt.
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⚡ Russian drones violated Polish airspace overnight. Poland shot some down, but debris struck a house in the village of Wyryki, damaging the roof and a car. No one was injured, but PM Donald Tusk called it an “act of aggression.”
Polsat News says Poland may consider invoking… pic.twitter.com/KFgMRbUesd
— Andrew Mercado (@Guru_Merc) 10. September 2025
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Weitere Trümmerteile wurden in der Nähe des ostpolnischen Biala Podlaska gefunden. Bisher gibt es keine Berichte über Verletzte, nachdem in der Nacht mehr als ein Dutzend Drohnen in den polnischen Luftraum eingedrungen und abgeschossen worden waren. Polizei und Militär sind weiterhin auf der Suche nach Drohnen oder Drohnenteilen. Der Generalstab rief die Bevölkerung auf, sich gefundenen Trümmerteilen nicht zu nähern, sondern den Notruf zu wählen und die Polizei über den Fund zu informieren.
Vier Flughäfen in Polen waren geschlossen
Wie mehrere Medien unter Berufung auf die US-Luftfahrtbehörde FAA berichteten, schlossen die polnischen Behörden kurzzeitig vier Flughäfen, darunter den internationalen Flughafen Warschau. In einer Mitteilung für Piloten heiße es, der Flughafen Warschau-Chopin sei „aufgrund ungeplanter militärischer Aktivitäten im Zusammenhang mit der Gewährleistung der staatlichen Sicherheit“ nicht verfügbar.
Der Flughafen Warschau-Chopin teilte mit, wegen Aktivitäten der Armee sei ein Teil des Luftraums über Polen geschlossen. Betroffen waren demnach zudem unter anderem die Flughäfen in Lublin und Rzeszow im Osten des Landes. Wie der Chopin-Flughafen später mitteilte sei der Flugbetrieb aber wieder aufgenommen. Es könne jedoch noch zu einzelnen Verzögerung im Betriebsablauf kommen. Auch an den anderen zunächst gesperrten Flughäfen des Landes, einschließlich im ostpolnischen Lublin, konnte der Flugbetrieb wieder aufgenommen werden.
Härteres Vorgehen gegen Luftraumverletzungen angekündigt
In den vergangenen Wochen waren mehrfach Drohnen in den Luftraum über Polen eingedrungen und abgestürzt. Verletzt wurde dabei niemand. Der Verteidigungsminister hatte bereits am Dienstag gesagt, die Drohnen könnten zukünftig abgeschossen werden, wenn dies vertretbar sei. Die Entscheidung darüber müsse die Armee im Einzelfall treffen.
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Nach der erneuten Verletzung des polnischen Luftraums durch russische Drohnen hat Kiew das Vorgehen Moskaus scharf kritisiert. Kreml-Chef Wladimir Putin werde nicht aufhören, „den Westen zu testen“, solange er „keine entschiedene Antwort“ auf die Aggressionen Russlands erhalte, erklärte der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha auf X. Der russische Präsident „weitet seinen Krieg weiter aus“, fügte er hinzu.
Nach Ansicht Sybihas wird eine „schwache Reaktion jetzt Russland noch mehr provozieren und dann werden russische Raketen und Drohnen noch weiter nach Europa hinein fliegen“.
Das EU- und Nato-Mitglied Polen ist ein wichtiger politischer und militärischer Verbündeter der von Russland angegriffenen Ukraine. Das Land hat auch eine zentrale Funktion als logistische Drehscheibe für die Militärhilfe des Westens für Kiew. Polen fühlt sich auch selbst von Russland bedroht und rüstet massiv auf.
dpa/afp/bee/jcst