Wuppertal (NRW) – Mit dem Schlüsseldienst verschafften sich die Elite-Polizisten am Mittwoch noch vor dem Sonnenaufgang Zutritt zu einem Mehrfamilienhaus in Wuppertal-Barmen. Ihr Ziel ist die Wohnung eines Aserbaidschaners. Der 40-Jährige soll mit Mittätern mindestens 87 Menschen mit Wohnmobilen eingeschleust haben.
Nachdem die Haustür in der Wuppertaler Melanchthonstraße (Nordrhein-Westfalen) gegen 6 Uhr geöffnet wurde, stürmten die eingesetzten Bundespolizei-Beamten der Mobilen Kontroll- und Überwachungseinheit (MKÜ) aus Sankt Augustin zur Dachgeschoss-Wohnung und nahmen den mutmaßlichen Schleuser fest.
Die Einsatzkräfte warten vor dem Haus, bis der Schlüsseldienst ihnen die Tür geöffnet hatte
Foto: Blaulicht Aktuell Solingen/Gianni Gattus
Danach wurden die Wohnung und das Auto des Beschuldigten durchsucht. Die Ermittlungen in dem Verfahren führt die Bundespolizeiinspektion Ebersbach (Sachsen) im Auftrag der Staatsanwaltschaft Görlitz durch.
Die Schleuser-Bande um den Aserbaidschaner soll im August und September 2024 bei sechs Fahrten die „Drittstaatsangehörigen von Kroatien nach Deutschland und auch nach Italien eingeschleust haben“. Dem Mann wird vorgeworfen, in Deutschland die Wohnmobile für die Schleuser-Fahrten angemietet und die Fahrer angeworben zu haben. Diese haben dann gegen Bezahlung die Transporte der Migranten durchgeführt.
Auch das Auto des Verdächtigen wurde durchsucht
Foto: Blaulicht Aktuell Solingen/Gianni Gattus
Schleusungen unter unwürdigen Bedingungen
Pro Fahrt wurden Gruppen von zehn bis zu 23 Personen transportiert. Die Menschen mussten sich in den Campern verstecken, durften sie nicht verlassen. Laut Polizeibericht mussten sie „ihre Notdurft offen im Fahrzeuginneren verrichten und viele Fahrtstunden ungesichert überstehen. Es wurden auch Kinder und Frauen geschleust“.
Bundespolizisten bringen eine Kiste mit Beweismitteln aus dem Haus in Wuppertal
Foto: Blaulicht Aktuell Solingen/Gianni Gattus
Die Schleuser gerieten im Sommer 24 ins Visier der sächsischen Ermittler. Alfred Klaner, Sprecher der Bundespolizeiinspektion Ebersbach, zu BILD: „Die tschechische Polizei konnte eine Schleusungsfahrt mit Migranten vor dem Grenzübertritt stoppen und den Fahrer festnehmen.“
„In der Folge haben unsere Ermittlungen weitere Schleusungsfahrten ergeben, die dem heute festgenommenen Organisator vorgeworfen werden“, sagt Klaner weiter. So gab es auch zwei Fahrten über die deutsch-tschechische Grenze, bei denen die eingeschleusten Migranten dann im Raum Bautzen abgesetzt wurden.
Bei der heutigen Razzia konnten die Beamten Beweismaterial, unter anderem mehrere Mobiltelefone, sicherstellen. Der Tatverdächtige wird noch am Mittwoch dem Haftrichter am Amtsgericht Wuppertal vorgeführt.