Alle sind sie wieder mit dabei. Misanthrop Hubert aus Wien. Frau Gscheitinger, die Frau, die zu allem und jedem ihre eigene Wahrheit hat. Die Omma, die auch mit 98 nichts anbrennen lässt. Und natürlich die schwäbische Yogalehrerin, die Yoga nach schwäbischer Hausfrauenart lehrt. Und sie alle sind Barbara Weinzierl, die personifizierte One-Woman-Comedyshow. Die Tochter des 2019 verstorbenen österreichischen Schauspielers und Kabarettisten Kurt Weinzierl liebt es, in verschiedene Rollen zu schlüpfen. Das tut sie in Fernsehserien wie „Dahoam is dahoam“ oder „Watzmann ermittelt“ und in ihren Kabarettprogrammen. Auch privat mag sie es vielseitig: Weinzierl ist Mutter, Autorin, Malerin, bietet als Coach Impro-Schauspieltraining und Lachyoga-Workshops an. In ihrem aktuellen Kabarettsolo „#Alles gut?!“ beschäftigt sie sich in ihren Paraderollen mit einer gängigen Floskel unserer Zeit und damit, warum heutzutage alles immer gut sein muss. Am Mittwoch, 17. September, kommt sie damit in den Schlachthof in München.
Montag: Die Stimme trainierenDie Sängerin Andrea Gegner gibt nicht nur Konzerte, sie coacht auch Menschen, die ihre Stimme weiterentwickeln möchten. (Foto: Christian Endt)
Ein Tag bei mir fängt immer mit meinem Morgenritual an. Yoga, Meditation, mein Tagebuch und eine Tasse Kaffee. Natürlich kommt der Kaffee erst nach dem Yoga. Gleichzeitig ist es mir zu akrobatisch. „Wer reden kann, kann singen“, das ist das Motto von Andrea Gegner, der großartigen Sängerin und Gesangsmentorin in Neuperlach. Heute gehe ich zu ihr zum Gesangscoaching. Als Sängerin habe ich sie schon bei einigen Konzerten bewundert. Sie singt grandios. Normalerweise machen mir solche tollen Künstler als Lehrer Angst, aber bei Andrea habe ich mich schon beim Vorgespräch so gut gefühlt. In meiner Gesangsstimme ist da echt noch Luft nach oben. Ich kann sie auch Nicht-Schauspielern wärmstens empfehlen. Sie holt aus jeder Stimme was raus. Danach geht es dann in die Ottobrunner Straße zum Wirtshaus „Der Hufnagel“. Hier gibt es eine sensationelle Speisekarte. Total nette Wirtsleute und eine super aufmerksame Bedienung. Was will man mehr? Ich kenne den Laden, seit ich dort im Mai mit meinem Kabarettprogramm aufgetreten bin. Bin mittlerweise Stammgast dort.
Dienstag: Begabter ZeichnerDer Münchner Künstler Max Theo Kehl hat die Kabarettistin Barbara Weinzierl gezeichnet. (Foto: Max Theo Kehl)
Nach dem Morgenritual fahre ich nach Grünwald. Dort lebt und arbeitet mein befreundeter und begnadeter Künstler Max Theo Kehl. Vor ein paar Tagen hat Max mir als Überraschung das Foto einer Zeichnung geschickt, die er von mir gemacht hat. So berührend und wunderbar hat er mich dargestellt. Heute fahre ich zu ihm und hole das Original ab. Ich mag seine Zeichnungen wirklich sehr. Da ist alles analog mit Zeichenstift. Nix KI oder so. Ich glaube fest daran: Der macht mal Weltkarriere. Ein Stipendium in Rom hatte er schon. Leider läuft zurzeit keine Ausstellung von ihm. Deshalb habe ich mich entschieden, ihn in die Alte Pinakothek zu entführen. Was ich auf jeden Fall sehen möchte, ist die Ausstellung „Alte Meister in Bewegung“ mit folgender Beschreibung, die mich auf Anhieb angesprochen hat: „Erstmals in der Geschichte der Alten Pinakothek wird die traditionelle Ordnung der Galerie, die chronologischen und geografischen Gesichtspunkten folgt, in weiten Teilen des Rundgangs hinterfragt. Viele Hauptwerke, die zuvor stets räumlich getrennt waren, sind nun über Stil- und Epochengrenzen hinweg zu Nachbarn geworden“. Und das Ganze neben einem Künstler anzuschauen, macht den Museumsbesuch ganz besonders.
Mittwoch: Spaß im SchlachthofWieder mit dabei in Barbara Weinzierls neuem Solo „#Alles gut?!“: Ihre Kultfigur, die Omma, die auch mit 98 nichts anbrennen lässt. (Foto: Petra Schönberger)
Heute gibt’s zum Morgenritual auch noch ein paar Stimmübungen und Textauffrischung. Denn am Abend um 20 Uhr geht für mich im Wirtshaus im Schlachthof die Herbstsaison mit meinem aktuellen Kabarett-Programm „#Allesgut!?“ los. Ich freu’ mich jedes Mal, wenn ich wieder im Schlachthof auftrete. Heute habe ich auch mal wieder einen Überraschungsgast auf der Bühne dabei. Diese Mischung aus Wirtshausgeruch und Kabarettgenuss ist bei den Leuten sehr beliebt. Ich habe das Programm „#Allesgut?!“ getauft, weil es mir ziemlich auf den Zeiger geht, dass so viele Menschen diese Floskel benutzen für Dinge, die gar nicht gut sind. Zum Beispiel „Oh ich bin ihnen auf den Fuß getreten, bitte entschuldigen Sie“ Antwort: „Alles gut“. Ich hoffe damit, dass der ein oder andere diese Redewendung zumindest mal überdenkt. Ich freue mich auf ein lachfreudiges Publikum. Ich mache seit 2016 regelmäßig zwei Auftritte im Jahr dort. Und jedes Mal ist es eine echte Freude.
Donnerstag: Gemütlicher AusflugSchöner Ausflug auf dem Chiemsee: Von Gstaad aus mit dem Schiff zur Fraueninsel schippern.. (Foto: Johannes Simon)
Für den Vormittag habe ich mich in Rosenheim zu einem Personal-Yoga-Coaching bei der wundervollen Sabine Kastner in ihrer Praxis angemeldet. Bei ihr lerne ich immer wieder Neues über Yoga, obwohl ich schon Yoga übe, seit ich 17 bin. Ich freue mich sehr, dass Yoga so bekannt geworden ist. Als ich damit angefangen habe, hat man das Ganze noch nicht gekannt. Ich wurde oft für mein seltsames „Yoghurt“, wie es mein Vater mal nannte, belächelt. Anschließend fahren mein Mann und ich nach Gstaad und schippern von dort aus auf die Fraueninsel. Die Fraueninsel ist eines der schönsten Ziele für mich. Besonders, weil dort keine Autos fahren und alles so gemütlich ist. Ob wir nun im „Klosterwirt“ oder beim „Pollfischer“, dem netten Fischrestaurant, oder in der „Linde“ essen werden, das werden wir vor Ort entscheiden.
Freitag: Besondere Fotoporträts
Das Morgenritual wird heute etwas kürzer ausfallen, weil es mittags Richtung Ammersee geht, da lasse ich mich von Beate Kellmann, der zauberhaften Fotografin, für neue Agenturfotos ablichten. Ich hoffe auf einen Sonnentag mit wundervollem Frühherbst-Licht. Beate fotografiert auch bei Regen und Schnee ausgesprochen einfühlsam. Ihrem Auge entgeht nichts. Ich habe schon mit ihr gearbeitet und kann sie wirklich guten Herzens jedem empfehlen, der Fotos von sich braucht. Am Abend gehe ich noch mit einer Freundin in die Kleine Komödie. „Achtsam morden“ heißt das Stück. Da freue ich mich sehr drauf. Klingt jedenfalls interessant.
Samstag: Treiben lassen auf der Wiesn16 Tage Ausnahmezustand: Heute beginnt das 190. Oktoberfest auf der Münchner Theresienwiese. (Foto: Stephan Rumpf)
Heute um 11 beginnt der Wochenend-Workshop für Impro-Theater, den ich für die Volkshochschule München leite. Das wird bestimmt wieder ein sehr lustiges Highlight. Es gibt so viele tolle Leute, die sich da ausprobieren. Und am Abend kommt der Termin, den keiner, der in München zu Hause ist, schwänzen sollte: der Wiesn-Start. Ich werde am frühen Abend allein hinfahren und mich ein bisschen in der Menge treiben lassen. Ich liebe es, auf die Wiesn zu gehen, ohne Konzept. Irgendwas ergibt sich immer. Vielleicht wird es diesmal die Alte Wiesn, vielleicht will ich aufs Riesenrad. Da lass’ ich mich mal von mir überraschen. Manchmal laufe ich auch Leuten über den Weg, die ich ewig nicht mehr gesehen habe.
Sonntag: Meister der ImprovisationSie ist eine der ersten professionellen Impro-Gruppen in München: Tatwort improvisieren heute im Theater Drehleier. (Foto: Drehleier)
Nach dem Treffen mit der Improgruppe geht’s mit dem Rad nach Haidhausen. Auf dem Weg bekomme ich den Kopf frei für neue Ideen für mein neues Programm, an dem ich gerade arbeite. Die tollsten Ideen kommen nicht am Schreibtisch, sondern auf dem Fahrrad. Da muss ich oft schnell absteigen und in mein Diktiergerät reden, damit die Idee nicht unter die Räder kommt. Und abends geht es dann mit einer Freundin ins Theater Drehleier zur Improgruppe „Tatwort“. Da freue ich mich ganz besonders drauf. Die sind so gut und ich kenne sie schon so lange. Das war eine der ersten professionellen Impro – Gruppen in München. Ich habe dort auch einige Kurse gemacht. Bin jedes Mal wieder happy, wenn ich als Gast dort bin. Zum Glück spielen sie regelmäßig jeden Sonntag.
Die Schauspielerin und Kabarettistin Barbara Weinzierl. (Foto: Beate Kellmann)
Barbara Weinzierl wurde in Klagenfurt geboren. Seit 1976 lebt die Tochter der österreichischen Schauspieler Susanne und Kurt Weinzierl in München. Nach einer Ausbildung als Schauspielerin bildete sie zusammen mit Ottfried Fischer, Günther Knoll, Manfred Krause und Wolfgang Sell die Kabarettgruppe „Machtschattengewächse“, die wiederum das Hinterhoftheater in München unter der Leitung von Günther Knoll aus der Taufe hob. Daneben spielte sie an der Seite von Eddi Arent, Jochen Busse und Dieter Hildebrandt in diversen Sketchsendungen. Nach zwei Jahren Kabarettauftritten folgten Rollen am Theater, in Film und Fernsehen, darunter den „Rosenheim Cops“ und „Dahoam is Dahoam“. Seit 2018 spielt sie an der Seite von Andreas Giebel die Elli Beissl in der BR-Serie „Watzmann ermittelt“, trainiert diverse Improtheater-Gruppen und tourt als Solokabarettistin durch den deutschsprachigen Raum. Ihr aktuelles Programm heißt „#Allesgut!?“.