Das makroökonomische Umfeld in Europa präsentiert sich stabil, mit moderatem Wachstum, das sich jedoch dank der fiskalischen Impulse in Deutschland in der zweiten Jahreshälfte 2025 und im Jahr 2026 potenziell beschleunigen könnte.
Dies schafft positive Rahmenbedingungen für Aktien, insbesondere nach der Klärung der Zollunsicherheit. In den USA ist mit einigen Zinssenkungen zu rechnen, wenngleich unklar ist, ob das Gleichgewicht zwischen einem sich abschwächenden Arbeitsmarkt und den möglichen Auswirkungen der Zölle auf die Inflation erhebliche geldpolitische Impulse zulassen wird. Wir erwarten in den kommenden Monaten eine Konvergenz des Wirtschafts- und Gewinnwachstums zwischen den USA und Europa. Das könnte für europäische Aktien von Vorteil sein, da sie weiterhin mit einem Abschlag gehandelt werden.
Der US-Markt hat durch das Gewicht der Technologiebranche am Gesamtmarkt einen strukturellen Vorteil. Die Führungsposition in diesem Bereich ist unangefochten und treibt das Wachstum weiter an. Europa hat seinerseits eine sich möglicherweise wieder beschleunigende Konjunktur und günstige Bewertungen, die seiner relativen Performance in den nächsten 12 Monaten helfen könnten, vorausgesetzt, die von Deutschland angekündigten Konjunkturmassnahmen werden umgesetzt.
Verbesserte Rentabilität trifft günstige Bewertungen – Chancen in Banken und in Osteuropa
Wir favorisieren Banken aufgrund ihrer seit 2020 deutlich verbesserten Rentabilität, die sich jedoch noch nicht in den moderaten Bewertungen widerspiegelt. Künstliche Intelligenz könnte in diesem Bereich ein wichtiger Treiber für Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen sein. Dieser Sektor könnte potenziell am meisten von einer Senkung der Back- und Front-Office-Kosten profitieren.
Aufgrund der durch den Ukraine-Krieg verursachten Unsicherheit sind mehrere Länder in Mittel- und Osteuropa nach wie vor sehr günstig bewertet. Zwar möchten wir keine konkrete Zahl für die Wahrscheinlichkeit einer Lösung des Konflikts nennen, wir glauben jedoch, dass das Aufwärtspotenzial für die Makroökonomie und die Unternehmensgewinne erheblich sein könnte.
Zyklische Sektoren profitieren – ohne Reformen droht Standortnachteil gegenüber USA
Wir glauben, dass zyklische Werte in Europa noch mehr Spielraum haben, da sich der Konjunkturzyklus bis ins nächste Jahr hinein fortsetzt. Traditionelle defensive Werte sind in vielen Fällen strukturellen Risiken ausgesetzt, beispielsweise in Bezug auf Konsumtrends bei Basiskonsumgütern oder die Pipeline im Gesundheitswesen, und bieten wenig Visibilität hinsichtlich des Gewinnwachstums.
Abgesehen von einer möglichen Verschlechterung oder Verbesserung der Beziehungen zu den USA, die sich nur schwer vorhersagen lassen, sind die grössten Risiken, dass Deutschland die fiskalischen Impulse nicht umsetzt und die EU die Chance zur Reform und Vereinfachung des regulatorischen Umfelds nicht nutzt. Dies würde die EU historisch gesehen zu einem weniger attraktiven Investitionsstandort als die USA machen. Darüber hinaus könnten die Spannungen um die Staatshaushalte in Europa und den USA zu Gewinnmitnahmen führen. Wir würden diese allerdings eher als Kaufgelegenheiten betrachten, solange sich die Inflationslage nicht wesentlich verschlechtert.
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